„Primacy 3“ entscheidet Autozeitung-Sommerreifentest für sich

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Mit der Autozeitung hat jetzt noch ein weiteres Magazin die Ergebnisse seines aktuellsten Sommerreifentests vorgelegt. Bei ihm ist das Blatt als Folge des VW-Abgasskandals und der Nokian-Testreifenschummeleien inzwischen ebenfalls auf die Linie des ADAC eingeschwenkt, nur noch zum Testzeitpunkt im Handel verfügbare Reifen unter die Lupe zu nehmen. Insofern fehlen bei den insgesamt zehn Kandidaten in der Größe 215/55 R17 W/Y zwar einige Neuheiten wie etwa Bridgestones „Turanza T001 Evo“ oder Contis „PremiumContact 6“, der vor Kurzem erst vorgestellt wurde. Doch so glaubt man, einem möglichen weiteren Vertrauensverlust der Verbraucher in die Automobil-/Reifenindustrie vorbeugen zu können.

Unter den Probanden, die ihr Können bei nasser und trockener Fahrbahn montiert an einem VW Touran 1.4 TSI BlueMotion unter Beweis stellen mussten, finden sich über die jeweiligen Vorgänger der beiden zuvor genannten Modelle – also Bridgestones „Turanza T001“ und Contis „PremiumContact 5“ – hinaus noch Avons „ZV7“, Falkens „Ziex ZE914 Ecorun“, Goodyears „EfficientGrip Performance“ Hankooks „Ventus Prime³“, Michelins „Primacy 3“, Nokians „zLine“, Pirellis „Cinturato P7 Blue“ sowie Vredesteins „Ultrac Satin“. Um mehr Transparenz bemüht, weisen die Tester bei alldem selbst gleich noch darauf hin, dass es sich bei den getesteten Hankook-Reifen unter Berufung auf Herstelleraussagen um eine „sehr frühe Charge“ der Produkte handeln soll, die noch den ursprünglich für die Erstausrüstung ausgegebenen Anforderungen entsprächen. „Das konnten wir jedoch am Reifen selbst nicht erkennen – ebenso wenig wie Sie es könnten“, erklären sie ihren Lesern.

Hankook habe jedoch versprochen, „für den Ersatzmarkt bereits eine Mischung zu verwenden, die mehr Nasshaftung generiert“. Die entsprechende Umstellung für den „Ventus Prime³“ aus chinesischer Produktion ist demnach ab DOT 4016 erfolgt, und mittlerweile würden die Reifen für den europäischen Markt im ungarischen Hankook-Werk gebaut – dort ab DOT3416 mit der neuen Mischung. Das macht zuallererst natürlich neugierig auf das Abschneiden gerade dieses Modells im aktuellen Produktvergleich der Autozeitung. Letztlich kommt es auf eine Platzierung im Mittelfeld, genauer gesagt Rang sechs. Ihm wird eine insgesamt solide Performance bescheinigt, aber sowohl auf nasser wie auf trockener Fahrbahn muss er anderen den Vortritt lassen.

Als Primus beim Spagat zwischen den beiden Wertungsabschnitten erweist sich Michelins „Primacy 3“, der in Summe 256 der maximal möglichen 300 Punkte (je 150 nass und trocken) auf seinem Konto ansammeln kann. Deswegen respektive wegen seiner für sehr gut befundenen Leistungen im Trockenen und Nassen hat ihn die Redaktion zum „überzeugenden Testsieger“ gekürt. Bei nasser Strecke kann der „PremiumContact 5“ das Michelin-Modell mit – so das Blatt – für Conti typisch extrem hohen Reserven zwar überflügeln. Aber wegen „nur“ guten Leistungen auf trockener Fahrbahn muss er sich in der Gesamtwertung und alles in allem 249 einigermaßen knapp dem französischen Wettbewerber geschlagen geben bzw. mit dem zweiten Platz vorliebnehmen. Gemeinsame Dritte werden der „EfficientGrip Performance“ und der „Cinturato P7 Blue“, die jeweils 243 Gesamtpunkte einfahren können.

Das Goodyear-Modell weiß dabei mit dem kürzesten Nassbremsweg ein Glanzlicht zu setzen sowie mit seinem geringen Rollwiderstand. Dafür aber wird ihm auf der anderen Seite ein „relativ träges Fahrverhalten“ bescheinigt, was wohl eine bessere Platzierung verhindert hat. Als Manko des Pirelli-Reifens wird vor allem sein Aquaplaningverhalten in Kurven angeführt, während auf der Habenseite ein „sportlich-agiles Handling“ sowie eine ebenfalls „hohe Energieeffizienz“ stehen. Die Lücke zum sechstplatzieren Hankook-Reifen mit seinen 225 Punkten wird von Nokians „zLine“ (237 Punkte) geschlossen. „Hadert mit Aquaplaning und hat den höchsten Rollwiderstand. Ansonsten klasse“, so das Fazit der Tester zu dem Reifen des finnischen Herstellers. Nichtsdestoweniger vergibt die Autozeitung für die ersten Sechs – also „zLine“ und „Ventus Prime³“ inklusive – das Prädikat „sehr empfehlenswert“.

Hinter den beiden Letztgenannten kommen dann die Reifen von Bridgestone (224 Punkte), Avon und Vredestein (je 214 Punkte) sowie Falken (208 Punkte) ins Ziel. Pferdefuß beim „Turanza T001“ sind dessen Nässeeigenschaften, während er im Trockenen als „stark“ beschrieben wird. Zu wenig Grip und ein hoher Rollwiderstand werden als Hauptkritikpunkte des „ZV7“ genannt. Im Hinblick darauf, dass es sich bei ihm um ein relativ neues Produkt handelt, sei sein Abschneiden „enttäuschend“, wie es weiter heißt. Und der auf gleich Höhe liegende „Ultrac Satin“ soll sich zwar sehr sparsam präsentiert haben, aber lange Bremswege im Trockenen und eine „schwache Nass-Performance“ haben ihn gegenüber den vor ihm Platzierten zurückgeworfen. Die rote Laterne hält allerdings der „Ziex ZE914 Ecorun“. Beim Aquaplaning konnte dieser Reifen zwar augenscheinlich Akzente setzen, doch lange Bremswege haben auch ihn zurückgeworfen. christian.marx@reifenpresse.de

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