Leichter Aufwind im deutschen Rädermarkt?
Der im Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseurhandwerk e.V. (BRV) angesiedelte Arbeitskreis Felgen hat wie gehabt mit Unterstützung der BBE Automotive GmbH sein neuestes Räderpanel mit Daten zur Entwicklung des Marktes für Alu- und Stahlfelgen erarbeitet. Von einer überbordenden Euphorie kann angesichts der Sell-in-Entwicklung (Absatz Industrie an Handel) im ersten Halbjahr 2016 zwar nicht die Rede sein, aber ein „leichter Aufwind“ ist wohl schon zu spüren gewesen – und könnte in leicht abgeschwächter Form auch mit Blick aufs Gesamtjahr anhalten.
Konkret haben die Panelteilnehmer – erweiterter Arbeitskreis Felgen inklusive der Werkstattkette ATU und den Großhändlern Interpneu und Reifen Gundlach – demnach zumindest bei den Alurädern in den ersten sechs Monaten dieses Jahres ein 3,1-prozentiges Plus auf nicht ganz 1,4 Millionen Einheiten registrieren können, während für denselben Zeitraum 2015 ziemlich genau zwischen 1,3 und 1,4 Millionen Stück berichtet wurden. Zählt man noch die geschätzt rund 320.000 Räder sonstiger Unternehmen bzw. von Nichtmitgliedern besagten Arbeitskreises hinzu kommt, man letztlich auf einen Gesamtmarkt, der mit eben über 1,7 Millionen Alurädern etwa drei Prozent oberhalb des Referenzwertes für Januar bis Juni des Vorjahres liegt. Bei den Stahlrädern – heißt es weiter – sei demgegenüber ein Ende der Talfahrt im Markt bislang nicht in Sicht, selbst wenn der Rückgang im ersten Halbjahr 2016 wohl geringer ausgefallen ist als während der ersten sechs Monate 2015. Mit aktuell 190.000 von ihnen wurden im Vergleich zu den 210.000 Stück im ersten Halbjahr 2015 demnach dennoch 9,5 Prozent weniger Stahlräder abgesetzt. Vor diesem Hintergrund wird fürs Gesamtjahr nun von etwa vier Millionen Alurädern (Vorjahr: nicht ganz 3,9 Millionen Stück) und knapp 1,7 Millionen Stahlrädern ausgegangen.
Insofern rechnen die Panelteilnehmer mit dem Absatz von etwa 1,5 Millionen Stahlrädern in der zweiten Jahreshälfte sowie mit gut 2,6 Millionen verkauften Alurädern, wobei die Prognose bezüglich letzterer Produktgattung damit etwas verhaltener als im Vorjahr ausfällt. An positiven Einflussfaktoren werden einerseits das starke Pkw-Neuzulassungsplus in Deutschland sowie andererseits Veränderungen im Standardbereich hin zu größeren Raddimensionen genannt. Eher negativ werden im Gegensatz dazu der „Umbruch im Reifenfachhandel“ respektive dessen einer Lösung bedürfende Strukturprobleme gesehen. Eher erwartungsdämpfende Auswirkungen hat demnach außerdem, dass im Erstausrüstungs- wie auch im Ersatzmarktgeschäft kaum noch Wachstum möglich sei, und wenn, dann nur über einen Verdrängungswettbewerb mit daraus resultierendem Preisdruck bzw. sinkenden Erträgen. Zudem wird in Sachen Aluräder offenbar von „hohen Lagerbeständen im Reifenfachhandel und Autohäusern“ ausgegangen, was den Absatz letztlich ebenfalls nicht gerade übermäßig beflügeln dürfte.
Bei alldem sieht sich die Räderbranche selbst ebenfalls mit einer ganzen Reihe an Herausforderungen konfrontiert. So wird im Ersatzmarkt ein zunehmender Wettbewerb mit den Fahrzeugherstellern registriert, die mehr und mehr das Rädergeschäft als Betätigungsfeld für sich entdeckt haben. Zumal es parallel dazu technische Entwicklungen gebe, welche die Verbraucher immer mehr in Richtung Autohaus trieben. „Importeure/Hersteller [von Autos] machen immer mehr das Geschäft“, so die Feststellung der Panelteilnehmer. Zudem würde der zunehmende Trend in Richtung Ganzjahresreifen zu einer Verdrängung des zweiten Rädersatzes speziell für den Wintereinsatz führen, so eine weitere Befürchtung. Außerdem lasse die Begeisterung gerade der jüngeren Generation für das Automobil nach, während der steigende Onlinehandel für Verschiebungen in den Vertriebskanälen des freien Marktes (B2B/B2C) führe. Vor diesem Hintergrund wird vor allem dem Thema Preisstabilität und damit nicht zuletzt der Sicherung der Erträge eine entsprechend große Bedeutung beigemessen. Für all das sollen nun jedenfalls Lösungsansätze erarbeitet werden. christian.marx@reifenpresse.de
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