Jedem Porsche seine (Goodyear-)Reifen
Für seine Reifen besitzt Goodyear eigenen Angaben zufolge Erstausrüstungsfreigaben für alle aktuellen Modelle von Porsche. Erkennbar ist dies anhand der „N“-Markierung der jeweiligen schwarzen Rundlinge. Um Reifenhändlern die Gelegenheit zu geben, selbst einmal zu „erfahren“ (und das im wahrsten Sinne des Wortes), wie die Bereifung die Fahreigenschaften der Fahrzeuge dieser Marke unterstützt, hatte der Hersteller Ende Juni unter dem Motto „Goodyear@Porsche“ nach Leipzig eingeladen. Schließlich findet sich angrenzend an das dortige Porsche-Werk eine firmeneigene Teststrecke des Autoherstellers, auf der Goodyears „Eagle F1 Asymmetric“, dessen Variante für SUVs und auch seine zweite Ausgabe montiert an 911er, Cayman, Boxster, Panamera oder Cayenne ihre Qualitäten unter Beweis stellen konnten.
Der Porsche 911 wird ab Werk in der 19-Zoll-Größe beispielsweise mit dem „Eagle F1 Asymmetric 2“ ausgerüstet: Auf der Vorderachse wird er in der Dimension 235/40 ZR19 (92Y) montiert und auf der Hinterachse in der Größe 295/35 ZR19 (100Y). Cayman und Boxster rollen ebenfalls mit diesem Goodyear-Reifen vom Band, wobei hier dann die Größen 235/40 ZR19 (92Y) sowie 265/40 ZR19 (98Y) an Vorder- bzw. Hinterachse zum Einsatz kommen. Beim neu aufgelegten Cayenne ist der Fahrzeuggattung angemessen freilich ein Reifen wie „Eagle F1 Asymmetric SUV“ der Reifen der Wahl: Er wird mit Gummis in der Dimension 255/50 R19 110Y XL bestückt ausgeliefert. Und der Panamera wiederum wird serienmäßig mit dem „Eagle F1 Asymmetric“ bereift, auf der Vorderachse in der Dimension 255/45 ZR19 (100Y) und auf der Hinterachse in 285/40 ZR19 (103Y).
Dabei sollte jedermann klar sein, dass kein Fahrzeughersteller bei seinen Volumenmodellen auf einen einzigen Reifenlieferanten allein zurückgreift, sondern außer Goodyear eben auch andere Hersteller Erstausrüstungsreifen an Porsche liefern. Von daher interessiert natürlich vor allem die Frage, wie groß wohl der Anteil der Marke an dem „Kuchen“ bei dem Sportwagenproduzenten sein mag. Eine Antwort kann (und darf wohl) Produktmanager Holger Rehberg allerdings nicht geben. Das hänge viel zu stark davon ab, mit konkret welcher Reifengrößen die Kunden ihr Fahrzeug letztlich ordern würden. Insofern lasse sich das Ganze nicht so einfach beziffern, sagt Rehberg im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG.
Ein offenes Geheimnis hingegen ist, dass der Fahrzeugsteller bei seinen Wagen Wert vor allem auf eines legt. „Ein Porsche muss immer den kürzesten Bremsweg haben“, erklärt der Goodyear-Produktmanager. Dies sei ein wesentliches Leistungskriterium bei den Heck- und Mittelmotorfahrzeugen wie beispielsweise dem 911er oder dem Cayman. Und genau an der Stelle kommt dann auch der Reifenhersteller mit seinen Produkten ins Spiel, geht es beim Bremsen doch vor allem daran, möglichst viel Gummi in Kontakt mit der Fahrbahn zu bringen. „Um das zu gewährleisten, sollte ein Reifen eine stabile Karkasse aufweisen und über eine haftungsintensive Laufflächenmischung verfügen“, führt Rehberg aus.
Beim „Eagle F1 Asymmetric 2“ soll daher die sogenannte „ActiveBraking“-Technologie für eine vergrößerte Reifenaufstandsfläche beim Bremsvorgang sorgen. Hinter dieser Goodyear-Entwicklung verbergen sich speziell geformte dreidimensionale Profilblöcke, die sich dank einer gerundeten Kontur der Profilrippen beim Bremsen „breiter machen“ als herkömmliche Profilblöcke und somit die Kontaktfläche zur Fahrbahn vergrößern, wenn der Reifen durch die dynamische Radlastverlagerung vorn auf die Straße gepresst wird. Außerdem verfügt der Reifen über eine Karkassstruktur mit gekreuzten Cordlagen. Laut Rehberg verlaufen die Karkassfäden nicht wie sonst bei Radialreifen üblich unter einem Winkel von 90, sondern von 86 Grad.
