Kfz-Werkstätten: Ein Achtel Umsatz mit Reifen/Felgen – Teilequalität vor Preis
Im Rahmen ihrer Studie über das „Einkaufsverhalten von Werkstätten im Spannungsfeld zwischen IAM & OES“ hat die Wolk After Sales Expert GmbH (Bergisch Gladbach) eine ganze Reihe an Daten rund um das Werkstattgeschäft zusammengetragen. Ergänzt wird die aus Sicht der entsprechenden Betriebe erstellte Untersuchung durch die Betrachtungsweise von Verbraucherseite her durch einen sogenannten „Trend-Tacho“ der Zeitschrift Kfz-Betrieb in Zusammenarbeit mit der Kraftfahrzeugüberwachungsorganisation freiberuflicher Kfz-Sachverständiger e.V. (KÜS), wobei die beiden Partner sich hierbei vor allem auf das Thema Ersatzteilgeschäft in der Werkstatt kapriziert haben.
Nach Aussagen der Bergisch Gladbacher haben sich in 40 Prozent der Vertragswerkstätten und 46 Prozent der freien Werkstätten die Umsatzzahlen von 2014 auf 2015 kaum verändert. Jede zehnte der dazu im Frühjahr 2017 befragten 1.000 Werkstätten soll sogar von rückläufigen Umsätzen berichtet haben. „Ein Ergebnis, dass insbesondere in Anbetracht einer Hochkonjunkturphase bedenklich ist. Es wirft die Frage auf, ob diese Unternehmen zukünftig über die unternehmerische Kraft verfügen, in das Know-how der Mitarbeiter und in die Werkstattausrüstung zu investieren“, meinen die Studienautoren. Zudem haben sie herausgefunden, dass die befragten Mechanikwerkstätten rund ein Achtel ihres Gesamtumsatzes mit Arbeiten an Reifen und Felgen erzielen. Innerhalb dieser Gruppe machen demzufolge Reifen bei Vertragswerkstätten knapp 75 Prozent und bei den Freien gut 78 Prozent des Umsatzes aus, sodass umgekehrt 25 Prozent (Vertragswerkstätten) sowie knapp 22 Prozent (Freie) auf Felgen entfallen.
Deutlich größer sind die Unterschiede zwischen beiden Betriebstypen, wenn es um die Beschaffung von Originalersatzteilen geht: Vertragswerkstätten beziehen sie im Schnitt über 4,1 Teilegroßhändler, während freie Werkstätten fast doppelt so viele Bezugsquellen (7,2) dafür nutzen. Beinahe 30 Prozent der freien Werkstätten sollen sogar auf wenigstens zehn Lieferanten zurückgreifen verfügen. Bei alldem wird abgesehen von einer hohen Verfügbarkeit der Teile bzw. deren schneller Lieferung der Untersuchung zufolge vor allem Wert auf eine hohe Produktqualität gelegt. Zumal andererseits ja auch den Verbrauchern das Thema am Herzen zu liegen scheint, selbst wenn sie in den Werkstätten diesbezüglich in den wenigsten Fällen (Vertragswerkstätten: 34 Prozent, freie Werkstätten: 43 Prozent) beraten werden. Das haben nämlich die Zeitschrift Kfz-Betrieb und die Kraftfahrzeugüberwachungsorganisation freiberuflicher Kfz-Sachverständiger e.V. (KÜS) im Rahmen eines ihrer regelmäßig gemeinsam veröffentlichten „Trend-Tachos“ herausgefunden. „Die Deutschen wählen nicht die günstigsten Ersatzteile, sondern wollen Qualität, die sie insbesondere mit bekannten Marken verknüpfen“, heißt es dort.
