Kommentar: Da waren’s dann zwei

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Was für ein Auftakt – derart viel die Reifenbranche so intensiv Beschäftigendes wie allein in diesem Januar passiert sonst manch ganzes Jahr kaum. Da muss mit Burkhard Fuhrmanns Tyre-World ein marktbekannter Großhändler die Segel streichen, der ESKA Reifendienst will unters Vergölst-Dach schlüpfen und dann macht sich der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseurhandwerk e.V. (BRV) noch für eine neue Reifenmesse namens „The Tire Cologne“ ab 2018 in Köln stark.

Damit kehrt der Verband als „ideeller Träger“ der „Reifen“ bzw. dem bisherigen Partner Messe Essen bei der Ausrichtung des internationalen Branchentreffs in der Ruhrmetropole nach den beiden nächsten noch gemeinsam organisierten Veranstaltungen in diesem Jahr und 2016 den Rücken. Warum? Einerseits offensichtlich wegen Zweifeln bezüglich der Planungssicherheit für zukünftige Messen, andererseits aber auch, weil Köln verkehrstechnisch besser erreichbar sei.

Des Weiteren nennen der BRV und die Koelnmesse GmbH in einer gemeinsamen Verlautbarung jedoch noch weitere Gründe, die aus ihrer Sicht für den „Umzug“ an den Rhein – der streng genommen ja eigentlich keiner ist, weil die „Reifen“ ja auch nach 2016 in Essen weiter fortgeführt werden soll – sprechen. Im Zusammenhang mit der neuen „Tire Cologne“ ist da die Rede von der Erschließung neuer Zielgruppen und einer angestrebten stärkeren Internationalisierung.

Lässt sich die Argumentation mit der mangelnden Planungssicherheit nach den an der Politik der Stadt gescheiterten Plänen zur Modernisierung des Essener Messegeländes voll und ganz nachvollziehen und auch die mit der besseren Verkehrsanbindung Kölns ansatzweise, so ist es mit der zwingenden Schlüssigkeit des Restes nicht ganz so weit her. Warum sollten Kfz-Services und Onlinehändler, die man mit der neuen Reifenmesse unter anderem verstärkt ins Visier nehmen will, bei entsprechender Ansprache nach Köln kommen wollen, nicht aber genauso gut nach Essen?

Und wie sieht’s hinsichtlich einem Mehr an Internationalität aus? Ohne die Leistungen des BRV für die Branche ganz allgemein und die Entwicklung der „Reifen“ während der zurückliegenden Jahre im Besonderen schmälern zu wollen: Aber warum sollte irgendein potenzieller Aussteller beispielsweise aus China oder von sonst wo in der Welt seine Entscheidung gegen Essen und für Köln bzw. umgekehrt davon abhängig machen, bei welcher der beiden Messen ein deutscher Händlerverband als „ideeller Träger“ fungiert?

Freilich ist es unabhängig davon natürlich völlig legitim, dass der BRV eine Art „Neuanfang“ in Sachen Reifenmesse wagen will. Selbst dann, wenn die Art und Weise, wie das Ganze der Öffentlichkeit vermittelt wurde, nicht sonderlich „nett“ gegenüber dem bisherigen Partner Messe Essen erscheint, mit der man ja auch 2014 und 2016 noch bei der „Reifen“ zusammenarbeiten will. Denn dass nach diesen beiden Messen Schluss sein würde, war augenscheinlich ja schon seit Längerem klar – selbst wenn man sich seitens des BRV nicht in die Karten schauen lässt, seit wann genau.

Wer weiß, vielleicht hätte eine klare Ansage des BRV schon vor dem Bürgerentscheid in Essen dem langjährigen Partner dort ja wenigstens insofern geholfen, dass sich so mancher Einwohner der Stadt angesichts der vor Augen geführten Folgen des Votums anders entschieden und der Modernisierung des dortigen Messegeländes zugestimmt hätte. Ganz bewusst habe man nicht das Zünglein an der Waage sein wollen, sagt die Branchenvertretung, aber nichtsdestoweniger wäre es eine sauberere Sache gewesen: Sagen wie die Dinge stehen – sonst nimmt der BRV ja auch kein Blatt vor den Mund. Dann hätte die Angelegenheit jedenfalls nicht einen irgendwie doch bitteren Beigeschmack.

Hätte, hätte, Fahrradkette – die Dinge sind nun einmal so, wie sie sind. Der BRV hat seine Gründe, ab 2018 mit der neuen „Tire Cologne“ nach Köln zu gehen, und die Messe Essen hat ihre, nach 2016 an der „Reifen“ am angestammten Platz festzuhalten. Konkurrenz belebt – sagt man so schön – das Geschäft, und damit startet eigentlich schon jetzt bzw. mehr als vier Jahre vor dem „Showdown“ 2018 der „Kampf“ der beiden Messegesellschaften um die zukünftigen Aussteller. Was aber, wenn es da letztlich keinen „Sieger“ gibt, sondern stattdessen nur zwei „Verlierer“? Denn erreichte keiner der beiden Messen so etwas wie eine „kritische Masse“, wäre der Branche damit sicher nicht gedient. christian.marx@reifenpresse.de

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