Drohendes Verbot von Kautschukimporten ab 2030

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Da mit Kautschuk aus Löwenzahn, Tomaten oder Baumrinde vermeintlich bald ausreichend Alternativen zu dem aus den klassischen Erzeugerländern in Südostasien stammenden verfügbar sein werden, soll dessen Kohlendioxid verursachender Transport von dort bzw. über zu weite Strecken ab 2030 verboten werden, was für Europa/Deutschland quasi einem Importverbot gleichkäme (Bilder: SRI, Pexels/Min An, Pexels/Markus Spiske, Pexels/ Engin Akyurt)

Derzeit tut die Politik ihr Möglichstes, um die Kohlendioxidemissionen zu senken und damit einer drohenden „Klimakatastrophe“ entgegenzuwirken. Vielen fällt in diesem Zusammenhang das zuletzt lautstark diskutierte Verbot von mit Gas oder Öl betriebenen neuen Heizungsanlagen ein oder die vom EU-Parlament abgenickte sogenannte Sanierungspflicht für Gebäude, die bestimmte Energieeffizienzklassen nicht erfüllen. Mit Blick auf den besonders in der Kritik stehenden Verkehrssektor ist vor allem das Verbot der Neuzulassung mit Benzin oder Diesel angetriebener Pkw ab 2035 zu nennen, wobei nunmehr abgesehen von Elektroautos nun zumindest noch solche Verbrenner erlaubt sein sollen, die klimaneutrale E-Fuels tanken. Doch all diesen und weiteren Anstrengungen zum Trotz wird befürchtet, dass es nicht genügen könnte, um die Erderwärmung auf die maximal angestrebten 1,5° Celsius zu begrenzen. Daher macht nun ein Vorschlag die Runde, der die Reifenbranche ganz direkt betreffen könnte – zumindest die Hersteller mit Produktionsstandorten (zu) weit entfernt von den klassischen Lieferantenländern für den im Reifenbau und für die Fertigung von technischen Elastomererzeugnissen benötigten Naturkautschuk.

Da stellt man sich als Erstes die Frage, warum gerade dieses Material in den Fokus gerückt sein könnte. Schließlich handelt es sich um ein – wie der Name bereits sagt – aus Pflanzen bzw. Kautschukbäumen gewonnenes natürliches Produkt. Was sollte daran nicht nachhaltig sein? Zumal Pflanzen ja sogar Kohlendioxid aufnehmen, um daraus mittels Fotosynthese energiereiche organische Verbindungen (vor allem Kohlenhydrate) aufzubauen. Das Problem an der Sache ist allerdings nicht der Naturkautschuk selbst, sondern dessen Transport an die Orte, wo er benötigt wird. Da die Haupterzeugerlänger nun aber vor allem in Südostasien liegen – allein Indonesien, Thailand und Malaysia decken einen Großteil des weltweiten Bedarfes – wird sein „Kohlendioxidrucksack“ bei Lieferungen etwa in europäische oder US-amerikanische Werke von Reifenherstellern als kritisch angesehen. Zumindest vonseiten eines unter dem Dach der Vereinten Nationen formierten länderübergreifenden Zusammenschlusses von auf jeweils nationaler Ebene agierender Netzwerke, die sich auf Nachhaltigkeitsinformationen spezialisiert haben. Gefordert wird insofern, die Transportwege für Naturkautschuk ab dem Jahr 2030 auf maximal 1.000 Kilometer außerhalb des jeweiligen Erzeugerlandes zu begrenzen.

