Gewinner und Verlierer der Winterreifentestsaison 2017/2018: Weltmarktführer auch bei Reifentests vorn – außer Bridgestone
Entweder sieht sich der Reifenmarkt einer Verschwörung der hiesigen Reifentester gegenüber. Oder aber es gibt wirklich nur eine Handvoll Reifenhersteller, deren Produkte mit herausragenden Eigenschaften gesegnet und folglich als „sehr gut“, „sehr empfehlenswert“ oder „vorbildlich“ zu beurteilen sind. In der aktuellen Winterreifentestsaison sind – mit einer einzigen Ausnahme – lediglich Produkte von Michelin, Goodyear und Continental entsprechend bewertet worden. Die Ausnahme: ein Pirelli-4×4-Reifen. Der Bridgestone-Konzern hingegen hat es nicht in die Führungsgruppe der Hersteller mit Topbewertungen geschafft, sondern muss sich im Verfolgerfeld einordnen.
Besonders im Blick der Tester der großen Zeitschriften und Organisationen standen auch in der jetzt zu Ende gehenden Winterreifentestsaison wieder einmal die vermeintlichen Alleskönner für den ganzjährigen Einsatz. Insbesondere die Kollegen der AutoBild erteilten einigen der getesteten Ganzjahresreifen – und damit der gesamten Produktgruppe – den Ritterschlag, indem sie formulierten: „Es gibt sie wirklich! Ganzjahresreifen, die bei jedem Wetter greifen.“ Während die Zeitung 15 von 25 Reifen bereits nach dem Bremstest auf Nässe aussortiert hatte, darunter auch die im Markt stark nachgefragten Ganzjahresreifen von Nokian und Falken, wussten die Marktführer Goodyear, Michelin und Continental mit ihren jeweiligen Produkten für alle Jahreszeiten durchaus zu überzeugen.
Während sich der Branchenprimus von Goodyear in seiner aktuellen Version, der Vector 4Seasons Gen-2, das Prädikat „Testsieger“ verdiente, fuhren der Michelin CrossClimate+ und der neue Continental AllSeasonContact auf die Plätze vor. Dass sich der Reifen des deutschen Herstellers hinter dem seines französischen Wettbewerbers einsortieren musste, lag lediglich am Preis sowie am Preis-Leistungs-Verhältnis. Der CrossClimate+ ist zwar noch teurer, schafft der AutoBild zufolge aber 44.347 Kilometer, während die Laufleistung des AllSeasonContact mit 31.804 Kilometer deutlich niedriger berechnet wurde. Dafür fragten sich die Tester, ob der Continental – zumindest optisch – ein Klon des Anfang 2015 eingeführten CrossClimate sein könnte; habe man „Original und Fälschung“ im Test erlebt…?
Die Reifentester vom ADAC fanden in ihrem aktuellen Winterreifentest mithin etwas anderes besonders erwähnenswert. „Unsere Reifentests zeigen regelmäßig, dass Premiummarken nicht automatisch Topbewertungen bekommen. Dass aber preisgünstige Zweitmarken die teureren Hauptmarken aus demselben Herstellerkonzern überholen, ist neu“, hieß es dazu in der ADAC-Mitgliederzeitschrift Motorwelt. Im Detail ging es den Testern dabei um die Rangfolge zwischen dem ESA+ Tecar Super Grip – stammt von Goodyear – und dem Goodyear-Winterreifen UltraGrip 9 wie auch zwischen dem Kleber Krisalp HP3 und dem Michelin Alpin 5. Dabei musste sich jeweils das Premium-/Topprodukt, getestet in der Größe 195/65 R15 T, hinter der Eigen- bzw. Zweitmarke desselben Herstellers einordnen, was der Automobilklub als „krass“ einstufte. Aber auch in der großen Winterreifengröße 215/65 R16 H landete der Dunlop- vor dem Goodyear- und der BFGoodrich- vor dem Michelin-Reifen.
Ebenfalls auffällig, blickt man insgesamt auf die aktuelle Winterreifentestsaison: Das Leistungsniveau hat sich deutlich nach oben verschoben. Während die Anzahl der getesteten Reifen bei knapp 130 blieb, sind mittlerweile deutlich mehr Reifen gut oder sogar sehr gut. Gleichzeitig hat sich auch die Anzahl an Reifen halbiert, die mit einer ausreichenden bzw. mangelhaften Benotung auskommen müssen. Dieser subjektive Eindruck einer Verbesserung der allgemeinen Produktqualität wird allerdings dadurch verwässert, wenn man einen Blick auf die Namen der vermeintlichen Verlierer der aktuellen Winterreifentestsaison wirft: Die beiden Vredestein-Profile Quatrac 5 und Wintrac Xtreme S mussten 2016 immerhin fünf Mal mit einem „bedingt empfehlenswert“ leben; in diesem Jahr fielen die beiden Reifen nicht entsprechend auf, sondern erhielten ausnahmslos gute und befriedigende Bewertungen. arno.borchers@reifenpresse.de