Reifenrunderneuerungsbranche ruft laut um Hilfe
Im Namen der Branche beklagt der Verband BIPAVER, der nach eigenen Angaben die Interessen von über 400 kleinen und mittelständischen Runderneuerungsbetrieben mit über 10.000 Beschäftigten in ganz Europa vertritt, die weiter zunehmende Zahl importierter Lkw-Reifen aus asiatischer, meist chinesischer Produktion. Denn sie würden zu Niedrigpreisen in den europäischen Markt gedrückt bzw. teils zu Preisen angeboten, die unterhalb der Herstellungskosten für runderneuerte Lkw-Reifen lägen.
„Im vergangenen Jahr hat sich die Marktsituation – hauptsächlich bedingt durch eine Zunahme von Antidumpingbestimmungen in den umliegenden Kontinenten – weiter dramatisch zugespitzt“, so der Verband unter Verweis darauf, dass die Billigimporte an Neureifen innerhalb der letzten fünf Jahre von einer Million auf etwa fünf Millionen Stück angewachsen sind, während parallel dazu der Absatz an runderneuerten Reifen von sechs Millionen auf rund vier Millionen Stück gefallen ist. Und das bei einem Gesamtvolumen des europäischen Lkw-Reifenmarktes, der im Ersatzgeschäft auf ungefähr zehn Millionen Einheiten taxiert wird und zusammen mit der Erstausrüstung etwa 17 Millionen Stück umfassen soll. Da die Runderneuerer angesichts der in den vergangenen Jahren zu beobachtenden Entwicklung hinsichtlich der Billigimporte nun verstärkt um ihre Zukunft fürchten, richtet der BIPAVER einen eindringlichen Hilferuf an die Adresse der EU-Handelskommissarin Cecilia Malmstrøm. Sie wird aufgefordert zu prüfen, was die EU in den kommenden Wochen tun kann, um ausgeglichene Marktbedingungen zu schaffen und den Industriezweig Runderneuerung und insbesondere seine kleinen und mittelständischen Marktteilnehmer vor Wettbewerbsverzerrungen zu schützen.
Runderneuerung bringe schließlich Nachhaltigkeit in den Lebenszyklus von Lkw-Reifen und leiste damit einen wesentlichen Beitrag zum Prinzip der Kreislaufwirtschaft, wird seitens des Verbands argumentiert. „Runderneuerte Reifen bewirken eine maßgebliche Verbesserung der Kohlendioxidbilanz, die Ersparnis von Rohmaterialien und nicht zuletzt eine Verringerung der Abfallmenge durch den Ersatz allein der abgefahrenen Lauffläche. Der Runderneuerungsprozess selbst unterliegt strengen rechtlichen und technischen Anforderungen, was gleiche Leistungsfähigkeit runderneuerter Reifen gegenüber Neureifen sicherstellt“, so der BIPAVER weiter. Dass trotzdem immer mehr Billigreifen aus Fernost statt Runderneuerter abgesetzt würden, will man augenscheinlich nicht länger hinnehmen. Zumal wohl davon ausgegangen wird, dass die Neureifenproduktion im fernen China von staatlicher Seite subventioniert wird.
Vor diesem Hintergrund habe sich der BIPAVER bei der EU-Generaldirektion Handel in Brüssel zwar bereits für eine Prüfung und Verbesserung der Situation der Runderneuerer in Europa eingesetzt und dabei technische wie auch rechtliche Lösungsansätze vorgeschlagen. Doch bisher sei die EU-Kommission nicht in der Lage gewesen, die europäische Runderneuerungsindustrie zu schützen. „Es mangelt an rechtlichen Regelungen, die auf die spezielle Situation des Industriezweiges Runderneuerung zugeschnitten sind“, wird impliziert nichts Anderes gefordert als Handelsbarrieren in Form beispielsweise von Antidumpingzöllen auf Lkw-Reifen aus China/Fernost. „In einer Zeit, in der die EU eine weitere Öffnung des EU-Marktes und Handelsabkommen mit verschiedenen Exportstaaten diskutiert und in der viele Europäer die europäische Einheit infrage stellen, fragt sich die Runderneuerungsindustrie: Worin liegt der Wert einer europäischen Handelspolitik, wenn diese nicht einmal in der Lage ist, die eigenen mittelständischen Industriezweige zu schützen?“, wird dabei an das europäische Gewissen appelliert. cm
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