Erstmals in „freier Wildbahn“ bzw. auf der Straße: Michelins UPTIS
Die Markteinführung seines Luftlosreifens UPTIS (Unique Punctureproof Tire System) plant Michelin zwar erst für 2024, doch auf Messen waren Prototypen schon mehrfach zu sehen. Anlässlich der Internationalen Automobil Ausstellung (IAA) dieser Tage in München, die diesmal zusätzlich noch den Beinamen Mobility trägt, hat der Reifen nun auch den Sprung in die „freie Wildbahn“ bzw. sein natürliches Umfeld geschafft: auf die öffentlichen Straßen der bayrischen Landeshauptstadt. Mit der Präsentation des UPTIS will Michelin wie mit seiner aktuellen Kommunikationskampagne einmal mehr das „Bestreben einer grüneren und nachhaltigeren Mobilität“ unterstreichen. „Der Michelin UPTIS zeichnet sich unter anderem durch vorbildliche Umwelteigenschaften aus: Aktuell werden pro Jahr rund 200 Millionen Reifen ausgetauscht, obwohl sie noch längst nicht das Ende ihres Lebenszyklus erreicht haben. Grund dafür sind Beschädigungen, die auf zu niedrigen Reifendruck oder Druckverlust nach einer Stichverletzung zurückgehen. Das ist mit dem luftlosen Michelin UPTIS kein Thema mehr“, sagt Anish K. Taneja, CEO der Michelin-Region Nordeuropa. Mit diesem luftlosen Reifen hätten Autofahrer die Gewissheit, nie wieder mit einer Panne durch Druckverlust liegen zu bleiben, ergänzt Michael Ewert, Vice President Global Sales bei Michelin. „Trotz des völlig neuartigen Konzepts verfügt er über die ausgezeichneten Eigenschaften der Michelin-Premiumreifen, ist energieeffizient und bringt hohe Umweltvorteile mit sich“, wie er noch hinzufügt. cm
Die Darstellung der Vorteile des Uptis
ist schwer nachvollziehbar. Das Innenleben eines bisherigen Reifens, Stapler- und sonstige Spezialreifen ausgenommen, besteht im montierten
Zustand zu wesentlichen Teilen aus Luft. Durch den Luftdruck lassen sich die Belastung, der Komfort und andere
Parameter variieren. Was passiert nach Verschleiß des Profils mit dem Innenleben des Uptis? Welche Werte erzielt der Uptis im Rollwiderstand?
Um welchen Wert steigt die ungefederte Masse?
Wurde berücksichtigt, daß der Autoaffine Wert legt auf das Raddesign?
Die Vermutung liegt nahe, daß zumindest mittelfristig der Luftreifen
für die meisten Einsätze dominant bleiben wird.
Michelin hat mit wegweisenden Erfindungen wie dem Radialreifen, der Lamellentechnik etc. den Markt fulminant beeinflusst.
Ältere Marktteilnehmer erinnern sich, daß der Konzern auch für Flops wie TRX/TDX und PAX steht.
Die Zukunft wird zeigen, in welcher Kategorie sich der Uptis einfügen wird.
Hallo Herr Prinz,
ihr Kommentar entbehrt schon sehr an Sachverstand. Wer wirklich will, kann sich auch besser über Uptis informieren. Und der Kommentar mit den Flops ist zeugt von wenig Zeitkenntnis. Beides, sowohl TRX wie auch PAX waren geniale Entwicklungen und ihrer Zeit weit voraus. Wenn sie die beiden Systeme mal in Realität genutzt hätten, wüssten sie das. Leider waren aber Markt und Wettbewerb nicht in der Lage diese zukunftweisenden Qualitäten zu erkennen und akzeptieren.
Hallo Herr (?) Helge,
oder eher
Sehr geehrter Herr Hoffmann,
wenn meine Vermutung richtig ist,
sind Sie ja Angestellter des Konzerns
Michelin. Nur für den Fall, daß ich mit meiner Vermutung richtig liege: ein offenes Visier ist immer hilfreich. Ihre aus Konzernsicht loyale Meinungsäußerung ist aller Ehren Wert. Loyalität behindert aber möglicherweise eine situativ neutrale Bewertung. Wenn Sie TRX und PAX als genial und Ihrer Zeit weit voraus bezeichnen, so unterstellen Sie dem Markt, diese Genialität nicht erkannt zu haben. Der Markt ist in der Tat hart:
Irrungen sortiert er aus.
Für den TRX hat Michelin 15 Jahre Entwicklungszeit im UHP-Bereich vertan. Die hervorragenden Reifen, die
Michelin heute z.B. für Porsche anbietet, hätte man wesentlich früher haben können, wenn die Fehlentwicklung TRX
nicht beschritten worden wäre.
Im Gegensatz zum PAX-Reifen wurde
der TRX über die Erstausrüstung zumindest in nennenswerten Mengen in den Markt gepresst. Der einzig nennenswerte Volumenerfolg für PAX war die Erstausrüstung beim Renault Scenic. Ob die Bugatti-EA kommerziell ein Erfolg war, entzieht sich meinem von Ihnen bereits angezweifeltem Sachverstand, darf aber in Frage gestellt werden. Als ehemaliger Geschäftsführer eines mittelständischen Reifenhandels kann ich Ihnen bestätigen, daß bei vielen Scenic-PKW nach Nutzung der PAX-Erstlaufleistung die kompletten Räder
entsorgt und durch konventionelle Kompletträder ersetzt wurden. Der komplette konventionelle Radersatz
war kostengünstiger und unkomplizierter, als der Ersatz der losen PAX-Reifen. Die Umsetzung einer vorangegangenen Beteiligung in der Erstausrüstung in ein erfolgreiches Ersatzgeschäft war, höflich formuliert, doch optimierungswürdig. Dies trifft uneingeschränkt auch auf die Schaffung von Montagekapazitäten im Handel zu, da dieses System hinsichtlich der Montage wesentlich aufwendiger war.
Die “genialen” Umwege TRX und PAX wären nicht beschritten worden, wenn
die Entscheidungsträger im Kozern näher am Markt und damit sachverständiger
gewesen wären.
Rückblickend betrachtet glaube ich, zumindest in der Entstehungszeit der
beiden Konzepte TRX und PAX eine
technische Dominanz im Michelin-Konzern festmachen zu können, die die den kommerziellen Markterfolg in dieser Zeit nicht befördert hat.
Meinem Respekt für den Konzern leistet die nur punktuelle Kritik keinen
Abbruch. Ich hatte zwei Kontakte (1982 und ’92) mit
dem Ausnahmeunternehmer François
Michelin und bin noch heute davon tief
beeindruckt.
So ein bißchen kritisch bin ich schon, was den Uptis betrifft. Vielleicht gibt es Nischen-Anwendungen, aber als Alltagsreifen kann ich mir ihn nicht vorstellen. Ich bin täglich auf der Autobahn, fahre kurvige Landstraßen, ein bißchen auch innerorts.
Die Ansprüche steigen, Autos werden schneller und immer schwerer, kann der Uptis sowas bewältigen oder wird man ihn eher auf City-Fahrzeugen mit wenig Leistung und geringem Gewicht finden?
Der Luftreifen ist seit deutlich über 100 Jahren im Geschäft, ihn einfach so zu ersetzen wird nicht so einfach sein.