Edouard Michelin: Formel 1 als Marketinginstrument
In ihrer heutigen Ausgabe (29.10.2002) hat die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) ein Gespräch mit Edouard Michelin veröffentlicht, in dem sich der Firmenchef zur Wettbewerbsposition des französischen Reifenherstellers im Allgemeinen und zum Formel 1-Engagement des Konzerns im Besonderen äußert.Die Monotonie der Ergebnisse der abgelaufenen Rennsaison wertet Michelin demzufolge als zusätzliche Motivation. Betont wird auch, dass es nicht die Absicht des Herstellers sei, mit Ferrari zusammenzuarbeiten. Als einen der Hauptgründe für das Engagement bei den Teams beispielsweise von McLaren-Mercedes, Willams-BMW oder auch Renault nennt Michelin die Tatsache, dass weltweit eben deutlich mehr Mercedes oder BMW verkauft würden als Ferrari. “Von unserem Engagement in der Formel 1 versprechen wir uns unter anderem eine Verstärkung der weltweiten Zusammenarbeit mit diesen Marken”, wird Edouard Michelin von der FAZ zitiert. Darüber hinaus wolle man einen höheren Marktanteil bei höherwertigen Reifen erzielen, und über die Formel 1 erreiche man die Kunden, die solche Reifen kaufen wollen. Was den Marktanteil betrifft, hat Michelin nach Aussagen des Konzernchefs keine eindeutigen Ziele. Betont wird allerdings, dass man in diesem Zusammenhang nicht bereit sei, die eigenen Reifen unter ihrem Wert zu verkaufen. “Wenn wir keine Dummheiten machen, werden wir in den besonders vielversprechenden Segmenten des Marktes bis zum Jahr 2005 doppelt so schnell wachsen wie der Reifenmarkt insgesamt”, sagte Edouard Michelin gegenüber der FAZ. Das Unternehmen halte daher an dem Ziel einer Betriebsmarge von zehn Prozent im Jahr 2005 weiterhin fest.Zu den weiteren Zielen Michelins gehört demzufolge auch eine ausgewogenere geographische Verteilung des Geschäftes. Mit knapp 50 Prozent rangiere bei den Franzosen diesbezüglich zurzeit Europa an erster Stelle, gefolgt von Nordamerika mit etwa 39 Prozent. Als wichtige Wachstumsmärkte werden Osteuropa, Lateinamerika und einige Länder Ostasiens bewertet. Zur strategischen Ausrichtung gehöre jedoch auch die Förderung der Multimarkenstrategie. Denn nur etwa die Hälfte des Konzernumsatzes entfalle auf die Marke Michelin, der Rest auf die weiteren Marken des Unternehmens, zu denen unter anderem Kleber, BFGoodrich oder Uniroyal (Markenrechte liegen in den USA bei Michelin) zählen. “Es wird sicherlich Gelegenheiten geben, weitere Marken zu kaufen, wobei Wachstumsmärkte wie Osteuropa, Lateinamerika und Ostasien am interessantesten sind”, wird Edouard Michelin weiterhin von der FAZ zitiert. Aktiv verfolge der Reifenhersteller derzeit aber keine Akquisitionspläne, und Spekulationen, der Konzern könne an einer Übernahme von Continental oder Pirelli interessiert sein, wies der Firmenchef in dem Gespräch klar zurück.
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