Verwiesen wird in diesem Zusammenhang darauf, dass längere Transportwege dann wohl auch gar nicht mehr nötig seien. Denn es werde ja bereits an vielen Lösungen gearbeitet, Kautschuk für die Reifenproduktion oder technische Elastomererzeugnisse aus alternativen Quellen zu beziehen. Dabei wird beispielhaft auf Projekte von Continental und anderer verwiesen, die an der Kautschukgewinnung aus Löwenzahn arbeiten. Und der könne schließlich auch in hiesigen Regionen angebaut werden, sodass (zu) weite Transportwege damit obsolet würden. Gleiches gilt für die Forschungsarbeiten des japanischen Herstellers Sumitomo Rubber Industries (SRI) rund um Kautschuk aus Tomatenpflanzen, wobei viele dabei sogleich an unseren Nachbarn die Niederlande als potenziellen Hauptlieferanten denken dürften. Außerdem hat sich bei einem Nokian-Innovationswettbewerb gerade erst ein Projekt den ersten Platz gesichert, bei dem es um die Kautschukgewinnung aus Baumrinde geht. Doch was passiert, wenn alle diese sich mehr oder weniger noch in der Entwicklung befindlichen Methoden bis 2030 noch nicht genügend Kautschuk liefern, um den Bedarf zu wecken?

Umfrage zur befürchteten Deindustrialisierung in Deutschland

(Bild: Deloitte)

Das dürften die Vertreter der United Nations Sustainability Information National Networks (UNSINN) samt und sonders nicht bedacht haben. Noch mehr Reifenhersteller könnten – und müssten – dann wohl aus Europa und nicht zuletzt Deutschland abwandern, um mit ihren Werken näher an die klassischen Kautschukerzeugerländer heranzurücken. Womit sich letztendlich die Befürchtungen bewahrheiten könnten, die sich in den jüngsten Ergebnissen einer Deloitte-Umfrage (siehe nebenstehende Grafik) widerspiegeln. Mit Blick auf Probleme rund um die weltweiten Lieferketten ganz allgemein haben dabei nämlich 462 Prozent die Gefahr als „sehr stark“ oder „stark“ bezeichnet, dass sich Deutschland deindustrialisieren könnte, und weitere 39 Prozent diese Gefahr immerhin noch als „moderat“ bezeichneten. Nach Ansicht von 52 Prozent der Befragten hat speziell Deutschland in den vergangenen Jahren bereits an Attraktivität verloren, und 58 Prozent rechnen demnach damit, dass sich dieser Abwärtstrend weiter fortsetzen wird. Als attraktiverer Standorte erscheinen den meisten Befragten Deloitte zufolge Nordamerika (56 Prozent), Osteuropa (46 Prozent) sowie – beinahe passend zu dem möglichen UNSINN-Verbot – Südostasien (29 Prozent). christian.marx@reifenpresse.de

4 Kommentare
  1. Autobereifung Bartelheim says:

    Darüber hinaus hat die Bundesregierung auf Anregung der MinisterInnen Baerbock und Habeck beschlossen, nunmehr das dringendste Klimaproblem anzugehen: Den Menschen! Dieser atmet ja bekanntlich Sauerstoff ein und CO2 aus und ist somit weltweit der allergrößte Klimaschädling. Die Regierung hat daher beschlossen, ein Sondervermögen i.H.v. 100 Mrd. € aufzulegen, um damit Forschungen zu Möglichkeiten gegen diese immense Problematik zu. fördern. Man stellt sich als Ergebnis vor, Masken zu entwickeln, die das ausgeatmete CO2 ausfiltern und in einen mitzuführenden Tank (ähnlich einer Wasserlunge) umzuleiten. Technisch eigentlich kein Problem. Zu lösen ist allerdings die Frage der Endlagerung des so aufgefangenen klimaschädlichen Gases. Frau Baerbock als Außenministerin schlägt diesbezüglich den Mond vor. Es wird zu diesem Thema eine weitere Koalitionsklausur geben, weil vor allem die FDP dagegen ist. Sie befürchtet eine Verdunkelung des Mondes und damit einhergehend gewaltige Kosten für die zusätzlich notwendige Beleuchtung. Die Opposition ist ebenfalls geschlossen dagegen. Kanzler Scholz schweigt. Noch. Aber wir erwarten einen Wumms!

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  1. […] im Reifenbau benötigten Materials aus den Hauptlieferländern in Südostasien, über das wir am vergangenen Samstag online berichteten. Zwar gibt es die im betreffenden Beitrag genannte Deliotte-Umfrage zu den Befürchtungen rund um […]

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