Goodyear-Projekte, um „Umweltschutzgedanken Realität werden zu lassen“
Nutzfahrzeuge in Städten und Großstädten unterliegen zunehmend strikten Auflagen und gesetzlichen sowie freiwilligen Beschränkungen, mit denen die Folgen eines zunehmenden Verkehrsaufkommens reduziert oder ökologische bzw. wirtschaftliche Strategien verfolgt werden sollen. Folglich gibt es auch Projekte und Initiativen, die das Ziel verfolgen, mittels innovativer Reifen und Lösungen die Umweltbelastungen durch den Güterverkehr zu reduzieren und gleichzeitig die Betriebskosten zu senken. Reifenhersteller Goodyear ist eigenen Angaben zufolge in eine Vielzahl solcher Projekte involviert, wobei der Fokus auf Fahrzeugen liegt, die überwiegend im innerstädtischen Verkehr betrieben werden.
Eines davon ist das sogenannte „Projekt Peak“ im flandrischen Teil Belgiens – gleichwohl gibt es aber auch andere, bei denen Goodyear als Partner auftritt. Die regionale belgische Umweltinitiative wurde vom flämischen Verkehrsminister ins Leben gerufen. Es schließt die Supermarktketten Delhaize und Colruyt ebenso ein wie die Kommunen Anvers, Lier, Geel, Hasselt, Courtrai, Ninove, Leuven und Vilvoorde. Ziel dieser Initiative ist, den innerstädtischen motorisierten Verkehr außerhalb der Verkehrsstoßzeiten akzeptabler zu gestalten. Im Einzelnen bedeutet dies, Geräuschpegel, Schadstoffausstoß und Unfälle zu reduzieren. Der Goodyear-Dunlop-Kunde Colruyt unterstützt dieses Projekt. Goodyear arbeitet sehr eng mit Colruyt zusammen und entwickelt Reifen für einen Hybrid-Lkw, den Colruyt mithilfe von Siemens konstruiert hat. Die Entwicklungskosten werden mit über 650.000 Euro beziffert. „Unser Hybrid-Truck verbraucht nicht nur weniger Kraftstoff, sondern stößt auch viel weniger Kohlendioxid aus, weil er über zehn Kilometer rein elektrisch fahren kann. Die minimale, restliche Geräuschentwicklung nehmen Anwohner dabei praktisch nicht mehr wahr. Wir verfügen deshalb über hohe innerstädtische Akzeptanz und können dort liefern, wo herkömmliche ‚laute’ Lkw nicht akzeptiert oder gar untersagt sind“, erklärt Luc Rogge, Generaldirektor des Großunternehmens Colruyt, dessen Fuhrpark etwa 600 Trailer sowie 300 Lkw umfasst, die Tag für Tag in Belgien mehr als 400 Warenlager beliefern. Jedoch – so Rogge weiter – werde noch einige Zeit verstreichen, bis Hybrid-Lkw zum normalen Straßenbild gehören. Und wie bei konventionellen Dieselfahrzeugen müssen natürlich weiterhin die Trailer und Ladeflächen geräuschgedämpft werden.
Auch die vor allem in Frankreich sehr präsente Carrefour-Kette hat im vergangenen Jahr vergleichbare Versuche durchgeführt und dabei 30 geräuscharme Lkw in Paris und Umgebung sowie in Lille eingesetzt. Anlaufpunkte waren Warenlager im Stadtzentrum. Durchgeführt wurden die Touren vom Handelsunternehmen STAF. Die akustischen Messungen belegten eine deutliche Geräuschminderung der neuen Fahrzeuge auf ein Drittel. Möglich machten dies zunächst spezielle Modifikationen an der Karosserie, die das Vorbeifahrgeräusch abschwächten. Hinzu kamen Geräusch dämmende Maßnahmen am Fahrzeug, die den Lärm beim Entladen, besonders nachts, deutlich reduzierten. Motorische Maßnahmen und Änderungen an anderen Aggregaten komplettierten schließlich das Lärmsenkungspaket, zudem freilich auch Maßnahmen aufseiten der Bereifung zählen. Die Spezialfahrzeuge verwenden auf der Lenkachse sowie der hinteren Liftachse Goodyears „RHS II“ in der Größe 385/65 R22.5 und auf der Antriebsachse den „RHD II“ in 315/80 R22.5. Sie zählen zu sogenannten „Max-Technology“-Produktfamilie des Herstellers. „Sie besitzen die ‚Kmax’-Technologie, ein Konzept das besonders die Bedürfnisse des regionalen Lieferverkehrs berücksichtigt und mehrere Reifeneigenschaften für diese Verbrauchergruppe geschickt vereint. Hierzu zählen insbesondere höchstmögliche Laufleistung, ein breit gefächertes Anwendungsgebiet sowie der wirtschaftliche Umgang mit Kraftstoff und natürlich die damit verbundene Senkung der Kilometerkosten“, sagt Goodyear.
