Künftige Bundesregierung nimmt die Größenvielfalt bei Pkw-Reifen ins Visier
Noch sind die Koalitionsverhandlungen zwischen der CDU/CSU und der SPD im Gange. Waren zunächst 16 mit Mitgliedern der entsprechenden Parteien besetzte Arbeitsgruppen gebildet worden, um zu den einzelnen Themenbereichen die Eckpunkte der künftigen Regierungszusammenarbeit beider Lager grundsätzlich abzustimmen, sind seit Ende vergangener Woche nun die Chefunterhändler der Parteien am Zug. Nach einer Verhandlungspause am vergangenen Sonntag sitzt man seit Anfang der Woche nun wieder beisammen, aber zu konkreteren Ergebnissen der Gespräche ist bislang nur vereinzelt etwas an die Öffentlichkeit gedrungen. Allerdings ist der NEUE REIFENZEITUNG aus gewöhnlich gut informierten Kreisen zumindest ein Teilergebnis aus der Arbeitsgruppe „Verkehr und Infrastruktur, Bauen und Wohnen“ zugetragen worden, das für die Reifenbranche von Interesse sein könnte. Denn offenbar ist eine Forderung der auch als Innovationsforum Altreifenrecycling bekannten Allianz Zukunft Reifen (AZuR) aufgegriffen worden: die nach einer gezielten Reglementierung der Dimensionsvielfalt bei den im Markt angebotenen Pkw-Reifen. Während sich AZuR davon einerseits verbesserte Chancen für die Wiederbelebung der Runderneuerung in diesem Segment wohl im Hinblick auf das anvisierte Ziel einer möglichst wieder zweistelligen Runderneuerungsquote verspricht, würde eine Limitierung der angebotenen Reifengrößen dem Reifenhandel andererseits auch die Lagerhaltung erleichtern.
Das wirft jedoch Fragen auf wie etwa die danach, auf wie viele Reifendimensionen der Gesetzgeber das Pkw-Reifenangebot denn beschränken sollte bzw. könnte. Wobei dies sicherlich europa- wenn nicht gar weltweit gelten müsste, ähnlich wie innerhalb der EU seit Ende 2024 für alle funkenden elektronischen Kleingeräte (Laptops: ab Frühjahr 2026) ein USB-C-Ladekabelanschluss vorgeschrieben ist. Anders als bei dem Standard zum Aufladen von Mobilgeräten dürfte die Entscheidung, auf welche Pkw-Reifengrößen man das Marktangebot begrenzen will, jedoch weniger leichtfallen. Denn blickt man auf Abverkaufsstatistiken solcher Anbieter wie beispielsweise der TyreSystem-Plattform der RSU GmbH für das Jahr 2024, dann kommen die zehn gefragtesten Dimensionen in Summe auf einen gerade einmal knapp 38-prozentigen Marktanteil. Wenn man das Ganze auf die 20 meistverkauften Pkw-Reifengrößen ausweiten würde, entspräche dies kumuliert auch gerade einmal einem Marktanteil von nicht ganz 57 Prozent. Und selbst wenn diese Problematik gelöst werden könnte: Was wäre mit Fahrzeugneuentwicklungen, die zukünftig möglicherweise spezielle Reifendimensionen erforderlich machen, die dann außerhalb des „Erlaubten“ lägen? Es bleibt also abzuwarten, ob und welcher Form sich die zukünftigen Koalitionspartner diesbezüglich – und hinsichtlich einer Vielzahl weiterer Punkte über Reifen hinaus – überhaupt auf eine gemeinsame Linie verständigen können.
Wir reglementieren uns regelrecht zugrunde, während die eigentlichen Probleme links liegen gelassen werden. Statt uns auf das Wesentliche zu konzentrieren, verlieren wir uns in bürokratischem Klein-Klein. Und Planwirtschaft? Die hat historisch betrachtet noch nie funktioniert – ein Trugschluss, der uns eher zurückwirft, als voranbringt.
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