Haben Winterreifen wirklich 20 Prozent weniger Laufleistung als Sommerreifen?
Anlässlich der anstehenden Wintersaison hat die LeasePlan Deutschland GmbH „Drei Tipps für ein längeres Reifenleben“ veröffentlicht. In diesem Zusammenhang zählt der Spezialist für Autoleasing und Fuhrparkmanagement neben eigentlichen Selbstverständlichkeiten wie einem optimalen Reifendruck, den Autofahrer auch bei mit Reifendruckkontrollsysteme (RDKS) ausgestatteten Fahrzeugen regelmäßig selbst überprüfen sollten, oder eine nachhaltige Fahrweise ohne unnötig starke Beschleunigungs- und Bremsvorgänge nicht zuletzt einen saisonalen Reifenwechsel. „Reifen, die nicht an Witterungsverhältnisse angepasst sind, fahren sich schneller ab“, argumentiert das Unternehmen unter Verweis auf eigene Verschleißanalysen. Demnach würde es ein Satz Sommerreifen im Mittel auf rund 50.000 Kilometer Laufleistung bringen, während für einen Satz Winterreifen ein mit knapp 40.000 Kilometern 20 Prozent niedrigerer Durchschnitt angegeben wird. Doch lässt sich das Ganze wirklich derart vereinfachen respektive verallgemeinern? Davon durchaus abweichende Aussagen und Erkenntnisse legen hinsichtlich dieser Frage ein recht deutliches Nein als Antwort nahe. Wobei den Wert von 40.000 Kilometern für Winterreifen beispielsweise auch Vergölst auf seinen Webseiten nennt.
Hallo Herr Marx,
gute Fragestellung, m.E. alerdings etwas zu kurz gesprungen. Mit in diese Betrachtungsweise müsste die Frage einbezogen werden bei welcher Restprofiltiefe durchschnittlich Sommer- und Winterreifen gewechselt werden, auch unter Berücksichtigung der in einigen Ländern existenten gesetzlichen Mindestprofiltiefe für Winterreifen. Und spannend wäre es auch im gleichen Kontext Ganzjahresreifen einzubeziehen, um insgesamt einen objektiveren Vergleich zu erreichen.
Mit freundlichen Grüßen
Hans-Jürgen Drechsler
Hallo Herr Marx,
so kann ich nicht viel mit den Zahlen anfangen. Geht es um den Verschleißvergleich von nur im Sommer gefahrenen Sommerreifen und nur im Winter gefahrenen Winterreifen oder um den Vergleich von ganzjährig gefahrenen Sommerreifen und ganzjährig gefahrenen Winterreifen? Im zweiten Fall sind nach unserer Erfahrung 20% eher das Minimum,im ersten das Maximum.
Rainer Bartelheim
Hallo Herr Bartelheim,
Sie haben völlig recht: Die von AutoBild ermittelten Laufleistungen helfen hinsichtlich einer fundierten Entscheidung, ob Winter- oder Sommerreifen länger halten nicht weiter. Die Grafik sollte im vorliegenden Fall vielmehr vor Augen halten, dass eine verallgemeinernde Aussage in die eine oder andere Richtung so einfach gar nicht möglich ist. Denn schon bei einigermaßen gleichen Bedingungen – identische Raddimension (16 Zoll), den Verschleiß ermittelt AutoBild auf dem Prüfstand – zeichnet sich kein genereller Trend ab, dass die eine oder andere Gattung besser oder schlechter abschneidet. Zumal es bei Produkten der einen Marke so und bei einer anderen genau umgekehrt sein kann.
Bezöge man die von Ihnen genannten Einsatzbedingungen (zum Beispiel ganzjähriges Fahren auf Winterreifen) als Faktor in das Ganze noch mit ein oder den Umstand, dass im Winter teils auf kleineren Rädern und/oder gegebenenfalls Reifen einer anderen Marke als im Sommer gefahren wird, dann werden eindeutige Aussagen dazu, dass Winterreifen pauschal eine so und so viel geringere/höhere Laufleistung als Sommerreifen haben, im Grunde genommen unmöglich. Zumindest unserer Meinung nach. Noch dazu, wo sich im Lieferprogramm der Hersteller verschiedene Modelle/Profilgenerationen ein und derselben Marke und Gattung finden und noch dazu für unterschiedliche Marktsegmente von Premium bis Budget.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Marx
(Redaktion NEUE REIFENZEITUNG)
Interessant ist im Zusammenhang mit der “Performance made to last – Strategie” die Frage, ob Michelin
auch bei seinen Winterreifen die Zusage gibt, daß seine Produkte ohne
Einbußen in der Leistung – also auch auf Schnee – bis zum Erreichen der
gesetzlichen Mindestprofiltiefe nutzbar sind.
Ferner behauptet Michelin nach wie vor, daß bei Nutzung aller Reifen bis zur gesetzlichen Mindestprofiltiefe allein in Europa weit über 200 Millionen Reifen pro Jahr eingespart werden könnten.
Die dieser Angabe zu Grunde liegende
Formel würde sicher mancher Leser gerne durchdringen.
Last but not least: was macht eigentlich der Uptis und gibt es diese
bahnbrechende Innovation auch als
Winterreifen? Das Jahr 2024, in dem der Uptis im PKW-Segment eingeführt werden sollte, ist in Sichtweite.
Hallo Herr Prinz,
besagter Michelin-Strategie und der damit verbundenen Profil(tiefen)frage bzw. der Diskussion um einen Reifenwechsel erst bei 1,6 Millimetern oder nicht besser doch schon früher haben wir erst kürzlich in Heft 7/2023 der NEUE REIFENZEITUNG unser „Thema des Monats“ gewidmet.
Die Berechnung der Anzahl der durch einen Wechsel erst bei 1,6 Millimetern europaweit weniger anfallenden Altreifen pro Jahr – Michelin spricht von 128 Millionen Stück – haben wir jüngst ebenfalls nachvollzogen, wie auch in unserer demnächst erscheinenden September-Ausgabe zu lesen sein wird.
Zu guter Letzt wissen wir zwar noch nichts Näheres über einen möglichen UPTIS-Winterreifen. Allerdings sind bereits luftlose Ganzjahresreifen des hinter dem Kürzel stehenden Konzeptes auf Europas Straßen im (Pilot-)Einsatz unterwegs.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Marx
(Redaktion NEUE REIFENZEITUNG)