Bei einer entsprechend von den beiden Partnern bei der BBE Automotive GmbH in Auftrag gegebenen Befragung von 1.000 Autofahrern im September 2017 hat sich demzufolge ergeben, dass 60 Prozent bei einer Reparatur Originalteile des Herstellers bevorzugen. Ebenso viele gaben an, bei Ersatzteilen vor allem auf bekannte Marken zu achten. Demgegenüber soll der Preis für den Großteil nicht die übergeordnete Rolle spielen, zumal sich 70 Prozent mit der Aussage „Ich entscheide mich immer für das billigste Produkt“ nicht hätten identifizieren können. Demnach lehnen es sogar 80 Prozent ab, für einen günstigeren Preis auf Qualität zu verzichten. Bei der Auswahl der einzubauenden Teile würden letztlich 92 Prozent der Pkw-Fahrer dem Rat der Werkstatt vertrauen. Gefragt danach, was für sie für eine gute Qualität eines Ersatzteils spricht, liegt der Rat der Werkstatt mit einem 55-prozentigen Anteil denn auch an erster Stelle gefolgt von den Antwortoptionen Originalteil eines Fahrzeugherstellers (54 Prozent) sowie Markenname eines bekannten Teileherstellers (46 Prozent).
Kein Wunder also, dass Originalteilen im Schnitt die (Schul-)Note 1,7 verliehen wurde vor Produkten namhafter Teilehersteller (1,9), während zugleich Billigteile aus dem Internet oder unbekannter Herkunft mit der Note 4,6 am niedrigsten von den Verbrauchern bewertet wurden. Teileimporte aus Fernost lehnen 69 Prozent der Autofahrer ab. Je älter das Fahrzeug ist, desto höher ist besagtem „Trend-Tacho“ zufolge aber die Bereitschaft für den Einbau gebrauchter Teile. Auch wieder aufbereitete Teile haben offenbar Potenzial: Für 63 Prozent ist das demzufolge eine Option, wobei die Zustimmung bei älteren Fahrzeugen freilich stärker ist. „Fragt man die Pkw-Fahrer, welche Teilemarken sie spontan und ungestützt nennen können, fällt den Wenigsten etwas ein. Immerhin 19 Prozent nennen Bosch, drei Prozent nennen ATE, zwei Prozent Hella. Bei ein Prozent stehen Continental, Febi Bilstein, Brembo, Mann-Filter, Michelin, Osram, Varta und Monroe“, so die KÜS.
Der Möglichkeit, Ersatzteile in die Werkstatt mitzubringen, stehen laut der Befragung 45 Prozent der deutschen Autofahrer positiv gegenüber, 19 Prozent haben darüber noch nicht nachgedacht und 35 Prozent lehnen dies ab. Kunden von Vertragswerkstätten sollen mit einem 45-prozentigen Anteil dem Mitbringen von Teilen dabei am wenigsten aufgeschlossen gegenüber stehen, und 65 Prozent der Befragten befürchten, dass es seitens der Werkstätten Einwände geben würde. Gleichwohl scheint der Onlineteilekauf durchaus beliebt zu sein, denn 66 Prozent der Umfrageteilnehmer bereits online gekauft oder können es sich vorstellen. Als gefragte Produkte werden in diesem Zusammenhang vor allem Reifen, Bremsteile und Filter aufgezählt. Der Einbau im Internet gekaufter Teile geschieht dann zu 41 Prozent in Eigenregie, zu 16 Prozent im Bekanntenkreis und zu 34 Prozent in freien Werkstätten.
Insgesamt lassen Autofahrer Wartungen und Reparaturen ihres Fahrzeugs demnach zu 40 Prozent in der Vertragswerkstatt und zu 51 Prozent auf dem freien Markt erledigen – die restlichen neun Prozent nehmen das selbst in die Hand oder bemühen den Bekanntenkreis. Dabei spielt das Alter des Fahrzeuges eine starke Rolle: Innerhalb der ersten drei Jahre wird in 67 Prozent der Fälle die Vertragswerkstatt angesteuert, im Alter zwischen vier und sieben Jahren wird dem freien Markt (52 Prozent) der Vorzug gegeben, wobei dieser Anteil für noch ältere Fahrzeuge dann sogar auf 63 Prozent steigt, während Vertragswerkstätten dann nur noch auf einen 21-prozentigen Anteil kommen und 15 Prozent selbst Hand anlegen. cm
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