Bislang keine Springflut im deutschen Reifengeschäft
Selbst wenn eine seltene Himmelskonstellation hierzulande kürzlich das Betrachten einer partiellen Sonnenfinsternis ermöglicht hat und an der französischen Küste zu einer außergewöhnlich hohen Springflut geführt hat, so zeigt sich doch zumindest der deutsche Reifenersatzmarkt bis dato noch recht unbeeindruckt von dem Ganzen. Soll heißen: Eine besondere Nachfragewelle nach Reifen ist zumindest bis Ende Februar noch nicht in die Verkaufsräume des Handels geschwappt. Daher prägen in beinahe allen Produktsegmenten rote Zahlen das Bild hinsichtlich der Absatzentwicklung sowohl im Sell-in (Industrie an Handel) als auch im Sell-out (Handel an Verbraucher). Komplett finster ist die Lage wohl trotzdem nicht, waren doch die Vorjahresbezugswerte ungewöhnlich gut, sodass von daher ein gewisser Rückgang durchaus nachvollziehbar ist.
Konkret hat die Industrie gemäß der aktuellsten Statistik der European Rubber Manufacturers’ Conference (ERMC) in den ersten beiden Monaten gut 6,2 Millionen Pkw-Reifen an ihre Vermarktungspartner hierzulande ausgeliefert, was einem Minus von 9,5 Prozent im Vergleich zum selben Zeitraum 2014 entspricht. Mit knapp 5,9 Millionen Stück entfiel im Hinblick auf die anstehende Frühjahrsumrüstung ein Großteil davon auf Sommerreifen, während „nur“ rund 360.000 ausgelieferte Pkw-Winterreifen davon zeugen, dass die Läger des Handels nach einem recht schwachen Wintergeschäft diesbezüglich noch recht gut bestückt zu sein scheinen. Im Sell-in beläuft sich das Minus bis dato insofern auf 8,6 Prozent bei den Pkw-Sommer- bzw. auf 22,0 Prozent bei den Pkw-Winterreifen.
Der Handel seinerseits konnte nach den jüngsten Zahlen des Wirtschaftsverbandes der deutschen Kautschukindustrie (WdK) dieses Jahr bisher 2,7 Prozent mehr Pkw-Winterreifen in Richtung Verbraucher absetzen als im Vorjahr, dafür aber 27,9 Prozent weniger Sommerreifen. Denn anders als Anfang 2014 hat die Witterung ein Umrüsten bzw. die frühzeitigere Neuanschaffung von Reifen für die wärmeren Monate bisher noch nicht nahe gelegt. In absoluten Zahlen dürften die verkauften Volumina nach Berechnungen der NEUE REIFENZEITUNG jedenfalls bei gut 800.000 Einheiten (Pkw-Sommerreifen) bzw. fast 1,6 Millionen Stück (Pkw-Winterreifen) liegen und damit in Summe bei insgesamt rund 2,4 Millionen Pkw-Reifen.
In Sachen 4×4-/Offroadreifen steht einem leichten Plus von 0,6 Prozent auf gut 400.000 Einheiten im Sell-in ein 1,2-prozentiges Minus auf leicht mehr als die Hälfte an Reifen im Sell-out gegenüber. Demgegenüber ist die Situation bei den Llkw-Reifen genau andersherum, weil die Industrie mit 440.000 Stück 3,2 Prozent weniger von ihnen an ihre Vermarktungspartner in Deutschland auslieferte, die mit 280.000 Stück im Januar und Februar 9,7 Prozent mehr davon an ihre Kunden verkaufen konnten. Im Minus präsentieren sich beide Seiten hingegen einmütig, was den Absatz an Lkw-Reifen angeht: Der Rückgang um 14,4 Prozent auf etwa 210.000 Stück fällt dabei im Sell-in ungleich größer aus als das vierprozentige Minus auf rund 170.000 Einheiten im Sell-out. christian.marx@reifenpresse.de
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