Rückruf von gut 2.000 Pirelli-Reifen des Typs „Cinturato P7“ in den USA

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Im nordamerikanischen Markt ruft Pirelli gut 2.000 Reifen des Typs „Cinturato P7“ in der Größe 245/45 R18 100Y in Runflat-Ausführung zurück. Sie sind teils als Erstausrüstung bei der E-Klasse von Mercedes-Benz verbaut worden: Laut Unterlagen der US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA (National Highway Traffic Safety Administration) hat Daimler dazu rund 420 Stück für 210 Fahrzeuge in die USA importiert. Darüber hinaus sind sie von dem Reifenhersteller aber auch im Ersatzgeschäft auf der anderen Seite des Atlantiks vermarktet worden. Die betroffenen Reifen wurden demnach im Pirelli-Werk Slatina (Rumänien) gefertigt im Zeitraum zwischen der 14. Kalenderwoche 2017 und der sechsten Kalenderwoche 2019, weswegen sie anhand einer zwischen „934JT7911417“ und „934JT7910619“ liegenden DOT-Nummer auf ihrer Seitenwand erkennbar sind. Zum Grund für den Rückruf heißt es, die fraglichen Reifen seien fälschlich mit einem zu niedrig angegebenen maximal zulässigen Reifendruck von 340 kPa/3,4 bar gekennzeichnet.

Gleichwohl seien sie für einen maximalen Reifendruck von 350 kPa/3,5 konstruiert und gebaut worden, wobei der in den Vereinigten Staaten geltende Federal Motor Vehicle Safety Standard (FMVSS) mit der Nummer 139 gemäß Unterpunkt S5.5(c) besagt, dass die Reifen dann auch mit dem für sie maximal zulässigen Reifendruck – also 350 kPa und nicht 340 kPa – gekennzeichnet sein müssten. Als Folge der unbeabsichtigten Reduzierung des entsprechenden Wertes unterlägen sie jedoch einer anderen Festigkeitsprüfvorschrift gemäß FMVSS 109/139, die sie eigentlich aber gar nicht erfüllen müssten, so die NHTSA weiter. Insofern geht es bei alldem augenscheinlich eher um eine Formalie, als dass tatsächlich irgendwelche Sicherheitsbedenken bestünden. „Die Reifen erfüllen alle geltenden Mindestleistungsanforderungen und sonstigen Kennzeichnungsanforderungen für Reifen mit einem maximal zulässigen Reifendruck von 350 kPa“, stellt die US-Verkehrssicherheitsbehörde denn auch unmissverständlich klar. Pirelli seien keine Ausfälle, Unfälle oder Verletzungen bekannt, die im Zusammenhang mit diesem Kennzeichnungsfehler stehen, heißt es darüber hinaus.

Wer sich angesichts des Ganzen schon jetzt ein kleines bisschen verwundert zeigt, der findet im Zusammenhang mit diesem Rückruf noch mehr Grund, sich die Augen zu reiben. Zumal erste Hinweise auf eine fehlerhafte Kennzeichnung bei dem fraglichen Produkt schon Anfang 2019 vorlagen. Daimler hatte damals Pirelli Deutschland informiert, dass dem Korea Automobile Testing & Research Institute (KATRI) im Zuge von Prüfungen der betreffenden Reifenausführung die fälschliche Kennzeichnung mit 340 kPa/3,4 bar als maximal zulässigem Fülldruck aufgefallen war, obwohl sie doch für einen höheren maximalen Reifendruck von 350 kPa/3,5 bar ausgelegt ist und entsprechend gekennzeichnet sein sollte. Da dem Reifenhersteller bewusst war, dass dies zu einer teilweisen Nichtkonformität mit dem FMVSS 139 führt, informierte man die NHTSA und reichte dort eine „Petition wegen unerheblicher Nichteinhaltung“ des Standards ein. Erst im Dezember 2022 lehnte die US-Verkehrssicherheitsbehörde die Eingabe ab, worauf Pirelli Berufung einlegte, welche die NHTSA Mitte Januar dieses Jahres abschmetterte. So kommt es, dass der Rückruf erst jetzt startet.

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