Dokumentation „Sophie Rollet gegen Goodyear“ auf Arte zu sehen

, , ,
Als sich Sophie Rollet näher mit dem tödlichen Unfall ihres Mannes aufgrund wohl eines geplatzten Goodyear-Reifens befasste, ist sie auf noch zahlreiche weitere Fälle gestoßen, die nun gerichtlich untersucht werden, während der Reifenhersteller selbst sagt, dass nichts darauf hindeute, dass seine Reifen „Marathon LHS II“ und „Marathon LHS II +“ mit irgendeiner Unfallserie in Verbindung gebracht werden können (Bilder: Arte/Screenshots)

Gestern Abend lief im Programm des TV-Senders Arte die einstündige Dokumentation „Sophie Rollet gegen Goodyear“. Darin geht es um die Witwe eines französischen Fernfahrers, der im Juli 2014 aufgrund eines an seinem Lastkraftwagen geplatzten Lenkachsreifens verunglückte und starb. Darüber hinaus wurde dabei noch eine weitere Person getötet. Zunächst wohl nur, um das Ganze verarbeiten zu können, beschäftigte sie sich mit näher mit dem Unglück und fand im Internet erst einen ähnlich gelagerten Fall, dann noch weitere sowie – nach immer weiteren Recherchen – letztlich ein vermeintliches Muster: eine Bereifung der verunglückten Lkw mit Goodyear-Reifen aus der „Marathon“-Familie.

Sie bezog einen auf Verkehrsrecht spezialisieren Anwalt mit in ihre Recherchen ein, während parallel dazu die Staatsanwaltschaft 2015 die Sache zu den Akten legte. Was Rollet nur noch weiter anspornte, obwohl ihr der Sendung zufolge sogar eine „pathologische Trauerstörung“ unterstellt und ihr zu einer Therapie geraten wurde angesichts ihrer „fast verbissenen Suche nach Hinweisen“. Im Laufe vieler Jahre gelang es ihr, zahlreiche Informationen zusammenzutragen, um im Herbst 2016 letztlich Klage wegen fahrlässiger Tötung einzureichen. Das Gericht ordnete ein Sachverständigengutachten an, dessen Ergebnisse dann jedoch erst Anfang 2020 vorlagen und den Anfangsverdacht eines fehlerhaften Reifens im Falle ihres Mannes dem Bericht zufolge wohl bestätigten.

In der Zwischenzeit nicht untätig geblieben, erlangte Sophie Rollet zudem Kenntnis von einem (in der Tschechischen Republik) initiierten offiziellen Austauschprogramm, aber nicht Rückruf Goodyears wegen möglicher Laufflächenablösungen, das neben weiteren Konzernprofilen unter anderem eben auch Reifen der „Marathon“-Reihe betraf. Als sie zudem einen Investigativjournalisten als Unterstützung mit ins Boot holte, förderten weitere Recherchen zudem einen zwischen dem Reifenhersteller und einem britischen Speditionsunternehmen geschlossenen „Geheimhaltungsvertrag“ bzw. eine Stillschweigevereinbarung im Zusammenhang mit einem verunfallten Fahrzeug des Transportunternehmens zutage.

Im August vergangenen Jahres wurde Rollet dann vom Gericht in Besançon zur Anhörung geladen, um dem Untersuchungsrichter ihren Fall zu schildern bzw. alles Weitere in die Hände der Justiz zu legen. Als Ziel des Verfahrens wird die Klärung der Verantwortung für die Reifenplatzer genannt – Rollet verfolge „keine finanziellen Interessen“, sondern führe den Kampf „aus rein moralischen Beweggründen“, heißt es. Sie habe mit ihrer Arbeit „der Justiz die Augen geöffnet“, kommt der Staatsanwalt vom Gericht in Besançon in diesem Zusammenhang in der Dokumentation zu Wort. Wie er sagt, liefen als Folge dessen nun „komplexe transnationale Ermittlungen“ zu alles in allem 76 Unfällen mit geplatzten Reifen. Daher könne er heute nicht sagen, wann diese Akte geschlossen wird.

Selbstredend haben die Macher der Dokumentation zu alldem auch Goodyear befragt, wie man zum Ende der noch bis Mitte August in der Arte-Mediathek abrufbaren Sendung hin erfährt. Laut dem Reifenhersteller deute demnach nichts darauf hin, dass die Reifen „Marathon LHS II“ und „Marathon LHS II +“ mit irgendeiner Unfallserie in Verbindung gebracht werden können. Auch habe sich der Konzern geweigert, die Anzahl der im Rahmen besagter Umtauschaktion zurückerhaltener Reifen anzugeben. In Sachen eines der Unfälle, über die auch Rollet gestolpert war, soll ein Gericht in Nanterre im Februar dieses Jahres übrigens geurteilt haben, dass Goodyear schuld sei. Das Unternehmen, dem zugleich damit die Begleichung der Hälfte der Schadenssumme auferlegt wurde, hat jedoch Berufung eingelegt.

6 Kommentare
  1. Logikdenker says:

    Die Negativpresse reißt nicht ab und es wundert doch schon sehr, dass der Goodyear-Konzern die letzte Zeit mehr mit Negativschlagzeilen (Fulda, die französische Witwe; Philippsburg, massive Stck.-Zahl-/u. Ebitverluste etc. etc.) von sich reden macht als mit positiv besetzten Berichten. Als Aktionär würde ich mir spätestens jetzt mal weiterführende Gedanken machen, die Konzernverantwortlichen worldwide und EMEA machen die sich ja anscheinend nicht.

    Antworten

Schreiben Sie einen Kommentar

An Diskussionen teilnehmen
Hinterlassen Sie uns einen Kommentar!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert