„The Tire Cologne“ – Von der Reifen- zur Mobilitätsmesse
Mit einer europäischen Pressekonferenz Mitte/Ende November hat die Koelnmesse GmbH die heiße Phase vor der Premiere der „The Tire Cologne“ vom 29. Mai bis zum 1. Juni 2018 eingeläutet. Mit ihr sollen eingetretene Pfade verlassen und der Entwicklung in der Automotive-Branche Rechnung getragen werden. Oder wie Gerald Böse, Vorsitzender der Geschäftsführung der Koelnmesse, es formuliert: Die „Tire Cologne“ soll mehr sein als nur eine andere Reifenmesse bzw. alter Wein in neuen Schläuchen – er sieht sie besser beschrieben auf dem Weg hin zu einer Mobilitätsmesse. In den noch ausstehenden Monaten bis zu deren Start wollen die Kölner seinen Worten zufolge jetzt jedenfalls „nicht vom Gas gehen“. Im Gegenteil: Sie sind festen Willens, das zusammen mit dem Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseurhandwerk e.V. (BRV) initiierte „gemeinsame Wagnis“ einer neuen Reifenmesse an einem neuen Standort zu einem Erfolg zu führen. „Die Erwartungen sind zu recht hoch. Aber wir sind uns sicher, es zu schaffen“, so Böse.
„Ein Projekt, das wir seit fast drei Jahren intensiv vorbereiten, denn neue Messen oder Messethemen entwickelt man nicht so nebenbei. Es ist unser Geschäft, mit feinem Gespür für Veränderungen, Trends und neue Themen permanent aktiv zu sein und Chancen zu suchen“, erklärt Böse. Dies ist aus dem Blickwinkel von Prof. Dr. Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management GmbH & Co. KG (CAM) auch nötig, weil in Sachen Mobilität derzeit gerade so etwas wie die Neuerfindung des Rades anstehe angesichts solcher Megatrends wie Elektromobilität und autonomes Fahren bzw. den Veränderungen, welche die fortschreitende Digitalisierung des Lebens sowie nicht zuletzt in Bezug auf Mobilität(-sdienstleistungen) mit sich bringt. Zwar ist beispielsweise die Verbreitung rein elektrisch angetriebener Autos nach wie vor nicht allzu groß und wird die Marktdurchdringung autonom fahrender Fahrzeuge nach den Erwartungen beim CAM wohl frühestens ab 2025 so richtig an Fahrt gewinnen. Doch gleichwohl gelte es Bratzel zufolge schon heute, sich auf die kommenden Veränderungen in der Automotive-Branche vorzubereiten.
Und genau dazu soll die „The Tire Cologne“ nach den Vorstellungen der Koelnmesse einen Beitrag leisten können. Aber nach Ansicht von Böse nicht einfach dadurch, dass man eine bis dahin eigentlich etablierte Messe einfach an einen neuen Standort verpflanzt mit ansonsten gleichem Konzept dahinter: Selbst bei bereits etablierten Veranstaltungen müssten kontinuierlich Anpassungen vorgenommen werden, sagt er. „Die klassische Leistungsschau, das war einmal. Messen von heute sind Events, die natürlich auch weiterhin durch Angebotsqualität, Angebotstiefe und mit perfekten Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Geschäftsentwicklung der Kunden überzeugen. Gleichzeitig machen sie Werte, Trends und Themen, die die jeweilige Branche bewegen, erlebbar. Moderne Messen sind ein Mix aus Business und emotionalen Events, die zusätzliche Anreize schaffen, Impulse setzen und Märkte bewegen. Das erwarten ja auch unsere Key-Accounts“, sagt er unter Berufung auf entsprechende Rückmeldungen wichtiger Marktspieler aus der Reifenbranche.
Selbst wenn sich Ingo Riedeberger – im Range eines Direktors bei der Koelnmesse und als solcher verantwortlicher Projektleiter für die neue Reifenmesse am Rhein – auf Nachfrage der NEUE REIFENZEITUNG keine konkreten Zahlen zum aktuellen Buchungsstand entlocken lässt, so macht er jedoch unmissverständlich deutlich, dass nach derzeitigem Stand ein Großteil dessen, was Rang und Namen in der Branche hat, bei der „Tire-Cologne“-Premiere Ende Mai/Anfang Juni in den Kölner Messehallen als Aussteller vertreten sein wird. „Fast 95 Prozent der geplanten Hallenfläche sind bereits belegt. Insgesamt erwarten wir rund 600 ausstellende Unternehmen aus 40 Ländern. Die zwanzig umsatzstärksten Unternehmen der aktuellen ‚Reifenweltrangliste‘ sind in Köln am Start, zum Teil auch mit größeren Präsentationsflächen. Hinzu kommen noch eine Vielzahl weiterer Anbieter und natürlich die wichtigen Reifengroßhändler und Felgenhersteller“, sekundiert der Vorsitzende der Koelnmesse-Geschäftsführung.
Fakt sei letztlich, dass die „Tire Cologne“ im Segment Reifen und Räder bereits heute deutlich besser und internationaler aufgestellt sei, als dies bisher auf einer anderen internationalen Reifenfachmesse der Fall gewesen sei. Angespielt wird damit freilich auf die „Reifen“, die 2016 letztmalig in Essen stattfand und in diesem Herbst ihre Premiere unter dem Dach der „Automechanika“ in Frankfurt haben soll. Den eigenen Erfolg bzw. den offenbar zufriedenstellenden Buchungsstand führt Böse jedenfalls darauf zurück, dass man in Köln nun vieles anders machen will, dabei eben auch neuen Trends verstärkt Rechnung trägt und bei alldem zugleich nicht den Event-Charakter aus dem Blickwinkel verliert. „Diese Attribute fehlten aus unserer Sicht, aber auch aus Sicht der Branche, den einschlägigen Reifenmessen in der Vergangenheit. Die ‚The Tire Cologne‘ ist beides, eine Businessmesse und zugleich eine Event-Messe, mit attraktiven Show-Acts und Event-Programmen auch auf dem Freigelände der Koelnmesse. Wir haben Perspektiven erarbeitet, wie eine zukünftige Ausrichtung aussehen muss und welche Wachstumspotenziale es gibt“, erklärt er.
