Diskussion um Euromaster-Prospekt – Innovation versus Einfallslosigkeit

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Schon vor seinem tatsächlichen Erscheinen hat der neueste Euromaster-Prospekt für Diskussionen in der Branche gesorgt. Dem Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseurhandwerk e.V. (BRV) bzw. seinen Mitgliedern stößt sauer auf, dass darin unter anderem für Michelins „CrossClimate“ geworben wird sowie im Zusammenhang damit, dass Verbraucher bei Verwendung dieses Ganzjahresreifen über zwei Jahre bis zu 330 Euro an Einlagerungs- und Servicekosten (Umstecken/Wuchten) sparen können sollen. Dass eine solche explizite Hervorhebung dem Handel nicht gefallen kann, weil er auf entsprechende Dienstleistungserträge ja nicht verzichten will und kann, dürfte sich dabei von selbst verstehen.

Insofern verwundert nicht, dass sich der geschäftsführende BRV-Vorsitzende Peter Hülzer in einem der NEUE REIFENZEITUNG vorliegenden Schreiben an Andreas Berents, Euromaster-Geschäftsführer Deutschland/Österreich, mit der Bitte gewandt hat, die diesbezüglichen Aussagen in dem Werbeprospekt doch noch einmal zu überdenken bzw. wenigstens abzumildern. „War bzw. ist es wirklich erforderlich, den Verbraucher so relativ massiv auf Einsparungen im Servicebereich hinzuweisen, der mehr und mehr einer der wichtigsten Ertragssäulen des Reifenfachhandels und sicherlich auch Ihres Unternehmens ist?“, so die Frage des BRV in Richtung Berents/Euromaster. Dort sieht man allerdings keinen Grund dafür, der Branchenvertretung diesbezüglich entgegen zu kommen. Im Gegenteil wertet der Euromaster-Geschäftsführer den durch Hülzer an ihn herangetragenen Wunsch des Reifenhandels beinahe eher als eine Art Bestätigung dafür, mit der aktuellen Werbung auf dem richtigen Weg zu sein.

„Immer wenn wir ein innovatives Prospektangebot kreiert haben, lassen die Händler aufgrund ihrer eigenen Einfallslosigkeit und Behäbigkeit die Muskeln spielen und drohen uns oder der Industrie“, wie er es in seiner dieser Fachzeitschrift ebenfalls vorliegenden Rückantwort an den BRV formuliert. Wie schwer es sei, den Handel von neuen Ideen und Konzepten zu überzeugen, habe der Verband ja selbst erst kürzlich „leidvoll“ im Rahmen seiner Bemühungen um eine von Roland Berger Strategy Consultants erstellte Zukunftsstudie erfahren müssen, legt er nach. Zugleich attestiert Berents dem Handel eine gewisse Ignoranz in Sachen des BRV-Einsatzes im Hinblick auf das Projekt „Geschäftsmodell Zukunft“, in der er eine direkte Schnittmenge erkennt zu dem „nun aufkommenden Protest zu einem Reifen, der längst überfällig war angesichts der nun nicht mehr von der Hand zu weisenden Wachstumsraten im Ganzjahresreifensegment der letzten Jahre“.

„Zu den an Sie herangetragenen Bedenken bzw. Protesten – die typisch für die Branche sind, weil sie Gesetze und freiwillige Kodizes missachten – kann ich nur mit einem Wort antworten: Ehrlichkeit!“, so der Euromaster-Geschäftsführer weiter. Bei der Michelin-Handelskette habe man bei allen Prozessen und Angeboten immer die Kunden im Blick, und zur eigenen „Ehrlichkeitsphilosophie“ bzw. dem selbst formulierten Anspruch einer ehrlichen Beratung gehöre schließlich nun einmal, sie auf mögliche Einsparpotenziale hinzuweisen, wenn ein solches Produkt wie der Michelin-Ganzjahresreifen „CrossClimate“ sie biete. Jedenfalls macht Berents unmissverständlich deutlich, dass bei Euromaster niemand daran denkt, der Bitte des BRV nachzukommen. Einerseits wolle man sich „nicht auf solche von den Ewiggestrigen initiierten Diskussionen einlassen“. Andererseits sprächen zudem auch kartellrechtliche Gründe dagegen, dem Ansinnen der Branchenvertretung nachzugeben, heißt es abschließend. christian.marx@reifenpresse.de

1 Antwort
  1. Joachim Kleppe says:

    Neuer Euromaster Geschäftsführer und „Ehrlichkeitsphilosophie“ – Michelin-Test zeigt: Neuer Ganzjahresreifen schlechter als Michelin-Winterreifen

    Der neue Euromaster Geschäftsführer Andreas Berents will mit einer sogenannten „Ehrlichkeitsphilosophie“ seinen Kunden den neuen Michelin-Ganzjahresreifen „CrossClimate“ verkaufen, denn seine Handelskette handele immer im Interesse der Kunden.

    Ein Euromaster-Werbeprospekt behauptet plakativ, Kunden, die „CrossClimate“-Reifen kaufen, könnten bis zu 330 Euro bei Radwechsel, Wuchten und Einlagerung beim Reifenhändler sparen.

    Was ist dran an dieser Behauptung?

    Michelin-interne Tests haben gezeigt, dass der neue Ganzjahresreifen bei den Kriterien „Fahrkontrolle in der Kurve“ und „Reaktivität auf extreme Manöver“ gleich drei Noten schlechter ist als ein Michelin-Winterreifen, bei „Handling auf Schnee“ wird er um zwei Noten schlechter bewertet.

    Dass laut Michelin-Test mit dem „CrossClimate“ also ein Sicherheitsrisiko im Vergleich zu einem Winterreifen verbunden ist, wird in der Werbung mit keinem Wort erwähnt. Beim Kunden wird mit einem Einsparpotenzial geworben, die technischen Fakten unterschlägt Euromaster in seiner Werbung.

    Herr Berents will genau wie sein Vorgänger viele Reifen verkaufen – verständlich.

    Dabei spielt die Ehrlichkeit in der Euromaster-Werbung für den „CrossClimate“ aber scheinbar keine Rolle: Wer von „Ehrlichkeitsphilosophie“ und Kundeninteresse spricht, kann gleichzeitig nicht die Fakten des eigenen Reifentests verheimlichen.

    Das ist weder ehrlich, noch im Interesse der Kunden.

    Schließlich äußert der neue Euromaster-Geschäftsführer im Artikel der NEUE REIFENZEITUNG auch seine Meinung über andere Reifenhändler: Die seien einfallslos, behäbig, ließen die Muskeln spielen und würden „… Gesetze und freiwillige Kodizes missachten …“.

    Zum Schluss stellt sich immer die Frage: Wer bleibt ehrlich in der Reifenbranche?

    Joachim Kleppe
    Reifen-Bornemann GmbH
    Braunschweig

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