Goodyear will in Fulda jeden zweiten Job streichen – „Konsultationsphase“

Seit heute ist den 1.150 Mitarbeitern im Goodyear-Werk in Fulda klar, dass knapp jeder zweite bis Ende 2024 seinen Arbeitsplatz verlieren soll. Dies jedenfalls hat Goodyear Germany heute seiner Belegschaft dort in einem Statement mitgeteilt, das der NEUE REIFENZEITUNG vorliegt. Dort heißt es, bei der jetzt beginnenden „Konsultationsphase“ gehe es um den Abbau von rund 550 Arbeitsplätzen, der aber „keine Auswirkungen auf die Reifenmarke Fulda“ haben soll. Stattdessen hat der vor Kurzem initiierte Überprüfungsprozess zu den Produktionskapazitäten in der Region EMEA aber nun auch konkrete Auswirkungen für die ebenfalls gut 1.100 Beschäftigten im Goodyear-Werk in Fürstenwalde, für die in diesem Monat Kurzarbeit angemeldet ist. Die Details.

Dass diesen Monat im Goodyear-Reifenwerk in Fürstenwalde kurzgearbeitet werden soll, das hatte zuerst die regionalen Märkische Oderzeitung (MOZ) online berichtet. Von der Maßnahme betroffen sein sollen sämtliche gut 1.100 Mitarbeiter. Auch wenn der regionale Fernsehsender RBB berichtet hatte, Kurzarbeit solle den gesamten Monat hindurch stattfinden, bestätigt Goodyear auf Nachfrage die MOZ-Informationen. Danach soll an elf Tagen im laufenden Monat kurzgearbeitet werden. Ob auch danach, also ab Juli, Kurzarbeit in Fürstenwalde stattfinden soll, sei „theoretisch möglich“; entsprechende Maßnahmen zur Outputreduktion wolle man immer „an den Bedarf anpassen“.

Wie es dazu aus Hanau weiter heißt, passe man damit den Produktionsoutput der derzeit schwachen Nachfrage nach Reifen in Europa an. Laut Goodyears Investor Letter zum ersten Quartal 2023 hatte der Hersteller in der Region EMEA nur noch 13,2 Millionen Reifen absetzen können; im Vorjahresquartal waren dies noch 14,5 Millionen; allein auf dem EMEA-Ersatzmarkt hatte Goodyear 1,9 Millionen Reifen weniger verkauft. Für den Nachfragerückgang nach seinen Reifen macht der Hersteller vornehmlich die wirtschaftliche Situation mit einer hohen Inflation und einer insgesamt geringeren Fahrleistung sowie auch große Mengen an Neureifenimporten von außerhalb Europas verantwortlich. Um diesen „Realitäten gerecht zu werden“, zitiert die MOZ den Hersteller, greife man nun nach dem Mittel der Kurzarbeit. Wie es dazu ergänzend gegenüber der NEUE REIFENZEITUNG heißt, stehe der Abbau von Arbeitsplätzen oder gar die Schließung des Werkes Fürstenwalde derzeit nicht zur Diskussion.

Doch dass genau dies geschehen kann, erleben jetzt die 1.150 Mitarbeiter im Goodyear-Werk in Fulda. Heute hat der Hersteller diesen in einem internen Statement erklärt, dass man die „Verringerung der Produktionskapazitäten“ und dazu den „Abbau von rund 550 Arbeitsplätzen in Fulda“ plane. Die Streichung von rund der Hälfte der Mitarbeiterstellen in Fulda sei „eine schwierige, aber notwendige Entscheidung, die wir treffen müssen, um die Strukturkosten zu senken und unsere Wettbewerbsposition zu verbessern“, heißt es in dem Statement erklärend.