In diesem Zusammenhang spricht Böse von einem „tollen Prozess“, den man zusammen mit dem BRV – ideeller Träger der neuen Messe wie zuvor lange Jahre und bis zuletzt einschließlich noch 2016 bei der „Reifen“ in Essen – rund um die Entwicklung der neuen Reifenmesse in Köln vorangetrieben habe während der zurücklegenden zwei bis drei Jahre. Insofern werde die neue Messe seiner Überzeugung nach ein Branchenabbild auf allen Ebenen bieten, das exakt den Bedürfnissen des Marktes entspreche und die zukünftige Ausrichtung im Reifenfachhandel unterstreiche. Dazu gehören für ihn neben der Reifenindustrie und dem Reifenhandel mit den ihnen anverwandten Branchen wie Felgen, Runderneuerung oder Großhandel noch „zusätzliche Services in der Reifenwerkstatt, seien es Bremsen, Licht, Motoreinstellungen oder Stoßdämpfer“. Damit spiegelt die Messe nicht zuletzt die Entwicklung im Reifenfachhandel wider, wo sich mehr und mehr Branchenbetriebe nicht mehr allein um das Thema Reifen kümmern, sondern sich darüber hinaus zunehmend unter anderem in Sachen Autoservice engagieren.
Dabei ist der Aufbruch zu neuen Ufern im Reifenhandel bzw. dessen Engagement im Autoservice nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, dass vielfach das Geschäft mit Reifen allein nicht mehr auskömmlich ist. „Veränderung ist kein Anlass für Angst“, so der BRV-Vorsitzende Stephan Helm. Dynamische Entwicklungen seien vielmehr gut vor allem für kleinere Betriebe, die hier dann mit ihrer Flexibilität punkten könnten, befindet er. Helm glaubt jedenfalls, dass die Zukunft nicht weniger, sondern eine andere Art der Mobilität bringen werde. Angesichts einer gleichzeitig steigenden Wettbewerbsintensität stelle dies die Marktteilnehmer zwar vor Herausforderungen. „Doch die Zukunft ist gut für den, der sie aktiv mitgestaltet. Wir haben noch nicht alle Antworten, wollen sie aber gemeinsam finden“, gibt er sich in diesem Zusammenhang daher von dem Konzept hinter der neuen „The Tire Cologne“ überzeugt. Genauso wie Bratzel es „klasse“ findet, dass man mit ihr „eine so Automotive-nahe Messe in Köln etabliert“. Zumal Messen seinen Worten zufolge ganz allgemein Innovationen initiieren und den Austausch fördern könnten und sollten.
Dies gilt wohl umso mehr, je stärker man bereit ist, Neues auszuprobieren bzw. bisher vielleicht unterrepräsentierte Bereiche ein wenig mehr in den Fokus zu rücken. So wie es die Koelnmesse über spezielle Themenflächen während der Messe oder ein begleitendes Tagungs-/Vortragsprogramm in puncto Flottengeschäft/Fuhrparkmanagement, Altreifenentsorgung oder Runderneuerung vorhat. Mit Blick beispielsweise gerade auf Letzteres wäre hier etwa die „Global Retreading Conference“ in Zusammenarbeit mit dem BIPAVER (Bureau International Permanent des Associates de Vendeurs et Rechapeurs de Pneumatiques) zu erwähnen. Besagten Megatrends Rechnung tragend wird zudem „Digital Reality“ eines der besonders hervorgehobenen Themen sein in Köln. Denn wie Böse sagt, betreffe die Digitalisierung alle, sorge für einen tief greifenden Wandel in jedem Lebensbereich und biete letztlich „große Chancen für mehr Lebensqualität, neue Geschäftsmodelle und effizienteres Wirtschaften“.
„Die Digitalisierung ist auch längst in der Reifenbranche angekommen. Was die Digitalisierung für alle Teilnehmer der Reifenbranche schon heute bedeutet und wie sie für ihr Business genutzt werden kann, zeigt die Sonderfläche ‚Digital Reality‘ in zahlreichen Facetten: vom internetbasierten Handel über das Datenmanagement in der vernetzten Werkstatt und Fahrassistenzsysteme bis hin zu den spannenden Möglichkeiten der digitalen Vertriebsunterstützung“, erklärt Böse. Doch ungeachtet dessen, dass man in Köln Messen ganz offensichtlich mehr sieht als „nur“ als Mittel der Produktpräsentation sieht, richtet sich die „Tire Cologne“ doch nichtsdestoweniger an alle „Reifentypen“: von solchen für Pkw bis hin zu den an Muldenkippern montierten mit vier/fünf Metern Durchmesser. „Wir adressieren alle Zielgruppen, die auch Industrie und Handel ansprechen: Lkw, Nutzfahrzeuge, Zweirad und eben Spezialfahrzeuge. Auf der ‚The Tire Cologne‘ findet der Fachbesucher alles auf einen Blick, ohne sich mühsam durch ein für ihn nicht relevantes Angebot durchsuchen zu müssen“, fasst er zusammen. christian.marx@reifenpresse.de
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