CGS – Spezialist für Landwirtschaftsreifen
Erst im vergangenen Jahr hat die tschechische CGS-Group die Division Landwirtschaftsreifen von Continental erworben und sie produziert seither in noch kurz zuvor von Continental neu gebauten Hallen. Auch in technischer Hinsicht hatten die Deutschen das Werk zuvor auf Vordermann gebracht und einen zweistelligen Euro-Millionen-Betrag investiert. Damit dürfte CGS den Wettbewerb mit Trelleborg gut bestehen können. Die Schweden galten lange als Favoriten für den Zuschlag bei allen Verhandlungen mit Continental und mussten sich erst kurz vor Toresschluss überraschend geschlagen geben.
Werner Flebbe und Thorsten Bublitz führen seit Oktober vergangenen Jahres gemeinsam die CGS-Deutschland GmbH und sind für den Verkauf weltweit verantwortlich. Bedeutendste Marke ist nach wie vor als Premiummarke Continental und das Recht, unter diesem Namen produzieren und verkaufen zu dürfen, gilt dem Vernehmen nach für zehn Jahre mit einer Option auf weitere fünf Jahre, was aber weder Flebbe noch Bublitz bestätigen wollen.
Als Volumenmarke gilt ferner Barum mit der Eigenheit, dass Barum in Westeuropa als Budgetmarke dient, in Mittel- und Osteuropa aber durchaus als Premiummarke gesehen und vermarktet wird.
CGS beschäftigt in Otrokovice 490 Arbeiter und 65 Techniker. Schon heute werden nur noch Treibradreifen dort gebaut, zu 80 Prozent in Radialbauweise. Die Produktion diagonaler Treibradreifen wird planmäßig herabgefahren, und bereits ab dem Jahr 2006/2007 kann man damit rechnen, dass in Otrokovice ausschließlich radiale Treibradreifen gebaut werden.
Diese Reifen finden ihre Kunden weltweit und eine der wesentlichen Aufgaben dürfte darin zu sehen sein, auch in Märkten spürbarer voranzukommen, in denen das Unternehmen noch nicht so stark ist wie beispielsweise im deutschsprachigen Raum.
Mit genauen Zahlenangaben tun sich Flebbe und auch Bublitz relativ schwer. Und das ist durchaus verständlich, denn die Zahlen allein sagen gar nichts, solange man nicht weiß, welche Reifengrößen sich dahinter verstecken. Und Otrokovice, das kann jeder Besucher sehen, gilt als ein Werk, in dem die wirklich anspruchsvollen Landwirtschaftsreifen jetzt und in Zukunft gebaut werden sollen; Allerweltsreifen können andere Konkurrenten besser oder aber können in einem weiteren Werk der CGS in Prag hervorragend hergestellt werden.
Aber auch in dem Prager Werk sind die Produktionskapazitäten nahezu ausgeschöpft. Dort werden vorzugsweise Mitas-Reifen hergestellt. Auf diese tschechische Marke ist die tschechische Gruppe natürlich stolz und dennoch kann man als Beobachter nur feststellen, dass diese Marke noch einen sehr langen Weg vor sich hat. In Westeuropa gilt Mitas als Budgetmarke. Doch bei CGS herrscht eine hohe Bereitschaft, sich auf einen langen Weg mit dieser Marke zu machen und sie Schritt für Schritt in eine bessere Positionierung zu bringen. Dazu wird erforderlich sein, auch unter diesem Markennamen die heute auf den Markt drängenden Dimensionen bereitzuhalten und sie auch über die Erstausrüstung einzuführen. Auf die Frage, ob Mitas aufgebaut werden soll, um Continental nach Ablauf der vertraglichen Vereinbarung mit Continental ersetzen zu können, winken beide Herren ab. Man solle das Thema nicht so hoch hängen und im Übrigen sei dies auch keinesfalls die Intention. So könne man davon ausgehen, dass Continental nicht wieder Landwirtschaftsreifen bauen werde, sodass eine Verlängerung über die Nutzung der Markenrechte ja auch möglich sei. Ob man das wolle, sei heute aber ohnehin nicht zu beantworten.
So weit hergeholt ist die Argumentation nicht, denn schließlich hat Continental selbst ja auch mit der Marke Uniroyal entsprechende Erfahrung. Obwohl die Markenrechte nach wie vor bei Michelin liegen, geht niemand mehr davon aus, dass sich in Europa etwas ändert.
