China-Produktion deutscher Pkw-Hersteller soll weiter zulegen
Produzierten laut einer aktuellen Analyse des Autofacts genannten Automotive Forecasting Center von PricewaterhouseCoopers (PwC) deutsche Automobilhersteller 2011 bereits 20 Prozent ihrer Fahrzeuge in China, so soll diese Quote bis 2021 auf dann sogar 30 Prozent zulegen. Es wird erwartet, dass sich die Zahl der im Reich der Mitte insgesamt hergestellten Fahrzeuge von 16,4 Millionen (2011) bis zum Jahr 2021 auf 31,2 Millionen verdoppelt, wobei nach PwC-Schätzungen allein die deutschen Hersteller ihre Produktion vor Ort um ein weiteres Drittel ausbauen werden innerhalb der nächsten Jahre. „Dabei dürfen sich die Automobilhersteller nicht nur auf die Errichtung von zusätzlichen Werken in China konzentrieren, sondern müssen mittel- bis langfristig weitere Teile ihrer Wertschöpfungskette im Land etablieren, um das Marktpotenzial voll auszuschöpfen und von den Kostenvorteilen zu profitieren“, sagt Felix Kuhnert, Partner und Leiter des Bereichs Automotive bei PwC in Deutschland und Europa. „Sicherlich wird der chinesische Staat jene Unternehmen gerne sehen, die weitere Teile ihrer Wertschöpfung für nachhaltiges und qualitatives Wachstum im Land aufbauen. Die Größe des Marktes rechtfertigt solche Überlegungen“, meint er.
Bei alldem müssten die Absatzchancen die Hersteller ihre Strategie weiter anpassen, um auch in Zukunft auf dem als extrem wettbewerbsintensiv beschriebenen chinesischen Absatzmarkt erfolgreich zu sein, heißt es weiter. Dies beispielsweise mit Blick auf die sogenannten Tier-1-Städte wie Peking oder Shanghai, wo der Autoabsatz schon heute an seine Grenzen stoße und aufgrund übermäßiger Luftverschmutzung bzw. starken Verkehrsaufkommens zunehmend Verkaufsbeschränkungen möglich seien. Gleichzeitig wird allerdings davon ausgegangen, dass sich die Nachfrage in dem Land aller Voraussicht nach zu höherwertigen Fahrzeugen des Premium- und Luxussegments verlagern wird. Vor diesem Hintergrund prognostiziert PwC, dass sich die Produktion von SUVs (Sports Utility Vehicles) der deutschen Hersteller von derzeit rund einer halben Million Einheiten pro Jahr in China bis 2021 auf über eine Million verdoppeln wird. Für Volumenhersteller wird demgegenüber eher Potenzial in den Städten aus der zweiten und dritten Reihe (Tier 2 und 3) gesehen.
Bei diesen Städten, die auch im Zentralbereich und im Westen Chinas angesiedelt seien, steht in den kommenden Jahren demnach jener Aufholprozess an, den die Metropolen schon hinter sich haben. Laut Autofacts-Analyse sind diese Städte in den letzten Jahren am stärksten gewachsen und trugen über 30 Prozent zum Gesamtwachstum des Marktes bei. „In den Tier-2- und Tier-3-Städten finden die Hersteller die besten Absatzchancen. Sie werden in Zukunft der Haupttreiber des chinesischen Marktes sein. Gerade dort gibt es viele Erstkäufer mit Interesse an kleinen und kompakten Fahrzeugen, aber auch an Mittelklassefahrzeugen“, weiß Kuhnert zu berichten. Der Aufbau entsprechender Vertriebswege in den Tier-2- und Tier-3-Städten zur Erschließung des Absatzes werde vor diesem Hintergrund immer wichtiger. „Auch die Tier-4- und Tier-5-Städte, vergleichsweise weniger entwickelte Städte mit einem niedrigen Lebensstandard, bieten enorme Chancen. Hier wächst ein großer Absatzmarkt für kostengünstige Fahrzeuge“, heißt es vonseiten PwC.
Dabei verschärfe sich der Konkurrenzdruck in China, weil dort nahezu jeder Produzent präsent ist. „Die deutschen Automobilhersteller haben aufgrund ihres breiten Produktportfolios gute Chancen, sich auf dem chinesischen Markt weiter zu behaupten und Marktanteile zu gewinnen“, glaubt Kuhnert, der insbesondere für Volumenhersteller eine die Chance sieht, sich mit ihrem Produktportfolio entsprechend der Wünsche der Kunden anzupassen. „Für Premiumhersteller geht es dagegen darum, wie bisher global aufzutreten und sich auch in Zukunft weiterhin als hochwertige Marken zu präsentieren“, ergänzt Christoph Stürmer, Global Lead Analyst bei PwC Autofacts. Vorhergesagt wird jedenfalls, dass die deutschen Automobilbauer weitere Werke in China errichten: Bis 2017 rechnet PwC mit mindestens vier zusätzlichen Produktionsstätten in dem Land. Allein die Premiummarken sollen vor diesem Hintergrund ihre lokalen Kapazitäten zwischen 2011 und 2021 um über das Doppelte oder rund 1,1 Millionen Einheiten auf 1,5 Millionen Fahrzeuge erhöhen. Entsprechend wird ein sinkender Anteil der Produktion in Deutschland von 68 Prozent auf dann 45 Prozent erwartet.
„Aber auch in Deutschland investieren die Premiumhersteller weiter: Sie erhöhen ihre Kapazitäten um 330.000 Einheiten auf 3,3 Millionen Fahrzeuge“, so das Marktforschungsunternehmen. Insgesamt würden die deutschen Automobilhersteller aber eine konsequente Lokalisierungsstrategie verfolgen mit einer Produktion vor allem dort, wo sie attraktive Absatzmärkte vorfinden. Und dabei wird China auf dem Spitzenplatz gesehen. „Dort schaffen sie bis 2021 zusätzliche Kapazitäten für zwei Millionen Einheiten und werden damit insgesamt 6,3 Millionen Fahrzeuge pro Jahr fertigen können“, so die PwC-Prognosen, wonach der Zuwachs in Deutschland gleichzeitig bei lediglich 400.000 Einheiten auf knapp sechs Millionen Einheiten liegen wird. „Darüber hinaus erweitern die deutschen Hersteller ihre Kapazitäten an anderen Produktionsstandorten weltweit um 2,6 Millionen Einheiten auf knapp zehn Millionen Fahrzeuge. Nach China liegt Mexiko mit einer Verdoppelung von 540.000 Einheiten auf 1,1 Millionen Einheiten auf dem zweiten Platz. Auf Platz drei der Liste stehen die USA: Hier dürfte die Kapazität um rund 430.000 Einheiten oder 59 Prozent auf rund 1,2 Millionen Einheiten steigen“, ist der Autofacts-Analyse darüber hinaus zu entnehmen. cm
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