Mehr Licht als Schatten beim ADAC-Sommerreifentest
Für seinen diesjährigen Sommerreifentest hat sich der ADAC in Zusammenarbeit mit seinen europäischen Partnerklubs insgesamt 31 Reifenmodelle vorgenommen: 16 davon in der Dimension 195/65 R15 91V für Mittelklassfahrzeuge wie den VW Golf, der hierbei auch als Testfahrzeug zum Einsatz kam, sowie 15 in der Größe 215/65 R16 98H für SUVs wie den Testwagen VW Tiguan. Knapp ein Viertel aller Kandidaten wertet der Automobilklub letztlich als „gut“, die überwiegende Mehrheit der Probanden schneidet „befriedigend“ ab und nur zwei müssen mit der Note „ausreichend“ vorliebnehmen, während lediglich einer sogar als „mangelhaft“ eingestuft wird.
Grund für größeren Anteil an guten Produkten im Gegensatz zu den vergleichsweise wenigen am anderen Ende der Skala führt der ADAC insbesondere die „durchweg gute Leistung beim Bremsen auf nasser Fahrbahn“ der Reifen in den jeweiligen Spitzengruppen beider Testgrößen an. Dennoch gibt es freilich auch innerhalb der vier Erstplatzierten der 195er-Dimension noch Differenzierungen zwischen dem Sieger Pirelli „Cinturato P1 Verde“, den der Klub bei seinem letztjährigen Test noch aufgrund offensichtlich unterschiedlicher im Markt verfügbarer Qualitäten aus der Wertung genommen hatte, und den hinter ihm folgenden gemeinsamen Zweiten Bridgestone „Turanza T001“, Conti „PremiumContact 5“ sowie Goodyear „EfficientGrip Performance“ oder dem Dritten Esa-Tecar „Spirit 5 HP“. Keiner der genannten Fünf habe sich aber eine gravierende Schwäche geleistet, wobei das Conti-Modell – wie es weiter heißt – „mit einer Spitzenwertung bei Nässe heraussticht“. Dass sich mit dem „Spirit 5 HP“ zudem ein als preiswert bezeichneter Reifen in der Spitzengruppe findet, bezeichnen die Tester als „überraschend“.
Anders als bei den durchweg für ausgewogenen befundenen fünf Kandidaten an der Spitze des Testfeldes werden den Probanden aus dem breiten, sich in dieser Reihenfolge aus Dunlops „Sport BluResponse“, Nokians „Line“ (früher„xLine“), Vredesteins „Sportrac 5“, den „PrecisionAce 2“ von Aeolus, Kumhos „Ecowing ES01 KH27“, Michelins „Energy Saver+“, Savas „Intensa HP“, Semperits „Comfort-Life 2“ Hankooks „Ventus Prime³“ sowie dem „Premitra HP5“ von Maxxis zusammensetzenden Mittelfeld jeweils die eine oder andere mehr oder weniger ausgeprägte Schwäche attestiert. Abstriche bei den Nässeeigenschaften, die ein besseres Abschneiden der Modelle verhinderten, haben die Tester etwa bei den Reifen der Marken Dunlop, Nokian, Vredestein, Michelin, Sava, Semperit und nicht zuletzt Hankook festgestellt. Demgegenüber steht sowohl für den Aeolus- als auch den Kumho- und vor allem den Maxxis-Reifen ein „(relativ) hoher Verschleiß“ im Protokoll, was letztlich, zu deren Abwertung führte. „Das Schlusslicht GT Radial ‚Champiro FE1‘ mit dem Urteil ‚ausreichend‘ verliert vor allem wegen Schwächen auf nasser Fahrbahn“, so der Klub.
Bei den getesteten SUV-Reifen gibt es nur zwei statt fünf „Siegertypen“: Nur Goodyears „EfficientGrip SUV“ sowie Coopers „Zeon 4XS Sport“ fahren die Note „gut“ ein, wobei ersteres Modell mit leichtem Vorsprung Testsieger wird. In den Kategorien Verschleiß, Kraftstoffverbrauch und Verhalten auf trockener beziehungsweise nasser Fahrbahn hat der Goodyear-Reifen demnach „durchweg gute Noten“ einfahren können, wobei jedoch auch der Zweite noch als ausgewogen bezeichnet wird. Wie bei der Reifengröße für Mittelklassefahrzeuge folgt ein breites Mittelfeld von Reifen mit der Gesamtwertung „befriedigend“ in dieser Reihenfolge: Firestone „Destination HP“, Nokian „Line SUV“, Pirelli „Scorpion Verde“, Semperit „Comfort-Life 2 SUV“, Uniroyal „RainExpert 3 SUV“, Barum „Bravuris 4×4“, General Tire „Grabber GT“, Apollo „Apterra H/P“, Hankook „Dynapro HP2“. BFGoodrich „g-Grip SUV“ und Bridgestone „Dueler H/P Sport“. Am unteren Ende des Testfelds findet sich der „Latitude Tour HP“ aus dem Hause Michelin. „Schwächen insbesondere in der Seitenführung auf Nässe lassen nur ein ‚ausreichend‘ zu“, erklärt der Klub das vergleichsweise schlechte Abschneiden dieses Modells, das damit aber immerhin noch vor dem für „mangelhaft“ gehaltenen Yokohama „Geolandar SUV“ ins Ziel kommt. Zumal Letzterer beim Bremsen auf nasser Fahrbahn „komplett versagt“ habe, heißt es.
Bemerkenswert ist, dass Michelin entsprechend seiner jüngst ausgerufenen „Long-Lasting-Performance“-Strategie in beiden Tests mit seinen Reifen jeweils die Bestnote in Sachen Verschleiß erreichen konnte. Als „irritierend“ bezeichnen die Tester mit Blick auf den aktuellen Produktvergleich demgegenüber, dass so manches der geprüften SUV-Sommerreifenmodelle – genannt werden die der Marken Barum, General Tire, Goodyear, Hankook, Michelin und Yokohama – eine M+S-Markierung auf der Seitenwand aufweist. Damit erweckten sie „den Eindruck, als seien diese Sommerreifen nicht nur geländegängig, sondern auch besonders wintertauglich“, kritisiert der ADAC. Tatsächlich aber verliere die Gummimischung dieser Reifen bei niedrigen Temperaturen ihre Elastizität und damit an Fahreignung bei Matsch und Schnee. Außerdem täusche die robustere Lamellenoptik mehr Grip vor, während das Gegenteil der Fall sei. „Auch wenn die M+S-Markierung der gesetzlichen Winterreifenpflicht genügt – wer aus Sparsamkeit auf einen echten Winterreifen bei einem SUV verzichtet, nimmt große Sicherheitseinbußen in Kauf“, warnt Dr. Reinhard Kolke, Leiter des ADAC-Technikzentrums. christian.marx@reifenpresse.de
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