Boykottaufruf gegen Goodyear – Rad ab bei Trump(-Limousine)?
Das Auftauchen von Inhalten im Internet, die vermeintlich aus der bei einer Goodyear-Mitarbeiterschulung gezeigten Präsentation stammen, hat den US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump derart in Rage versetzt, dass er seine Anhänger – wie sonst als per Twitter – zum Boykott von Produkten des Reifenherstellers aufgerufen hat.
Denn das von einem Firmenmitarbeiter einem Fernsehsender zugespielte Foto einer Präsentationsfolie soll zeigen, dass das Unternehmen das Tragen von Kleidung mit dem Trump-Slogan MAGA (Make America Great Again) durch Beschäftigte an ihrem Arbeitsplatz als „nicht akzeptabel“ einstuft. Demgegenüber wird aber offensichtlich die Signalisation einer Unterstützung der Black-Lives-Matter-Bewegung (BLM) oder von LGBT-Insignien als Zeichen der Toleranz gegenüber sexuellen Minderheiten, wobei letzteres Kürzel für Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender steht, für unbedenklich gehalten. Den bei Twitter geposteten Aufruf an die Adresse seiner Anhänger, keine Goodyear-Reifen zu kaufen, begründet Trump angesichts dessen mit dem vom Unternehmen insofern angeblich angekündigten Verbot des Tragens von MAGA-Caps im Arbeitsumfeld. „Holen Sie sich bessere Reifen für weit weniger“, ergänzt er. Dies sei ohnehin das, was die „radikalen linken Demokraten“ täten, und nun müsse man halt selbst genauso mit diesem Spiel beginnen.
Angesichts dessen bzw. – wie es vonseiten des Konzerns heißt – aufgrund der „starken Reaktionen“ durch das in den Medien kursierende Foto, das zu „einigen Missverständnissen über unsere Richtlinien und unser Unternehmen“ geführt habe, hat sich Goodyear zu einer Stellungnahme in dieser Sache veranlasst gesehen. Besagte Darstellung sei weder von dem Reifenhersteller erstellt oder gezeigt worden noch Teil einer Schulung. „Um unsere langjährige Unternehmenspolitik klar zu machen: Goodyear toleriert keinerlei Belästigung oder Diskriminierung. Um ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das frei davon ist, bitten wir Mitarbeiter, am Arbeitsplatz jedwede Bekundung einer Unterstützung von Kampagnen, die nicht in den Bereich der Rassengerechtigkeit und der Gerechtigkeit fallen, zu unterlassen – unabhängig davon, um welche Kandidaten, politische Partei oder Interessenvertretung es sich handelt“, so Goodyear.
Damit weist das Unternehmen eine von Trump ganz offensichtlich unterstellte Benachteiligung seiner Unterstützer durch den Reifenhersteller klar zurück. Trotzdem hat der Twitter-Rüffel des POTUS (President of the United States) gestern den Aktienkurs des Konzerns kurzzeitig absacken lassen um einige Prozent, bevor sich die Wertpapiere dann wieder leicht erholten. Zumal das Ganze unter dem PR-Aspekt durchaus auch Positives für Goodyear mit sich bringen und sich zugleich als eine Art Eigentor für Trump erweisen könnte. Obgleich die Titan International Inc. sich bemüßigt sieht zu betonen, über die Produktion in Lizenz hergestellter Landwirtschaftsreifen der Marke keine weiteren Verbindungen zur Goodyear Tire & Rubber Company zu haben und mit Trump hinsichtlich des Erhalts von Arbeitsplätzen in der US-Industrie auf einer Wellenlänge zu liegen, ist die Unterstützung für das vom Boykottaufruf betroffene Unternehmen eher groß im weltweiten Netz.
Das lässt sich etwa unter dem Hashtag #WeStandWithGoodyear verfolgen. „Goodyear glaubt seit Generationen an diese Gemeinschaft und investiert in die Kraft, Ausdauer und ehrlichen Menschen im Herzen des Landes, was mehr ist, als man über diesen Präsidenten sagen kann“, ist ein dabei ein vielfach retweeteter Beitrag des Bürgermeisters der Stadt Akron im US-Bundesstaat Ohio, wo der Konzern seinen Hauptsitz hat. Des Öfteren wird in diesem Zusammenhang auch darauf verwiesen, dass die „The Beast“ genannte Limousine des Präsidenten wie schon bei seinen Amtsvorgängern und zuletzt unter der Administration Barack Obamas traditionell auf Goodyear-Reifen steht. Insofern war die Frage eines Journalisten im Rahmen des gestrigen Pressebriefings im Weißen Haus nur konsequent und nachvollziehbar, ob Donald Trump denn nun an eine Umbereifung denke bzw. den eventuellen Wechsel zu einer anderen Marke in Erwägung ziehe. Eine konkrete Antwort darauf ist Kayleigh McEnany, Pressesprecherin des US-Präsidenten, allerdings schuldig geblieben. „Zu Sicherheitsfragen werde ich mich nicht äußern“, hakte sie dieses Thema ab. christian.marx@reifenpresse.de
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[…] war die Aufregung bei Goodyear und anderen Reifenherstellern, als US-Präsident Donald Trump Ende August per Twitter zum Boykott von Produkten des US-Unternehmens…. Selbst Goodyears Chairman und CEO Richard J. Kramer musste sich für die Hintergründe einer […]
[…] seinem Aufruf zum Goodyear-Boykott desavouiert und diskreditiert Präsident Trump die über Jahrzehnte gepflegte Unternehmenskultur […]
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