3, 2, 1, Start – Conti nimmt HPTC in Korbach offiziell in Betrieb
Als im Herbst 2007 – damals noch unter der Ägide von Manfred Wennemer als Vorstandsvorsitzender des Konzerns – das 100-jährige Jubiläum des Conti-Standortes Korbach gefeiert wurde, hätte es wohl keiner für möglich gehalten. Wurde damals doch regelmäßig von einem zu steigernden Produktionsanteil im Ausland als eines der strategischen Ziele gesprochen und entfaltete kurz nach dem Jubiläum dann auch noch die globale Finanzkrise mitsamt ihren Folgen ihre volle Wucht, war der Bau eines neuen Reifenwerkes in Deutschland eigentlich undenkbar. Und dennoch hat Continental genau das getan, 45 Millionen Euro in sein sogenanntes „High Performance Technology Center“ (HPTC) investiert und das Ganze gestern offiziell eröffnet. Dabei deutet schon der Name darauf hin, dass sich hinter alldem mehr verbirgt als „nur“ ein Reifenwerk und die Schaffung 80 neuer Arbeitsplätzen in der nordhessischen Stadt. Denn die auf die Produktion von jährlich 350.000 Reifen ab 19 Zoll für besonders leistungsstarke, technologisch besonders anspruchsvolle Pkw ausgelegte Fabrik soll gleichzeitig als „verlängerte Werkbank“ die Forschungs- und Entwicklungsabteilung des Unternehmens in Hannover-Stöcken durch die Fertigung von Versuchsreifen bzw. die Entwicklung/Erprobung neuer Produktionsprozesse und -verfahren unterstützen.
Dafür ist dem Vernehmen nach rund ein Drittel der Anlagenkapazität reserviert, die restlichen zwei Drittel für Serienreifen wie etwa den „SportContact 6“, die später an Fahrzeugen vom Schlage eines Mercedes-AMG, Porsche oder noch sportlicher zu finden sind. „Echte Hochleistungsreifen für besonders anspruchsvolle Kunden“ umschreibt Werksleiter Lothar Salokat deren Einsatzbereich. Der Ursprung für das „Werk im Werk“ reicht dabei dennoch rund sieben Jahren zurück, lange haben Forschung und Entwicklung einerseits sowie die Werksleitung in Korbach andererseits daran gearbeitet, dass sich das HPTC letztlich materialisiert. Mit ihm verbinden die insgesamt rund 3.500 Beschäftigten vor Ort in Korbach wieder ein Stück mehr an Standortsicherheit, wie es der Betriebsratsvorsitzende Jörg Schönfelder zum Ausdruck bringt. „Jetzt gilt es abzuliefern“, soll Nikolai Setzer, Vorstandsmitglied und Leiter der Reifendivision im Conti-Konzern, Salokat und seinen Mitarbeitern dafür ins Gebetbuch geschrieben haben. Freilich voller Zuversicht, dass die Mannschaft die gestellten Aufgaben wird stemmen können. Denn sonst wäre die Wahl in Sachen dieses zu Contis „Vision 2025“ zählenden Projektes schließlich nicht auf Korbach gefallen.
„Wir hätten [mit dem HPTC] überall hingehen können“, sagt Setzer über die aktuell „größte Einzelinvestition in Deutschland“, die man „so in der Vergangenheit nicht getätigt“ hätte. Sie sei zwar nicht die teuerste, dafür aber die technologischste. In diesem Zusammenhang fällt das Stichwort „Industrie 4.0“, weil unter anderem beispielsweise sämtliche Produktionsanlagen miteinander vernetzt sind und über entsprechende Sensorik/Software nicht nur eine lückenlose Dokumentation aller Produktionsschritte, sondern vor allem des Verhaltens der Materialien während ihrer Verarbeitung ermöglicht wird. Dies in Kombination mit der über 100-jährigen Erfahrung des Standortes und der Bereitschaft des dortigen Teams, Conti-Reifen immer noch Stückchen besser zu machen, stimmt Setzer jedenfalls zuversichtlich, mit Korbach für das HPTC „die richtige Entscheidung getroffen“ zu haben. Werksleiter Salokat wertet das HTPC denn auch als besonderen Erfolg gerade für die Mitarbeiter vor Ort. Es werde die Position des Standortes stärken und Know-how für andere Werke bereitstellen, sagt er. Oder anders formuliert: aus Korbach, in die Welt. christian.marx@reifenpresse.de
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