Jammern auf allerhöchstem Niveau beim Motorrad-Tourenreifentest
Dass Conti-Produkte bei Vergleichstests meist eher vordere bzw. sogar vorderste Plätze belegen, ist man vom Segment Pkw-Reifen mehr oder weniger gewohnt. Jetzt kann sich der Hersteller aber auch beim Magazin Motorrad bzw. dessen in Ausgabe 12/2017 veröffentlichten Test von Tourenreifen an einem Sieg erfreuen. Der „Road Attack 3“ des deutschen Herstellers hat sich dabei nämlich gegen Mitbewerber von Bridgestone („Battlax Touring T30 Evo“), Dunlop („RoadSmart III“), Metzeler („Roadtec 01“), Michelin („Pilot Road 4“) und Pirelli („Angel GT“) durchsetzen und mit 231 von maximal 250 möglichen Wertungspunkten das beste Gesamtergebnis aller sechs Probanden einfahren können. Doch da den Ersten und den Letzten im Endergebnis gerade einmal 17 Punkte trennen und sich keiner der Kandidaten grobe Patzer im Trockenen oder im Nassen erlaubt hat, sagen die Tester selbst, dass sie „mittlerweile auf allerhöchstem Niveau“ jammern, wenn sie den angetretenen Modellen denn doch die eine oder andere Schwäche attestieren. „Messbare Unterschiede ließen sich eigentlich nur noch im Extremtest auf abgesperrtem Terrain herausfahren, im Alltag funktionierten alle Reifen nahezu gleich gut“, so ihr Fazit.
Dass mit dem Conti-Reifen freilich trotzdem einer die Nase vorn hat und sich die anderen in der weiteren Reihenfolge Metzeler, Pirelli, Michelin, Dunlop und Bridgestone dahinter anschließen, erklärt sich gleichwohl eben mit jenen feinen Nuancen, durch die sich die Konkurrenten voneinander unterscheiden. Nachdem der direkte Vorgänger „Road Attack 2 Evo“ auch in früheren Tests schon bei Trockenheit zu überzeugen wusste, haben die Entwickler bei dem Reifen mit der um eins erhöhten Versionsnummer augenscheinlich aber auch bei Nässe noch eine Schippe draufzulegen gewusst. Damit gelingt es dem „Road Attack 3“ also schlussendlich, an der versammelten Konkurrenz vorbeizuziehen. „Dieser Conti macht nun auch bei Schlechtwetter richtig gute Laune“, schreibt Motorrad dazu. Als Zweiter mit nur drei Punkten weniger kommt der „Roadtec 01“ ins Ziel. „Komfort, schnelles Ansprechverhalten, sattes Feedback – der ‚Roadtec 01‘ ist eigentlich der perfekte Begleiter an allen Tagen, die hierzulande eine typische Motorradsaison zwischen Ostern und Oktober zu bieten hat“, urteilen die Tester über den Metzeler-Reifen.
Ihm dicht auf den Fersen folgt der „Angel GT“ der Schwestermarke Pirelli. „Vizesieger auf der Landstraße, Vizesieger bei Nässe. Das spricht für einen wunderbar breitbandig abgestimmten Reifen, auch wenn es aufgrund der Punktedifferenz nicht zum Gesamtvize reicht“, fasst Motorrad die von dem Reifen gezeigten Leistungen zusammen. Als unterm Strich guter Allrounder wird der „Pilot Road 4“ als Vierter des aktuellen Vergleiches charakterisiert, der sich ebenfalls gerade mal einen Wertungspunkt vom Fünften (Dunlop) absetzen kann. Letzterer habe in puncto Handlichkeit und Einlenkverhalten zwar deutliche Fortschritte im Vergleich zur Vorgängergeneration gezeigt, doch „leichte Qualitätsprobleme“ – ein Hinterradreifen war durch Vibrationen bzw. einen „nicht einwandfreien Rundlauf“ aufgefallen – hätten ihn den Anschluss an die Spitze gekostet, heißt es. Als ausgewogen und neutral wird Bridgestones „T30 Evo“ prinzipiell beschrieben. Doch Abstriche im Trockenen und mehr noch bei Nässe sorgen dafür, dass er Letzter wird, obwohl er – so Motorrad – „kein schlechter Regenreifen“ sei und bei Nässe mit gut einschätzbarem Grenzbereich punkte. Nur könnten alle anderen Reifen das Ganze halt noch ein Stück weit besser. „Wer auf Agilität sowie eine Topnassperformance keinen großen Wert legt, ist mit dem ‚T30 Evo‘ immer noch gut bedient“, lautet insofern das Fazit zu dem Bridgestone-Modell. christian.marx@reifenpresse.de
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