Stellenabbau bei Goodyear in Fulda: Protest und Kritik an „Überfalltaktik“

Rund 1.000 Teilnehmer sind gestern vor dem Goodyear-Reifenwerk in Fulda zusammengekommen, um ihrem Unmut zum Ausdruck zu bringen über den von dem Reifenhersteller angekündigten dortigen Stellenabbau (Bild: YouTube/Osthessen-News/Screenshot)

Wie erwartet, haben gestern zahlreiche Beschäftigte des Goodyear-Reifenwerkes in Fulda ihrem Ärger darüber Luft gemacht, dass der Konzern die Belegschaft vor Ort in etwa halbieren will. Laut der Hessenschau waren dazu rund 1.000 Teilnehmer zu einer Versammlung vor dem Werkstor des Standortes gekommen, darunter auch Gewerkschaftsvertreter und Politiker wie beispielsweise der Fuldaer Oberbürgermeister Heiko Wingenfeld, aus dessen Sicht der angekündigte Stellenabbau als „ein schwerer Schlag für die betroffenen Mitarbeiter und die Region“ ist. Wohl ganz bewusst nicht sehen lassen hat sich nach einem Bericht des Senders Hit Radio FFH die Geschäftsführung des Reifenherstellers. Man habe den Beschäftigten bei ihrem Protest den Raum lassen wollen, wie dazu Aussagen von Pressesprecher Dominik Stenzel wiedergegeben werden. Wie es bei der Hessenschau weiter heißt, wird sich die Geschäftsführung diesen Freitag jedoch zu ersten Gesprächen mit den Arbeitnehmervertretern treffen, wobei die Arbeitgeber offenbar bereits ein Angebot vorgelegt haben.

„Ein komplettes Paket mit Sozialplan, Interessenausgleich und so weiter“, wie Ines Sauer, Betriebsratsvorsitzende am Standort Fulda, in diesem Zusammenhang zitiert wird. Wie es weiter heißt, werde das Ganze derzeit geprüft, wobei Anne Weinschenk von der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie (IGBCE) dies jedoch als „Überfalltaktik“ Goodyears bezeichnet, wo man nun – gegründet sie ihre Sicht der Dinge – „am besten innerhalb weniger Wochen eine Unterschrift von uns“ haben wolle. Bei alldem ist es mit dem Vertrauen in den Reifenhersteller aber wohl nicht mehr allzu weit her auf Arbeitnehmerseite. Zumal den Beschäftigten in Fulda nach einem Bericht der Frankfurter Rundschau noch im April bei einer Betriebsversammlung erklärt worden sein soll, wie gut alles laufe. Insofern steht hinter alldem ganz augenscheinlich die Befürchtung, dass aus dem jetzt angekündigten Stellenabbau in dem Werk möglicherweise noch mehr werden könnte. „Ich stelle mir die Frage: Ist das ein Sterben auf Raten?“, fragt sich jedenfalls Anne Weinschenk.

3 Kommentare
  1. Markt_Kenner says:

    So, so: die Geschäftsleitung war nicht präsent, also eigentlich alles
    wie immer. Es wurde damit wieder gezeigt und dokumentiert, wie ernst die Belange der Mitarbeiter genommen werden, nämlich gar nicht. Allerdings wird sich die s.g. Geschäftsleitung und das verunsicherte “Management ohne Befugnisse” darunter sehr bald wundern, wenn auch sie dank ihrer “Performance” dem Arbeitsmarkt wieder zur Verfügung stehen.
    Nur mit neuen Jobs wird’s dann richtig schwer, denn im Markt sind die ganzen Namen schon seit Jahren verbrannt – als nickende Befehlsempfänger ohne jegliches Rückgrat & eine Meinung,

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  2. Max says:

    Schon extrem aussagekräftig, wie ein Konzern glasklar dokumentiert, was ihm die eigenen Mitarbeiter wert sind, nämlich rein gar nichts. Es ist wünschenswert, dass die Presse wie auch hier die Fachpresse dranbleibt und weiter unabhängig darüber berichtet, dass dem Goodyearkonzern Beschäftigte und ihre Familien völlig egal sind, genauso wie die Zulieferer etc. Soll sich bitte jeder Entscheider und auch Verbraucher seine eigenen Gedanken darüber machen und die richtigen Schlüsse aus diesem skandalösen Vorgehen ziehen. Erst Philippsburg, jetzt Fulda, morgen GRS in Köln und übermorgen Wittllich, Fürstenwalde, Riesa und natürlich Hanau. Ein Reifenhersteller schafft sich ab und die Wettbewerber jubilieren.
    Warum?
    Zu recht!

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  3. Marco Molinari says:

    Anyone who buys GT’s statement about 50% reduction needs to think again. NO plant in this industry can be reduced in half and remain competitive. The next step is a full shutdown…
    The reason for the cut and eventual shutdown is because under Delaney GT Europe continues to lose market share, volume and of course dramatically so its profitability. Look at the number of plants GT under Keegan and Kramer have closed and it’s easy to understand that GT is in rapid decline in Europe, US and overall. Let’s hope Elliott gets control of GT.

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