Damit verbindet der Reifenhersteller eine erhöhte Verwindungssteifigkeit und damit letztlich ein Plus an Lenkpräzision und Handling sowie ein optimiertes Bremsverhalten auf trockener Straße. „Die angewinkelt verlaufenden Karkassfäden ergeben, in Verbindung mit der sehr hohen Karkassumschlaglage (fast bis zum Gürtel), eine sehr torsionsstabile Seitenwand. Dies ermöglicht die Übertragung von extrem hohen Längs-, also Bremskräften“, erklärt der Goodyear-Produkmanager. Aber natürlich liefert auch die Laufflächenmischung einen Beitrag, um möglichst kurze Bremswege zu erreichen. „Durch eine Feinverteilung des Füllstoffes wird die Oberfläche vergrößert und somit eine bessere Verbindung zum Gummipolymer erreicht. ‚High-Surface’-Silicamischung nennen wir das“, sagt Rehberg.
Da seinen Worten zufolge bei Frontmotorfahrzeugen wie dem Panamera oder Cayenne eine besonders hohe Seitenstabilität gefragt ist, wird bei diesen Wagen der „Eagle F1 Asymmetric“ als Erstausrüstung verwendet. Denn dieses Reifenmodell ist dadurch gekennzeichnet, dass bei ihm der Bereich der Innenschulter ein anderes Profil aufweist als auf der Außenseite: Breite und massive Profilblöcke außen sind für maximale Bodenhaftung bei Kurvenfahrten zuständig, während der Innenbereich offener gestaltet ist, um für eine gute Ableitung von Wasser bei nassen Fahrbahnen zu sorgen. Unterstützt wird das Ganze noch durch die asymmetrische Karkasse des Reifens, die für eine gleichmäßigere Druckverteilung in der Bodenaufstandsfläche und damit bessere Bodenhaftung sowie optimiertes Kurvenverhalten innen eine zusätzliche Verstärkungslage in der Seitenwand aufweist.
Dies alles sind jedoch Charakteristika, die sich nicht nur in den „N“-gekennzeichneten Reifen für die Porsche-Erstausrüstung wiederfinden, sondern auch in den „normalen“ Erstmarktreifen. OE-Spezifikationen sind schließlich gewissermaßen nur „feingetunt“ hinsichtlich der besonderen Schwerpunkte, welche die verschiedenen Fahrzeughersteller setzen. Alles beginnt dabei mit dem Lastenheft – in der Regel Jahre, bevor das neue Fahrzeugmodell offiziell vorgestellt wird. Darin sind exakt die Leistungseigenschaften definiert, die ein Reifen erfüllen muss, um eine Erstausrüstungsfreigabe zu erhalten. Goodyear arbeitet eigenen Worten zufolge traditionell eng mit den Automobilherstellern zusammen: angefangen in einem sehr frühen Stadium beim Konzept für einen neuen Wagen bis hin zu seiner letztendlichen Serienreife.
Und das freilich nicht nur bezogen auf den Sportwagenhersteller Porsche. Goodyear liefert demnach Reifen für alle namhaften Pkw-Hersteller – darunter beispielsweise Audi, BMW, Mercedes, Volkswagen, Ford, Chrysler, General Motors, Rolls-Royce oder Toyota – ans Band. „Das Geschäft in der Erstausrüstung trägt dazu bei, die Wettbewerbsfähigkeit durch ein zukunftsorientiertes Produktportfolio sicherzustellen“, so Rehberg. Das Engagement im Erstausrüstungsgeschäft wird zudem als eine Art technologischer Treiber gesehen, der immer wieder neue Impulse beisteuere. Gleichzeitig wirkt all dies dem Reifenhersteller zufolge auch im Ersatzgeschäft nach. „Wenn der Autofahrer mit den ab Werk gelieferten Reifen zufrieden war, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er beim Nachrüsten zur gleichen Reifenmarke greift“, meint er. christian.marx@reifenpresse.de
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