Des Weiteren hat Renault Nutzfahrzeuge einen ganz besonderen Hybrid-Lkw für Coca-Cola Enterprises Inc. in Belgien entwickelt. Dabei handelt es sich um eines von drei Hybridfahrzeugen, die das Großunternehmen bauen ließ, um die neue Technologie unter praxisnahen Bedingungen zu testen. Und Goodyear kooperiert gegenwärtig sehr eng mit diesen beiden Partnern, um Informationen zur bestmöglichen Kostenbilanz eines Hybridfahrzeugs zu gewinnen. Bei dem Coca-Cola-Truck soll es sich um einen Parallelhybridtyp handeln, was bedeutet, dass der Vortrieb auf zweierlei Arten erfolgen kann: in diesem Fall elektrisch oder per Dieselaggregat. Dieser „Premium Distribution Hybrys Tech“ genannte und komplett luftgefederte Renault-Lkw verfügt über eine zweite gelenkte Achse im Heckbereich, um eine bessere Manövrierbarkeit vor allem im Stadtverkehr zu gewährleisten. Ausgerüstet ist er mit Lenkachsreifen des Typs Goodyear „Regional RHS II“ sowie Goodyear „Regional RHD II“ für die Antriebsachse. Darüber hinaus ist der Reifenhersteller auch Partner eines Projektes rund um Busse mit Hybridantrieb. Dabei wird mit Van Hool zusammengearbeitet und die eine Flotte von knapp 80 Hybridbussen mit Goodyear-Reifen ausgerüstet. „Wir freuen uns außerordentlich über den Fortschritt dieser Projekte, den wir zusammen mit unseren Partnern und ihren innovativen Fahrzeugen erzielen“, erklärt Eric Muller, Manager Automotive Engineering Goodyear Dunlop Europa.
„Wir werden zunehmend angesprochen, uns an weiteren Umweltprojekten zu beteiligen. Auf der einen Seite gibt es lokale Verordnungen zur Reduzierung des Verkehrsvolumens, andererseits ist uns bewusst, dass unsere Kunden trotz dieser Regularien wirtschaftlich und profitabel arbeiten müssen. Weil dies schon immer unser Anspruch war, arbeiten wir selbstverständlich Hand in Hand mit unseren Endkunden und entwickeln die richtigen Produkte und Transportlösungen für diesen wichtigen und anspruchsvollen Zukunftsmarkt“, ergänzt er. Laufflächendesign, Karkasskonstruktion und die verwendeten Materialien stehen demnach im Mittelpunkt der Forschung und Entwicklung neuer, innovativer Lösungen. Zurzeit laufen seinen Aussagen zufolge konzeptionelle Tests mit Großkunden, die sehr vielversprechende Ergebnisse liefern. Ein wichtiger Punkt dabei sei die Erprobung neuer Werkstoffe, die von Goodyear entwickelt wurden und in Versuchsreihen laufen. Dabei gelte es nicht nur, gewisse Leistungskriterien zu erfüllen, sondern auch den Anteil ölhaltiger Bestandteile im Reifen zu reduzieren und so „den Umweltschutzgedanken Realität werden zu lassen“. In diesem Zuammenhang verweist Goodyear unter anderem auf Rohmaterialien wie BioIsopren, die in Zusammenarbeit des Konzerns mit Genencor zur Entwicklung eines Konzeptreifens geführt habe, der als „Umweltschutzprodukt des Jahres” ausgezeichnet wurde. cm
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