Hybrid-Porsche startet in der Langstrecken-WM auf Michelin-Reifen
In dieser Saison steigt Porsche mit dem komplett neu entwickelten 919 Hybrid in die Langstreckenweltmeisterschaft ein und vertraut dabei auf Michelin-Bereifung an dem Boliden. Der französische Reifenhersteller war demnach von Beginn an in die Entwicklung des LMP1-Prototypen direkt involviert, sodass an dem Fahrzeug letztendlich nun ein ganz spezieller, auf die Anforderungen des Porsche 919 Hybrid maßgeschneiderter Reifentyp namens „Endurance“ zum Einsatz kommen wird: Entsprechend dem technischen Reglement der FIA-Langstreckenweltmeisterschaft (WEC) inklusive der 24 Stunden von Le Mans rollt der neue Porsche-Prototyp an Vorder- und Hinterachse auf Reifen der Dimension 31/71-18.
Michelin hat die neue Reifengeneration für seine LMP1-Partnerteams eigenen Worten zufolge auch mithilfe von Simulatortests entwickelt. Um die Reifen vom Typ „Endurance“ an die speziellen Anforderungen des Porsche 919 Hybrid anzupassen, absolvierte man gemeinsam mit dem Fahrzeughersteller aber freilich auch Testfahrten, bei denen die Ingenieure beider Seiten eng zusammenarbeiteten. „Bei der Entwicklung des neuen Porsche 919 Hybrid konnte Michelin sein umfangreiches Know-how aus vielen erfolgreichen Jahren in den Langstreckensport einfließen lassen“, sagt Michelin-Motorsportdirektor Pascal Couasnon. „Unsere Ingenieure haben eng mit den Spezialisten von Porsche zusammengearbeitet. Durch den umfassenden Informationsaustausch konnten wir die perfekte Synergie zwischen dem Porsche 919 Hybrid und unseren Reifen finden“, ergänzt er.
Die Reifen werden schließlich als einer der maßgeblichen Faktoren im Langstreckensport gesehen sowohl im Hinblick auf die Performance als auch bezüglich der elektrischen Zusatzleistung, die ein LMP1-H-Prototyp im Rahmen des Reglements pro Runde abrufen darf. Die energetische Effizienz dieser Rennwagen hänge außerdem noch eng mit den Parametern Gewicht und Luftwiderstand zusammen – laut Michelin sind dies „zwei fundamentale Größen“, die durch die Rennreifen mit beeinflusst werden. Hier stelle sich die optimale Leistungsfähigkeit genau dann ein, wenn die Reifen und das Fahrwerk optimal miteinander harmonieren, heißt es. „Dabei müssen die Pneus enormen Belastungen sicher und dauerhaft standhalten“, so der Reifenhersteller weiter.
Verwiesen wird in diesem Zusammenhang auf solche Dinge wie hohe Radlasten, die angesichts der aerodynamischen Effizienz das Dreifache des Fahrzeuggewichts erreichen können, oder Kurvenflieh- sowie Beschleunigungs- und Verzögerungskräfte im Bereich der Dreifachen der Erdbeschleunigung. Weitere Herausforderung für die Michelin-Entwicklungsingenieure: Gemäß Reglement sind die Reifen für die LMP1-Fahrzeuge in der diesjährigen Langstrecken-WM zwischen fünf und sechs Zentimeter schmaler als noch in der vergangenen Saison, sodass sich einerseits die Aufstandsfläche um 15 Prozent verringert sowie sich andererseits eine Gewichtsersparnis von bis zu acht Kilogramm pro Reifensatz und ein reduzierter Luftwiderstand erzielen lässt.
Porsche und Michelin arbeiten jedoch nicht nur in der LMP1-Klasse der Langstrecken-WM zusammen. Auch in der LMGTE-Kategorie rollen die beiden Werks-911-RSR des Porsche-AG-Teams Manthey auf den Reifen der Franzosen. Im Vorjahr wurde die Partnerschaft mit einem Doppelsieg bei den 24 Stunden von Le Mans belohnt, und in dieser Saison will die schwäbisch-französische Kooperation dieses Highlight wiederholen und auch in der WEC sowie der US-amerikanischen Tudor United SportsCar Championship (TUSCC) zu den Titelanwärtern zählen. „Unsere Partnerschaft mit Porsche ist sehr eng und geht weit über den Motorsport hinaus“, erklärt Peter Zabler, der bei Michelin verantwortlich zeichnet für die Kooperation mit Porsche. „Auch in Bezug auf die Serienmodelle arbeiten unsere Ingenieure bereits seit vielen Jahren Hand in Hand mit den Spezialisten von Porsche“, fügt er hinzu.
Zumal Porsche wie der Reifenhersteller mit seinem Motorsportengagement vor allem das Ziel verfolge, die eigenen Serienprodukte stetig weiterzuentwickeln. Mit seinen extremen Einsatzbedingungen und einem hohen Innovationsdruck fungiere der Rennsport gewissermaßen als Testlabor für Innovationen. „Dabei liegt der Fokus auf der Entwicklung von besonders sicheren, leistungsfähigen und umweltfreundlichen Fahrzeugen. Unsere Partnerschaft erstreckt sich darüber hinaus auch auf andere Geschäftsfelder wie Marketing und Aftersales im weltweiten Vertriebsnetz von Porsche“, so Zabler weiter. Von der Rennstrecke für die Straßenmodelle laute also das Motto: Denn auch Porsche 918 Spyder, Porsche 911 GT3 und Porsche Macan rollen serienmäßig auf Reifen von Michelin.
Die Forscher und Entwickler von Michelin verfolgen demnach die gleiche Philosophie wie ihre Kollegen auf Porsche-Seite: Sie streben fortlaufend nach einer weiter erhöhten Leistungsfähigkeit ihrer Produkte. Die Franzosen fassen dies unter dem Begriff „Total Performance“ zusammen, wobei die dahinter stehende Strategie darauf abziele, die Leistungsmerkmale der eigenen Reifen weiter zu verbessern und die Anforderungen zu erfüllen, die Fahrzeughersteller wie eben Porsche sie in puncto Sicherheit und Leistungsfähigkeit ebenso wie in Sachen Energieeffizienz, Laufleistung und Zuverlässigkeit an sie stellen. „Unser im Motorsport gewonnenes Know-how kommt der Abteilung Forschung und Entwicklung von Michelin unmittelbar zugute“, erläutert Pascal Couasnon. „So profitieren zum Beispiel jene Reifen, mit denen heute die aktuellen Serienmodelle von Porsche ausgerüstet werden, von Entwicklungen, die wir erstmals vor weniger als drei Jahren bei den 24 Stunden von Le Mans erfolgreich getestet haben“, sagt er. cm
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