Doch dies ist nur die Hälfte der Betrachtung, zumal man derzeit auch durchaus Konfliktstoffe sehen kann. So leben Trelleborg und Pirelli derzeit jedenfalls nicht in perfekter Harmonie, weil die einen der Meinung sind, weniger Gebühren für die Markennutzung bezahlen zu sollen, während die anderen den guten Klang ihrer Marke besser honoriert sehen möchten.
Obwohl die Übernahme erst kürzer als ein Jahr zurückliegt, sind sich Flebbe und Bublitz absolut einig darin, dass dies ein für die vormalige Conti-Division richtiger Schritt war. Nun kann man sich besser den Märkten widmen, findet mehr Gehör, wenn es um Vorwärtsentwicklungen geht, während unter dem Conti-Dach Agrarreifen naturgemäß stets nur „nebenbei“ betrachtet worden sind und auch keine ausgeprägte Bereitschaft bestand, immer weiter in einen doch für den großen Konzern unbedeutenden Teilbereich zu investieren. Jetzt aber sieht man bei CGS durchaus sehr optimistisch in die Zukunft und ist sich ziemlich sicher, auch mit den Großen im Markt – Michelin und Goodyear – sehr gut konkurrieren zu können, wobei man bei Letzterem ja auch nicht weiß, ob die Fokussierung auf Kernaktivitäten nicht auch dazu führt, die europäische Landwirtschaftsreifen-Division abzustoßen, wie man es derzeit in den USA schon angeschoben hat.
Wenn sich derzeit eine Schwäche erkennen lässt, dann die, dass sowohl die Fabrik in Otrokovice als auch die Fabrik in Prag in absehbarer Zeit an Grenzen stoßen und eine Erweiterung an diesen Orten aus Platznot nicht mehr möglich ist. Da hatte man einst eine Fabrik weit, weit an den äußersten Stadtrand von Prag gebaut und stellt nun fest, dass der einstige Rand verschwunden und das Zentrum nahe ist. Das bedeutet, dass sich die Verantwortlichen bei der CGS bereits jetzt Gedanken darüber zu machen haben, wie denn die steigende Nachfrage in bereits wenigen Jahren befriedigt werden kann.
Dieses Thema aber beunruhigt weder Thomas Nemec, Chef und Mitinhaber des Unternehmens, noch General Manager Jaroslav Cechura, den zweiten Mann hinter Nemec. Zunächst sei es mal darum gegangen, die Akquisition als richtig unter Beweis zu stellen und dass man darauf eine positive Antwort schon nach wenigen Monaten geben könne, sei die eigentlich erfreuliche Botschaft. CGS ist auf dem richtigen Weg und wird alle Maßnahmen rechtzeitig treffen.
Damit steht ungesagt im Raum, dass es in absehbarer Zeit eine weitere Fabrik geben wird und ebenso die Neugierde, wo denn eine solche Fabrik entstehen werde, denn Anbauten an bestehende sind ja ausgeschlossen. Die von Nemec gegebene Antwort nimmt einem zunächst mal den Atem: „Jedenfalls wird eine neue Fabrik in Tschechien nicht gebaut werden!“ Warum nicht? „Für die Produktion von Landwirtschaftsreifen sind die Umstände hier ungünstig, die Kosten sind zu hoch. Wir werden uns dann weiter nach Osteuropa orientieren, nach Russland oder in andere ehemalige GUS-Staaten sehen. Dort herrschen Bedingungen, die eine Investition attraktiv erscheinen lassen. Theoretisch kommen natürlich auch Länder wie Indien oder China in Betracht. Wir werden sehen und zu gegebener Zeit eine Entscheidung treffen.
Der Wettbewerb ist also auch in Tschechien angekommen. Es gibt noch weitaus ärmere vormalige Bruderstaaten, denen die Vorwärtsentwicklung nach Fall des so bezeichneten Eisernen Vorhangs weniger gut gelang als den Tschechen. Und völlig abgesehen einmal von den Kosten im Allgemeinen und den Lohnkosten im Besonderen muss man feststellen, dass der Arbeitsmarkt dort nahezu leer gefegt ist und man besser nicht noch mehr Arbeit in Regionen bringt, in denen die Rekrutierung der Belegschaft bereits jetzt ein Problem darstellt.
Die CGS hat somit auch ihre Probleme. Doch viele Unternehmen würden gerne ihre gegen die der Tschechen eintauschen.
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