Nur ein Ganzjahresreifen uneingeschränkt empfehlenswert beim AMS-Test

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Dem steigenden Verbraucherinteresse an Ganzjahresreifen Rechnung tragend, hat nach dem Autoclub Europa (ACE) nun auch Auto Motor und Sport (AMS) seinen ersten Reifentest im Umfeld der Umrüstsaison 2016/2017 dieser Reifengattung gewidmet. Dabei hat man sich mit der Größe 215/60 R17 H/V zwar auf eine bei SUVs wie VWs Tiguan, Skodas Yeti oder Opels Mokka (Testfahrzeug) gefragte Dimension kapriziert. Doch genauso wie schon der Automobilklub ist das Magazin bei alldem auch der Frage nachgegangen, wie sich die Modelle, die ja einen saisonalen Wechsel zwischen Sommer- und Winterbereifung obsolet machen sollen, im direkten Vergleich mit Spezialisten jeweils für die wärmeren bzw. kälteren Monate des Jahres schlagen. Insofern mussten die insgesamt vier Probanden – Goodyears „Vector 4Seasons“ der zweiten Generation, Michelins „CrossClimate“, Nokians „Weatherproof SUV“ und Vredesteins „Quatrac 5“ – gegen Contis „PremiumContact 5“ und „WinterContact TS 850 P SUV“ als Sommer- bzw- Winterreifenreferenz antreten. Letztlich hat AMS mit dem Goodyear-Reifen nur ein Ganzjahresmodell für uneingeschränkt „empfehlenswert“ befinden können.

Um zu diesem Schluss zu kommen, wurden die vier Probanden sowohl auf Schnee als auch auf trockener und nasser Fahrbahn in jeweils zahlreichen Disziplinen (Bremsweg, Seitenführung, Traktion, Handling, Aquaplaning etc.) einer Prüfung unterzogen. Außerdem wurde im Abschnitt Umweltwertung ein Blick auf Dinge wie den Rollwiderstand und das Reifen-Fahrbahn-Geräusch geworfen. Diese Teilkategorie ging zu 20 Prozent in die Gesamtnote ein ebenso wie die Leistungen jeweils auf Schnee und bei Trockenheit, während die Nässeeigenschaften einen 40-prozentigen Anteil ausmachen. Schließlich – so begründet AMS diesen Ansatz – kämen nasse Fahrbahnen sowohl im Sommer als auch im Winter vor. Der Balanceakt zwischen den Anforderungen der unterschiedlichen Jahreszeiten gelingt dem „Vector 4Seasons“ dabei offensichtlich am besten unter den vier angetretenen Allwetterreifen. Als „leicht beherrschbarer und gutmütig untersteuernder Reifen auf Schnee“ wird das Modell von den Testern charakterisiert. Zudem wird ihm auf der Habenseite eine „akzeptable Dynamik bei Nässe, stabile und sichere Kurvendynamik auf trockener Bahn“ attestiert. Doch dem Testsieger werden auch Schwächen angekreidet wie längere Bremswege und wenig Reserven bei Trockenheit sowie in Sachen Seitenführung bei Nässe oder beim Längsaquaplaning. Letztlich sei das Goodyear-Modell mit der von ihm erzielten Durchschnittspunktzahl 8,1 (von maximal zehn möglichen) ein „eher winterorientierter Allwetterreifen mit vorbildlich niedrigem Rollwiderstand“.

Zweiter des aktuellen Produktvergleiches mit der Durchschnittsbewertung von 7,9 Punkten wird der „CrossClimate“, obwohl Michelin bei seiner Entwicklung AMS zufolge den Schwerpunkt eher auf die sommerlichen Eigenschaften gelegt hat. Zumal sich dies im Abschneiden in den jeweiligen Teilkategorien des Tests entsprechend widerspiegelt. Angesicht der Umschreibung seiner Wintereigenschaften als „noch ordentlich“ wird klar, was eine bessere Platzierung des Michelin-Reifens letztlich verhindert hat. Denn auf Nässe steht er dem „Vector 4Seasons“ in nichts nach und hat er auf trockener Fahrbahn sogar die Nase vorn. Da er andererseits bei den Umwelteigenschaften das Nachsehen gegenüber dem Testsieger hat und – für einen Michelin-Reifen ungewöhnlich – vor allem in Bezug auf das Thema Rollwiderstand, muss er sich letztlich also knapp geschlagen geben und mit dem Urteil „noch empfehlenswert“ vorliebnehmen. Gleiches gilt für den „Weatherproof SUV“, zumal er mit nur einem Zehntelpunkt in der Gesamtwertung hinter dem „CrossClimate“ ins Ziel kommt. Als Stärken des Nokian-Reifens werden Traktion und Bremsen auf Schnee, ausgewogene Nässeeigenschaften ohne Schwächen sowie direkte, schnelle und sichere Spurwechsel aufgezählt. Angekreidet werden ihm eine gewisse Lastwechselempfindlichkeit auf Schnee bzw. bei Nässe sowie längere Bremswege im Trockenen. Charakterisiert wird er anders als der „CrossClimate“ so wie der „Vector 4Seasons“ eher als „winterorientierter Allwetterreifen“.

Wieder anders ist die Sache bei dem „Quatrac 5“, der sich als „im Ansatz sportlichster Allwetterreifen“ des aktuellen AMS-Vergleiches auf trockener Fahrbahn offenbar am wohlsten fühlt. Dort könne er mit Fahrstabilität und in Sachen Kurvendynamik punkten, heißt es. Auch bei Nässe sei er für schnelle Rundenzeiten gut, und zudem biete der Vredestein-Reifen noch „ordentliche Traktion auf Schnee“. Bei alldem wird er jedoch für sein „deutliches Missverhältnis zwischen Seitenführung und Traktion auf Schnee“ kritisiert sowie für „zu lange Bremswege vor allem auf nasser und trockener Fahrbahn“. Insofern reicht es bei ihm nur zum Urteil „bedingt empfehlenswert“ bzw. zu einer 6,9er-Wertung in der Endabrechnung. Der Vredestein-Reifen könne letztlich „nicht ganz mithalten“ mit den drei anderen Kandidaten des aktuellen Tests, schreibt AMS. Doch egal, ob man sich als „Allwetterreifenkäufer mit gelegentlichem Schneekontakt“ nun für den knappen Testsieger von Goodyear mit seinen Schwächen im Trockenen oder für eines der beiden fast gleichauf liegenden Modelle von Michelin und Nokian entscheide, sollten sich Autofahrer nach Ansicht der Tester immer vor Augen, dass Ganzjahresreifen trotz aller Verbesserungen bei dieser Produktgattung während der jüngeren Vergangenheit doch immer noch einen Kompromiss darstellten. Dass für den Testsieger kein „sehr empfehlenswert“ vergeben wurde, wird insofern mit eben diesem Umstand begründet. Im Hinblick auf höchstmögliche Sicherheit zur entsprechenden Jahreszeit seien – heißt es – „Sommer- oder Winterspezialisten die bessere Wahl“. christian.marx@reifenpresse.de

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