Reifengeschäft plätschert weiter nur vor sich hin
Auch der April hat noch keine durchgreifende Änderung mit sich gebracht, was die Absatzentwicklung im deutschen Reifenersatzmarkt betrifft. Abgesehen insbesondere von einer weiter boomenden Nachfrage nach 4×4-/Offroad- bzw. SUV-Reifen schwächelt vor allem das mengenmäßig größte Segment der Pkw-Reifen nach wie vor: Die während der ersten vier Monate 2015 verkauften Stückzahlen sind sowohl im Geschäft der Industrie mit dem Handel (Sell-in) als auch des Handels mit dem Endverbraucher (Sell-out) mehr oder weniger deutlich hinter dem Vorjahreszeitraum zurückgeblieben. Ebenfalls rückläufig entwickelte sich bis dato die Nachfrage nach Lkw-Reifen, während die Absatzzahlen an Llkw-Reifen demgegenüber zulegen konnten.
Laut dem sogenannten Sell-out-Panel des Wirtschaftsverbandes der deutschen Kautschukindustrie (WdK) hat der Handel von Januar bis April hierzulande jedenfalls 6,9 Prozent weniger Pkw-Reifen an die Frau oder den Mann bringen können. Von den nach Berechnungen der NEUE REIFENZEITUNG bisher verkauften gut elf Millionen Stück entfiel mit etwa neun Millionen dabei der Großteil der Jahreszeit entsprechend natürlich auf Sommerreifen, die restlichen leicht mehr als zwei Millionen waren Winterreifen. Die Verkaufszahlen letzterer Produktgattung konnten damit um bisher 5,2 Prozent zulegen, wobei es jedoch zu bedenken gilt, dass die ersten Monate eines jeden Jahres normalerweise nicht diejenigen sind, bei denen im Endverbrauchergeschäft Reifen für die kalte Jahreszeit im Vordergrund stehen. Dazu genügt ein Blick auf das abgelaufene Jahr als Beispiel, denn von Januar bis April wurden dort in Summe nur rund zehn Prozent aller im Gesamtjahr 2014 abgesetzten Pkw-Winterreifen verkauft, umgekehrt dafür aber knapp 45 Prozent aller Pkw-Sommerreifen. Man könnte also durchaus sagen, dass Ende April vergangenen Jahres das Sommerreifengeschäft für den Handel beinahe zur Hälfte schon gelaufen war.
Soweit scheint es in diesem Jahr noch nicht zu sein. Insofern bleibt zu hoffen, dass das Ganze noch ein wenig Fahrt aufnimmt. Denn das bisher bei Pkw-Sommerreifen im Sell-out aufgelaufene Absatzminus in Höhe von 9,8 Prozent kann wohl nur als unbefriedigend bezeichnet werden. Da tröstet es wenig, dass es aufseiten der Industrie ebenfalls nicht alles rosarot aussieht: Die Reifenhersteller haben bis dato in Summe rund 14,1 Millionen Pkw-Reifen an ihre Handelspartner in Deutschland ausgeliefert und damit 2,5 Prozent weniger als im selben Zeitraum 2014. Gemäß der aktuellsten Zahlen der European Rubber Manufacturers’ Conference (ERMC) war die Entwicklung hier sogar rückläufig in beiden Produktteilsegmenten – also bei den Sommer- (minus 1,8 Prozent) wie den Winterreifen (minus 14,5 Prozent). Dabei entfiel mit 13,3 Millionen Stück der Großteil des Sell-out freilich ebenso auf Reifen für die wärmeren Monate des Jahres, und lediglich rund eine Dreiviertelmillion sind der Kategorie Pkw-Winterreifen zuzurechnen.
Wenig erbaulich sowohl aufseiten der Industrie als auch mit Blick auf den Handel entwickelte sich bis jetzt außerdem der Absatz an Lkw-Reifen: Im Sell-in beläuft sich das Minus Stand Ende April laut ERMC auf 7,7 Prozent, im Sell-out nach WdK-Daten auf immerhin noch 2,7 Prozent. Absolut entspricht dies leicht mehr als 400.000 von der Industrie an deutsche Händler gelieferten Lkw-Reifen, die wiederum knapp dieselbe Menge in Richtung ihrer Kunden vermarkten konnten. Der Absatz an Llkw-Reifen legte demnach auf beiden Seiten zu: um 1,4 Prozent auf gut 900.000 Einheiten im Sell-in sowie um 2,1 Prozent auf etwa 700.000 Stück im Sell-out. So richtig Freude macht derzeit aber anscheinend vor allem weiterhin das Geschäft mit 4×4-/Offroad-/SUV-Reifen. Gut eine Million von ihnen hat die Reifenindustrie laut ERMC-Statistik in den ersten vier Monaten 2014 an ihre Vermarktungspartner in Deutschland ausliefern können, was mit 13,6 Prozent einem mehr als deutlichen Zuwachs gleichkommt. Aufseiten des Handels fällt dieser mit 4,6 Prozent zwar kleiner aus, aber immerhin entspricht dies nicht weniger als gut 900.000 Reifen.
Trotzdem dürfte sich sicherlich so mancher in der Branche wünschen, auch das Pkw- und Lkw-Reifengeschäft würden langsam mal ein wenig mehr in Schwung kommen. Von den bisherigen teils überschwänglichen Absatzprognosen der Industrie für 2015 ist die Realität jedenfalls weit entfernt. Und selbst die eher konservativen Vorhersagen des Bundesverbandes Reifenhandel und Vulkaniseurhandwerk e.V. (BRV), der mit Blick auf Pkw- und Lkw-Reifen bezogen aufs Gesamtjahr ein Plus von 2,5 Prozent respektive um die zwei Prozent für möglich hält, ist der Markt zumindest zum jetzigen Zeitpunkt noch meilenweit entfernt. christian.marx@reifenpresse.de
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