Dort heißt es weiter: „Die Verkleinerung des Werks in Fulda würde es uns ermöglichen, die kostenintensiven Kapazitäten zu senken und die Auslastung der Werke in den anderen EMEA-Produktionsstandorten zu optimieren.“ Jetzt beginne die „Konsultationsphase“ mit den Arbeitnehmervertretern über den angekündigten Stellenabbau, der laut Goodyear bis Ende 2024 abgeschlossen sein soll. Goodyear: „Der Vorschlag steht unter dem Vorbehalt der Konsultation der zuständigen Arbeitnehmervertretung. Wir schätzen den Einsatz aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Fulda und sind entschlossen, alle Betroffenen angemessen zu unterstützen.“

Auf Nachfrage der NEUE REIFENZEITUNG in Hanau erklärt Goodyear Germany, Kurzarbeits- oder Stellenabbaupläne in den weiteren Werken des Herstellers hierzulande, also in Hanau, Riesa oder Wittlich, ständen derzeit ebenfalls nicht zur Diskussion.

Die heutige Ankündigung an die Belegschaft in Fulda habe indes „keine Auswirkungen auf die Reifenmarke Fulda, die in unserem Mehr-Marken-Produktportfolio verbleibt“, so der Hersteller weiter. Fulda-Reifen würden in mehreren Produktionsstätten in EMEA produziert und weiterhin an Kunden in Deutschland und in anderen EMEA-Märkten geliefert.

Im Werk in Fulda, wo erst kürzlich „ein umfassendes Retooling“, also die Modernisierung der Produktionsanlagen für einen hohen zweistelligen Millionenbetrag stattgefunden hatte, produziert der Hersteller jährlich rund vier bis sechs Millionen Pkw-Reifen verschiedener Marken und Größen.

8 Kommentare
  1. HändlerSprachRohr says:

    Der Brüller an sich:

    ….”Wie es dazu aus Hanau weiter heißt, passe man damit den Produktionsoutput der derzeit schwachen Nachfrage
    nach Reifen in Europa an”….

    Werden die Traumtänzer in ihrer Hanauer-Bubble denn immer noch nicht wach?
    Die absolute Unter-Performance des Unternehmens liegt natürlich wieder am Markt an sich, den Händlern speziell und den Verbrauchern sowieso.

    Nein, die Gründe liegen einfach am jetzigen Management und dessen Vorgängern, die alles (besser) konnten und kannten, leider nur ihre Hdl.-Kunden und deren Entscheidungsträger nicht.

    Nein, man soll nicht “früher war alles besser” palieren, doch da waren noch wirklicher Macher unterwegs, richtige Problemlöser und die Geschäfte haben Spass gemacht, beiden Seiten.
    Win/win und so muss es sein.

    Aber wer meint,
    weichgespült daherzukommen und mit erhobenem Zeigefinger gestandenen Unternehmern erklären zu müssen,
    wie sie hier Geschäft zu betreiben haben,
    der wird nicht erstgenommen und berücksichtigt.

    Darf dafür aber weiter Fabriken schließen und runterfahren,
    MA auf die Strasse setzen und sich selbst immer mehr in die Bedeutungslosigkeit verabschieden.

    Bye, bye – its not a GoodYear!

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  2. Tyredealer says:

    Der Clown aus der Staaten, Managers aus der Frankreich boykottierten Deutschland!
    Ich als Händler werde ab sofort die Goodyear und die Gesellschafter boykottieren!
    Premium Marke ist die Goodyear meines achtens schon seit länger nicht mehr.
    Not GOODYEAR say‘s Goodbye- German peoples say‘s, Tschüss!

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  3. Stefan Marz says:

    hallo das kenn ich ich war 38 jahre selbst arbeiter bei good yer in philippsburg und so hats bei uns auch angefangen und hiess ja keine angst wir schliessen nicht und was war schlüssel rum und zu war. und nun ist es das europalager hir wo auch demnächtst zu macht mit 350 leute .ich fahre seit schliesung nix mehr reifen von denen auch keine fulda oder zugehörige

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  4. Consultant says:

    Aha, „Konsultationsphase“, so so.
    Nicht, dass noch jemand konsultiert, dass sich da ein ehemals stolzes und ernstbenommenes Unternehmen sukzessive selbst abschafft.

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  5. Maik S. says:

    … wollte demnächst auf Ganzjahresreifen von GoofYear umsteigen.
    Wenn ich das hier so lese, muß ich mich wohl besser umorientieren.
    Lieber nicht GoodYear… Versprochen!

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