Reifentests: AutoBild fährt dem ADAC den Rang ab
Bald beginnt wieder die Frühjahrssaison. Insofern werden die Ergebnisse der neuesten Reifentests der großen Automobilzeitschriften, Organisationen und Automobilklubs mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nun wohl nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. Dann stellt sich erneut die Frage, wer ist Erster und wer ist nur unter „ferner liefen“ zu finden. Doch so wie die diversen Produkte im Wettbewerb zueinander stehen, gilt Gleiches auch für die Tests bzw. die Tester selbst. Jeder möchte hier der Relevanteste sein und damit ein Stück weit das Zünglein an der Waage bei einer etwaig anstehenden Kaufentscheidung aufseiten des Verbrauchers, wenn es um neue Reifen geht. Dabei galt lange Zeit vor allem einer als das Maß der Dinge – zumindest innerhalb der Reifenwelt selbst, wie eine entsprechende Auswertung der NEUE REIFENZEITUNG vor rund vier Jahren gezeigt hatte. Doch mittlerweile ist wohl einiges in Bewegung geraten und scheint der bisherige Branchenliebling diesbezüglich nunmehr entthront bzw. abgelöst worden zu sein. christian.marx@reifenpresse.de
Unumstössliche Tatsache ist, dass ich als Erster, nämlich 1965, für den Rallyesport Tests für Winterreifen erfunden habe. Für den ÖAMTC habe ich das als Berater ab 1967 gemacht, 1972 als Mitarbeiter. Viel später, als der Österreicher Dr. Klanner Technikchef des ADAC wurde, ist der ADAC dort aufgesprungen und die Tests fanden in Österreich statt. Dann haben sich die “Testbeamten” der Clubs von der Industrie manipulieren lassen und den Kontakt zu den Konsumenten ignoriert. Deutliches Beispiel: während sich Autobild intensiv mit Ganzjahresreifen befasst, gilt bei den Clubs die Lex des Reifhandels, weil die Clubs die Tests auf Geländen mancher Hersteller machen.
Autobild verwendet ein Gelände des ÖAMTC, der Club selber nicht, er müsste dafür Kosten verrechnen, bei Reifenfirmen ist das gratis. Der ADAC wird mit seinen Fahrtechnikzentren stark von Conti gesponsert, der ÖAMTC von Michelin. Die Franzosen sind führend bei Ganzjahresreifen und sind auch Alleinausstatter der Formel E mit Universalreifen, haben es aber immer abgelehnt, die Testergebnisse zu beeinflussen. Sie haben auch nachgewiesen, dass Reifen auch unter 4 mm Restprofil sicher sein können, um Rohstoffe zu sparen. Auch Conti hat perfekte Universalreifen, das Marketing will aber davon nichts wissen und will sogar die gesetzliche Profiltiefe nach oben schrauben, um Absatz zu fördern womit dem Konsumenten Kosten erzeugt werden. Bekanntlich sitz man dort in einem sinkenden Schiff, schade um die tollen Techniker. Die Ignoranz von ADAC und Konsorten wird daran nichts ändern, aber so hat man den von mir erwirkten tollen Vorsprung in weniger Jahren verspielt. Mein Nachfolger beim ÖAMTC ist übrigens von Conti gekommen, hat aber gegen den ADAC nichts ausrichten können. Beim ADAC hat der designierte Nachfolger des Dr. Klanner den Club rechtzeitig in Richtung TÜV verlassen. Klingt nach Schmutzwäsche, ist es der nicht. Ich selbst unterhalte mehrere Teststrecken auf eigenem Grund in den Alpen und bin auf Jahre von der Industrie ausgebucht. Die Testmethoden sind praxisorientiert und stark auf subjektives Fahren ausgelegt, wofür man exzellente Driver braucht, die die Clubs nicht haben. Gelernt hab ich das alles vor allem als Eisspion bei der Monte für Röhrl und Co, da wurde auch die ersten thermodynamischen Reifen gebaut, die haben auf der kalten Seite der Seealpen anders gearbeitet als auf der Sonnenseite der Seealpen, sie haben bei Erwärmung ihre Spikes buchstäblich ausgespuckt. So kamen die Traumzeiten in den Seealpen zustande. Da war der Rallyesport wirklich die Wiege der Universalreifen. Facit: Die Testautoren von Autobild sind glänzende Autofahrer und Praktiker, die Leser haben es gemerkt. Die Analyse der”Reifenpresse” hat es auf den Punkt gebracht. Bravo !
willy matzke