Erholung des russischen Automobilmarktes vorerst nicht in Sicht
Ein wirtschaftlicher Abschwung in dem Land nebst wachsender Inflation und einer stark schwankenden Währung in Kombination mit politischen Unsicherheiten rund um den Ukraine-Konflikt zieht die Beratungsgesellschaft Roland Berger als Erklärung dafür heran, dass seit Monaten sinkende Umsätze auf dem russischen Automobilmarkt zu verzeichnen sind. In den ersten acht Monaten des Jahres soll der Markt um zwölf Prozent eingebrochen sein, im Juli und August sogar um etwa 25 Prozent – ohne Aussicht auf eine baldige Erholung. Die Wirtschaftssanktionen der westlichen Nationen und die Gegenreaktionen der Russen könnten im Gegenteil dazu führen, dass das für 2015 prognostizierte Marktvolumen von 2,2 Millionen Neuwagen sogar noch ein wenig mehr sinkt, heißt es. Betroffen wären von einem etwaigen Importstopp für Pkw aus der EU und den USA zwar auch die europäischen und amerikanischen Autohersteller, doch „durch solche Maßnahmen würde sich der russische Staat selbst am meisten schaden“, ist Roland-Berger-Partner Uwe Kumm überzeugt. Gewinner könnten dann die asiatischen Autobauer aus China oder Korea sein, die ihre Marktanteile in kürzester Zeit stark ausbauen würden, heißt es.
Ungeachtet derlei Sanktionsszenarien erwartet man bei Roland Berger jedenfalls, dass die „Russland-Krise“ noch ein bis zwei Jahre weiter anhalten und so den russischen Automobilmarkt weiter schwächen. Westliche Automobilhersteller sollten sich nach Meinung der Beratungsgesellschaft daher schon jetzt darauf vorbereiten. Außerdem sollten sie investitionsschonend die Wertschöpfung im Land erhöhen und Möglichkeiten für Förderprogramme ausloten“, rät Roland-Berger-Partner Jürgen Reers. Doch auch der russischen Regierung empfiehlt man, statt auf weitere Sanktionen lieber auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen setzen, um den Markt langfristig zu stabilisieren und die lokale Produktion wettbewerbsfähiger zu gestalten. Verschiedene Ansätze seien hier denkbar: von einem Nutzungsverbot für alte Fahrzeuge bis hin zu Finanzierungsprogrammen, um den Absatz anzukurbeln. Außerdem solle das Land insbesondere die lokale Produktion von Komponenten fördern, um die lokale Kostenbasis der Hersteller zu verbessern. „Pkw-Produktion in Russland muss auch auf langfristige Sicht wirtschaftlich sinnvoller sein, als der Import von Fahrzeugen“, meint Kumm. cm
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