Sportliche Straßen- und Semi-Slick-Reifen im Sportauto-Test
Wie schon AutoBild Sportscars hat sich auch Sportauto für einen Sommerreifentest Modelle vorgenommen, die vorzugsweise an eher zügig bewegten Fahrzeugen zum Einsatz kommen. Dabei wurden einerseits insgesamt sechs Profile in den Dimensionen 245/35 R19 und 265/35 R19 jeweils mit Geschwindigkeitsindex Y (bis 300 km/h) für den Straßeneinsatz geprüft, wobei die eine Größe an der Vorder- und die andere an der Hinterachse des als Testfahrzeug ausgewählten BMW M2 montiert war. Andererseits hat sich Sportauto bei gleichen Bedingungen zusätzlich noch drei Semi-Slicks vorgenommen. Die dürfen zwar ebenfalls im normalen Verkehr eingesetzt werden, was aber – wie der Test letztlich zeigt – gerade bei Nässe nicht unbedingt empfehlenswert ist. Insofern gibt es gleich zwei Testsieger, die allerdings beide vom selben Hersteller stammen: „Pilot Sport 4S“ und „Pilot Sport Cup 2“ von Michelin.
Ersterer von beiden wird als „supersportlicher Allrounder auf trockener Strecke“ charakterisiert, der mit einem glasklaren Feedback, überragender Spurtreue und eindeutigen Fahrzeugreaktionen aufwarten könne. Kehrseite der Medaille sind aufgrund einer offenbar vorrangigen Auslegung auf trockene Fahrbahnen folglich nur „reduzierte Nasseigenschaften mit schwacher Traktion und Aquaplaningvorsorge“. Nichtsdestotrotz heimst er als einziger der sechs Straßenreifen das Prädikat „sehr empfehlenswert“ ein mit – je nach Gewichtung der Einzeldisziplinen gemäß UUHP- oder Cup-Reifen-Bewertungschema des Blattes – entweder glatten neun oder 9,2 Durchschnittspunkten von maximal zehn möglichen. Beim hinter ihm folgenden „SportContact 6“ sieht die Sache im Prinzip ähnlich aus, doch fordern hier leichte Abstriche im Trockenen bzw. beim Komfort ihren Tribut, sodass der Conti-Reifen mit dem zweiten Platz bzw. der Einstufung „empfehlenswert“ vorliebnehmen muss.
Das gilt so außerdem noch für Hankooks „Ventus S1 Evo²“ auf dem dritten sowie für Falkens „Azenis FK510“ und Toyos „Proxes Sport“ auf dem vierten bzw. fünften Platz. Je weiter man sich im Wettbewerberfeld nach hinter orientiert, listen die Tester selbstredend immer mehr Abstriche auf, die bei den jeweiligen Modellen gemacht werden müssen. „Auf dem trockenen Rundkurs wenig direkt, vergleichsweise schwammig und lastwechselempfindlich“ wird etwa das Hankook-Modell kritisiert, das dafür aber im Nassen etwas besser ist als das Duo vor ihm. Im nassen Element hat der „Azenis FK510“ gar das beste Ergebnis aller Probanden eingefahren, konnte dafür aber bei Trockenheit nicht ganz so überzeugen. Ausgewogener, aber auch auf einem insgesamt niedrigeren Niveau präsentiert sich dahinter dann noch der Toyo-Reifen, dem vor allem lange Bremswege und Abstriche bei der Kontrollierbarkeit angekreidet werden.
Bei Sportauto wird Nankangs „Noble Sports NS-20“ zwar nicht so abgestraft wie zuletzt bei AutoBild Sportscars. Doch hier wird er trotzdem genauso Letzter des Produktvergleiches von sportlichen Straßenreifen, wenn auch mit einer Gesamtbeurteilung als „noch empfehlenswert“. In der Kritik steht der Reifen wegen seiner Trägheit und einer geringen Stabilität auf trockener Piste. Hinzu kommen als Malus noch starke Lastwechselreaktionen und Abstriche beim Thema Komfort aufgrund eines „Wummerns“ bei Geschwindigkeiten zwischen 60 und 90 km/h sowie von Schräglaufgeräuschen. „Mit Ausnahme des Nassbremsens – bedingt durch die stark überdurchschnittliche Wasserableitung – gute Nässeeigenschaften. Allein die hohe Aquaplaningsicherheit erlaubt auf den genutzten Strecken schnelle Rundenzeiten“, lobt Sportauto andererseits diesen Reifen.
Nässe ist per se bei Semi-Slicks ein heikles Thema. Aufgrund ihrer weniger starken Profilierung gegenüber den anderen sechs Modellen geraten die drei in diese Kategorie gehörenden Probanden – Michelins „Pilot Sport Cup 2“, Pirellis „P Zero Trofeo R“ und Toyos „Proxes R888“ – gerade hier natürlich deutlich ins Hintertreffen. Deswegen hat Sportauto sie auch gar nicht nach seinem Bewertungsschema für UUHP-Reifen beurteilt, sondern über das für Cup-Reifen hinaus stattdessen in einer sogenannten Race-Wertung unter Ausklammerung der Komfortkomponente. Als „sehr universell einsetzbarer Trackday-/Cup-Reifen mit sportiver Lenkansprache, guter Rückmeldung und breitem Reserveangebot“ sichert sich dabei das Michelin-Modell die Pole Position vor dem Pirelli-Reifen. Dabei werden beide als „sehr empfehlenswert“ eingestuft.
Dass der „Pilot Sport Cup 2“ den Sieg davontragen kann, liegt wohl daran, dass der „P Zero Trofeo R“ noch ein weniger spitzer auf den Rennstreckeneinsatz zugeschnitten ist. Allenfalls leichte Abstriche hier und da sorgen augenscheinlich dafür, dass sich der Toyo-Reifen auf dem dritten Platz wiederfindet. Vergleichsweise kurzen Trockenbremswegen, sehr gutem Grip, guter Präzision, einem breiten Grenzbereich auf der Rundstrecken sowie großen Lenkwinkeln und einem als „sehr rennreifenlike“ beschriebenen Auftritt stehen bei ihm eine reduzierte Tragfähigkeit und ein „bei leisem Außengeräusch vergleichsweise lautes, dröhnendes Abrollgeräusch innen“ gegenüber. Nichtsdestotrotz erhält er die Einstufung „empfehlenswert“. Apropos: Vom Einsatz auf regennasser Straße rät das Blatt bei allen drei Modelle aufgrund ihres eindeutigen Trockenzuschnittes ab. christian.marx@reifenpresse.de
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