Marangoni spricht über Rovereto-Zukunft und Stellenabbau, aber keinen Klartext
Nachdem über die Medien des Landes zuletzt öffentlich über den Abbau von Arbeitsplätzen bei dem italienischen Runderneuerungsspezialisten Marangoni in Rovereto spekuliert wurde bzw. darüber, wie viele Stellen davon wohl betroffen sein werden, hat das Unternehmen Anfang dieser Woche selbst nun eine Stellungnahme zur Zukunft des Standortes veröffentlicht. Wer sich davon allerdings ein wenig mehr Klarheit über das hinaus versprochen hat, was CEO Massimo de Alessandri rund einen Monat zuvor bereits gegenüber der NEUE REIFENZEITUNG dazu verlautbaren ließ bzw. in einem späteren Interview mit dieser Fachzeitschrift, wird enttäuscht sein.
Dem Ganzen kann die offensichtlich verunsicherte Belegschaft vor Ort aber wohl wenig Substanzielles entnehmen, stattdessen werden jedoch zumindest die Gründe dafür dargelegt, warum bei Marangoni nun zunehmend die Themen „Reorganisation und Effizienz“ in den Vordergrund gerückt sind. In diesem Zusammenhang ist unter anderem von der Finanzkrise 2008/2009 die Rede und mit welchen Maßnahmen man sich gegen die daraus resultierenden wirtschaftlichen Auswirkungen gestemmt habe: Nachgezeichnet wird hier so ziemlich die gesamte Entwicklung während der Jahre seither anfangen bei einem „strukturellen Downsizing“ der anderen inländischen Marangoni-Fertigungsstandorte (Feltre, Frosinone, Anagni) über die spätere komplette Aufgabe der Neureifenproduktion oder den Verkauf der Pneusmarket-Handelskette bis hin zur Einstellung der Produktion runderneuerter Llkw- und 4×4-Reifen in Rovereto oder die geplante komplette Auslagerung der Vollgummireifenherstellung nach Sri Lanka.
Doch am schwersten zu schaffen macht den Italienern – wie vielen anderen Unternehmen der Runderneuerungsbranche in Europa auch – augenscheinlich, dass Runderneuerte immer stärker in Konkurrenz mit billigen Lkw-Neureifenimporten aus Asien bzw. vornehmlich China stehen. Zwar habe man zwischenzeitlich die Mischungsproduktion in Rovereto konzentriert und auch in das Runderneuerungswerk investiert, um die Effizienz dort zu erhöhen. Doch durch die weiter ungebremst wachsenden China-Importe habe sich die Lage weiter verschärft, sodass das Unternehmen mit Blick auch auf entsprechende Michelin-Werkschließungen in Frankreich, Deutschland und Italien von einem regelrechten Krisenszenario für die Runderneuerungsbranche spricht. Zumal die europäischen Hersteller rund ein Viertel ihres Absatzvolumens eingebüßt hätten.
Insofern sei ein weiteres „Downsizing“ der eigenen Produktion bzw. Organisation unvermeidlich, was im Sinne der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens nun außerdem „Konsequenzen auf personeller Ebene“ unvermeidlich mache. „Das ist eine Situation, die Marangoni – wie wir [angesichts der bisher diesbezüglich offenbar als erfolgreich bewerteten Maßnahmen seit 2008/2009] gesehen haben – unter allen Umständen hat verhindern wollen. Wir kennen jeden einzelnen unserer Mitarbeiter, deren Familien und ihr tägliches Leben. Mit ihnen und dank ihnen ist dieses Unternehmen gewachsen und hat sich zu einer international agierenden Gruppe entwickelt. Jeder einzelne von ihnen, der uns verlassen muss, ist ein schmerzlicher Verlust“, heißt es in der Stellungnahme zur Zukunft des Standortes Rovereto, dessen Erhalt man verteidigen wolle. Weitere Details dazu sind der Veröffentlichung dann allerdings nicht zu entnehmen, sodass die Verunsicherung unter der Belegschaft dadurch bestimmt nicht gerade kleiner werden dürfte. christian.marx@reifenpresse.de
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