Macht gesetzliche Überregulierung Recyclingprodukten den Garaus?
Altreifen können nach ihrem „ersten Leben“ – also wenn sie abgefahren sind – bekanntlich nicht nur runderneuert oder thermisch verwertet werden (als Sekundärbrennstoff meist in Zementöfen), sondern auch recycelt. Es gibt eine Reihe von Produkten im Markt wie unter anderem Bodenmatten in der Tierhaltung, Böden von Sportanlagen usw., bei deren Herstellung Reifenrezkylate zum Einsatz kommen und so einen Beitrag zur Ressourcenschonung leisten. Durch eine Überregulierung vonseiten des Gesetzgebers würden die Märkte für Recyclingprodukte und die Ziele der Kreislaufwirtschaft nun aber – wie WdK-Pressesprecher Helmut Hirsch befürchtet – „in akute Gefahr“ geraten.
Hintergrund dessen ist die vermutete Gefährdung durch in Reifen enthaltene polyzyklisch aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), die sich dann natürlich auch in entsprechenden Recyclingprodukten wiederfinden. Beim WdK hält man ein etwaig daraus resultierendes Gefahrenpotenzial aber ganz augenscheinlich für im Allgemeinen überbewertet, weshalb vor Kurzem erst „mehr Realitätsnähe“ beim Umgang mit diesem Thema angemahnt wurde. Denn ansonsten seien „hochwertige Recyclingprodukte durch überzogene Anforderungen [des Gesetzgebers] bedroht“, so der Interessenverband der deutschen Kautschukbranche, der 140 Unternehmen mit 75.000 Beschäftigten und einem Gesamtjahresumsatz in Höhe von zwölf Milliarden Euro vertritt.
„Die Verwendung von Reifenrezyklat zur Herstellung neuer Produkte ist ein wesentlicher und nachhaltiger Beitrag zur Ressourcenschonung und zur Schließung von Stoffkreisläufen. Was hier in den letzten Jahren mühevoll aufgebaut worden ist, wird massiv infrage gestellt, wenn übermäßig restriktive, nicht am tatsächlichen Risiko orientierte Regelungen nicht sehr schnell korrigiert werden“, stößt Hirsch in dasselbe Horn wie zuvor schon der technische WdK-Geschäftsführer Stephan Rau. Technisch hochwertige Produkte aus Reifenrezyklat sind zum Beispiel Antirutschmatten zur Ladungssicherung im Transportgewerbe, Bodenmatten in der Tierhaltung, Sperrschichten gegen Schall und Schwingungen in Gebäuden oder Beläge im Sportstättenbau.
Reifenrezyklat werde dabei vor allem wegen der guten Dämpfungs- und Isolierungseigenschaften des Materials verwendet, die auch bei unterschiedlichsten Belastungen und schwierigsten Umweltbedingungen – wechselnde Temperaturen, Feuchtigkeit – langfristig erhalten blieben, heißt es weiter. „In diesen Einsatzbereichen kommen gewerbliche Anwender, Nutzer oder Verbraucher bei bestimmungsgemäßem Gebrauch entweder gar nicht oder nur seltenen und dann kurzzeitig mit den Produkten in Kontakt“, so Hirsch weiter. Dass ungeachtet dessen demnächst dennoch zusätzlich verschärfte Anforderungen an den ohnehin geringen PAK-Gehalt für Bauprodukte aus Reifenrezyklat gelten sollen, bezeichnet er als „realitätsfremde Anforderung“.
Zumal es einerseits am Kontakt mit den Produkten fehle und enthaltene PAK zudem nicht ausreichend bioverfügbar seien. „Genauso kritisch sind Überlegungen der Europäischen Kommission zu sehen, Fallschutzmatten und Sportböden den gleichen strengen Anforderungen zu unterwerfen wie beispielsweise Werkzeuggriffe, Sportgeräte oder Haushaltswaren“, betont Hirsch. „Überzogene Anforderungen an einzelne Inhaltsstoffe, die bei der Verwendung der Produkte weder für die Umwelt noch für Menschen ein Risiko darstellen, bedeuten das Aus für weite Bereiche der nachhaltigen, ressourcenschonenden stofflichen Verwertung von Fahrzeugreifen“, meint er. Von daher fordert der WdK eine sofortige „Kurskorrektur“ diesbezüglich. cm
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