Spatenstich für Contis neues US-Reifenwerk „innerhalb der nächsten Monate“
Zwischenzeitlich hat Continental seine Pläne zum Bau eines neuen Lkw-Reifenwerkes in den USA offiziell bestätigt. Einen genauen Termin für den Start der Arbeiten nennt das Unternehmen zwar nicht, gleichwohl heißt es aber, dass man „in Abstimmung mit der Nachfrage im Markt“ innerhalb der nächsten Monate mit dem ersten Spatenstich für das Projekt rechne. Die Erschließung des 400 Hektar großen Geländes in Hinds County nahe der Stadt Clinton im US-Bundesstaat Mississippi, das demnach flexible Möglichkeiten bietet, um „Schritt für Schritt wachsendes Reifenwerk aufzubauen“, soll jedenfalls noch dieses Jahr erfolgen. Der eigentliche Baubeginn ist im Verlauf des Jahres 2018 geplant und der Anlauf der Serienproduktion von Nutzfahrzeugreifen an dem neuen Standort für Ende 2019.
Wie der im Conti-Vorstand für die Reifendivision zuständige Nikolai Setzer erklärt, sei das 1,4-Milliarden-Dollar-Investment Teil der globalen Wachstumsstrategie des Konzerns und diene „unserer Mission, unser Nutzfahrzeugreifengeschäft in Nordamerika auszubauen“. Zumal sich neue Lkw- und Busreifen des Anbieters ebenso wie dessen runderneuerte Reifen bei seinen Kunden einer – wie Dr. Andreas Esser, Leiter des Geschäftsbereichs Nutzfahrzeugreifen, ergänzt – „ungebremst starken Nachfrage“ erfreuten. „Ein Produktzweig, der in Nord-, Mittel- und Südamerika heute stärker wächst, als es unsere bestehenden Kapazitäten erlauben“, liefert Esser ein Argument, warum man so kurze Zeit nach dem Neubau in Sumter nun bereits ein weiteres neues Reifenwerk in den USA errichten will.
„Das Team hat in den vergangenen Jahren viel Arbeit investiert: Durch ein erweitertes Serviceangebot ist es uns gelungen, Mehrwert für unsere Kunden zu schaffen, indem wir den Speditionen bei der Senkung ihrer Gesamtkosten helfen“, sagt Paul Williams, Leiter Continental-Nutzfahrzeugreifen in Nord-, Mittel- und Südamerika. „Das resultiert in einem soliden Wachstum und einer stetig wachsenden Nachfrage nach unseren Produkten. Der gewählte Standort in Mississippi bietet für ein Reifenwerk ideale Voraussetzungen mit qualifizierten Arbeitskräften sowie einer sehr guten geografischen Lage und Infrastruktur. Der Bundesstaat Mississippi hat ein ausgezeichnetes Geschäftsklima geschaffen; der Standort erfüllt alle Anforderungen im Hinblick auf unsere Wachstumspläne“, fügt er hinzu.
Auch in Hinds County ist die Freude groß über die Conti-Ansiedlung vor Ort. Wie die Zeitung The Clarion-Ledger berichtet, kann die Region das Werk bzw. die durch es bis zum Erreichen seiner vollen Kapazität in der nächsten Dekade entstehenden 2.500 neuen Arbeitsplätze gut gebrauchen. „Wir können in Jackson und Bolton und Vicksburg und Edward lebenden Leuten Jobs anbieten, die sonst keine Chancen gehabt bzw. nicht viele Stellen hätten finden können, wo sie 40.000 Dollar verdienen und trotzdem weiter in Bolton oder Raymond oder Clinton oder Jackson leben bleiben könnten“, so der Gouverneur von Mississippi Phil Bryant gegenüber dem Blatt. Das Conti-Investment sei in Sachen wirtschaftlicher Entwicklung nichts weniger als die beste Nachricht, die man in der Region mit einem großen afroamerikanischen Bevölkerungsanteil jemals habe vernehmen können.
Insofern ist nachvollziehbar, dass die Öffentliche Hand die Ansiedlung des Reifenherstellers vor Ort einerseits mit 263 Millionen Dollar fördert und andererseits zudem für lange lange Jahre dem Standort offenbar zusätzlich noch einiges an Steuervorteilen gewährt. Insofern ist in weiteren Medienberichten unter Berufung auf entsprechende Berechnungen von Associated Press die Rede davon, die finanziellen Anreize für den deutschen Konzern könnten sich letztlich auf sogar 600 Millionen Dollar oder mehr aufsummieren. Gleichwohl soll von offizieller Seite bisher niemand Stellung zu dieser Schätzung bezogen haben, und auch Gouverneur Bryant spricht gegenüber der lokalen Presse lediglich von besagten 263 Millionen Dollar.
Dafür aber erfährt der Leser etwa besagten Clarion-Ledgers, dass man in noch 2014 in Mississippi nicht ganz so aufgeschlossen gegenüber dem Unternehmen war. Denn laut dem Zeitungsbericht plante der Reifenhersteller damals noch ein kleinerer Neubau und die Schaffung von „nur“ 1.000 neuen Arbeitsplätzen, weil ein Teil der anscheinend zusätzlich benötigten Produktionskapazitäten an Nfz-Reifen an einem anderen Standort geschaffen werden sollte. Wie Bryant es gegenüber dem regionalen Blatt formuliert, mache es angesichts des nun „größeren Deals“ mit einem 1,4-Milliarden-Dollar-Investment und der Schaffung von 2.500 Arbeitsplätzen bis zum Jahr 2028 für den US-Bundesstaat aber weit mehr Sinn, das Ganze mit wichtigen Anreizen zu unterstützen. christian.marx@reifenpresse.de
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