Premiumreifenhersteller starten gemeinsame Aktion „Besser ist besser“
In den vergangenen Jahren sind rund um die Saisonspitzen im Frühjahr und im Herbst deutlich mehr Tankgutschein-, Cash-Back- oder sonstige Bonusaktionen der Reifenindustrie zur Absatzförderung durchgeführt worden als zu Beginn der diesjährigen Sommerumrüstung. Zwar gibt es Unternehmen, die wie Falken und Pirelli auch 2016 ihre „Tanke“-Kampagne auflegen bzw. Servicegutscheine beim Reifenkauf ausloben, doch ansonsten hat sich die Reifenindustrie diesbezüglich auffälligerweise ziemlich zurückgehalten. Bis jetzt – denn wie nun bekannt geworden ist, startet heute eine gemeinsame Aktion der führenden europäischen Premiumhersteller unter dem Titel „Besser ist besser“.
Dahinter verbirgt sich allerdings nicht nur eine simple Absatzfördermaßnahme, sondern mit dem Ganzen soll vor allem auch die Bekanntheit bzw. die Akzeptanz des EU-Reifenlabels aufseiten der Verbraucher als Entscheidungskriterium bei der Produktwahl gesteigert werden. Zumal das Labeling immer wieder mit eher kritischen Aussagen in Verbindung gebracht wird, etwa wenn bei Reifentests der großen Automobilmagazine die von den Herstellern jeweils selbst vorgenommenen Einstufungen vor allem in Sachen Nasshaftung nicht so recht zu den Messwerten der Tester passen wollen. Zumal dies den Gesetzgeber aber ganz offensichtlich herzlich wenig interessiert, weil bis dato – zumindest soweit der NEUE REIFENZEITUNG bekannt ist – nach wie vor keinerlei Überprüfung von offizieller Seite stattfindet.
Vor diesem Hintergrund und augenscheinlich motiviert durch die Diskussion der Bundesregierung in Bezug auf eine mögliche Förderung der Anschaffung von als umweltfreundlich geltender Elektroautos mit bis zu 5.000 Euro, um so vielleicht doch noch bis 2020 die Zielmarke von einer Million solcher Fahrzeuge auf Deutschlands Straßen zu erreichen, soll bei „Besser ist besser“ der Kauf von Reifen mit – wie es heißt – „guten Labelwerten“ belohnt werden. Orientiert hat man sich dabei im Ansatz offenbar an dem, was das Bundesfinanzministerium im Zusammenhang mit seiner Ablehnung einer De-minimis-Förderung runderneuerter Lkw-Reifen in schönstem Amtsdeutsch als „überobligatorische“ Erfüllung der EU-Reifenkennzeichnungsverordnung bezeichnet.
Konkret bedeutet dies, dass im Rahmen der Aktion der europäischen Premiumreifenhersteller aus einem gemeinsam gespeisten Fördertopf die Anschaffung solcher Reifen bezuschusst werden soll, die in Bezug auf ihre Energieeffizienz und Nasshaftung wenigstens mit einem „B“, aber besser noch einem „A“ gelabelt sind. Aber auch das Kriterium Abrollgeräusch findet dabei Berücksichtigung: Für Produkte, deren Label nur eine der bis zu drei stilisierten Schallwellen aufweist, wird demnach ein fünfprozentiger Preisnachlass versprochen. Für ein „B“ in Bezug auf Energieeffizienz oder Nasshaftung können demnach noch einmal jeweils 2,5 Prozent hinzukommen, während ein „A“ in den beiden Disziplinen ebenfalls fünf Prozent Rabatt bringe, wie es weiter heißt.
Sämtliche Rabatte werden dabei addiert. Kauft ein Autofahrer also einen mit Doppel-„A“gelabelten Reifen, der zudem noch die niedrigste Labeleinstufung beim Geräusch aufweist, kann er so insgesamt 15 Prozent (dreimal fünf Prozent) sparen. Bei einem mit „B“ (2,5 Prozent) und „A“ (fünf Prozent) gelabelten Reifen mit zwei stilisierten Schallwellen auf seinem Label (kein Rabatt) wären es dementsprechend 7,5 Prozent. Klingt kompliziert, sodass abzuwarten ist, wie das Ganze in der Praxis funktioniert. Zumal der Nachlass nicht sofort beim Erwerb der Reifen abgezogen werden soll, sondern dem Käufer erst im Nachhinein nach Einsenden eines ausgefüllten Aktionsformulars – per Post, aber auch online – samt Rechnungskopie erstattet werden soll.
Die zugehörige Aktionswebsite unter www.besser-ist-besser.de ist derzeit allerdings noch nicht erreichbar. Doch auch sonst wirft das Ganze noch so manche Frage auf, welche die NEUE REIFENZEITUNG in der Kürze der Zeit noch nicht klären konnte. So etwa die danach, konkret welche Unternehmen mit den in der jetzt versandten und der Redaktion vorliegenden Pressemitteilung erwähnten „europäischen Premiumherstellern“ gemeint sind. Ist dabei also beispielsweise auch eine Firma Hankook mit im Boot, der ja eigentlich koreanische Wurzeln hat, aber sehr wohl in Europa produziert? Vor allem: Was genau ist denn überhaupt ein Premiumhersteller und welches Unternehmen würde von sich aus sich selbst nicht in diese Kategorie zählen? Wir bleiben am Ball und werden demnächst weiter über die Sache berichten. christian.marx@reifenpresse.de
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