CeMAT-Aussteller blicken zuversichtlich auf die Zukunft ihres Marktes
Nachdem die Jahre der Konsolidierung und der Übernahmen bei Industriereifen vorüber sind, blicken die Marktteilnehmer wieder zuversichtlich in die Zukunft. Auch wenn Europa sicher nicht zu den großen Wachstumszonen dieser Welt gehört, verspricht der Markt hier immer noch gute Chancen und bedeutet vielen Vieles, gerade wenn es um technologisch anspruchsvolle Produkte und Dienstleistungen geht. Auf der CeMAT-Messe in Hannover Mitte Mai zeigten führende Marktteilnehmer, womit sie sich im Wettbewerb beweisen wollen. Bemerkenswert dabei: Der Markt lockte auch in diesem Jahr wieder den einen oder anderen Newcomer aus der Reifenbranche an – in dem Wissen, dass gerade Nischenmärkte zu den einträglichsten Segmenten im Reifenmarkt zählen.
Herausragende Industriereifen zu fertigen, gehört für Trelleborg Wheel Systems – eigenen Aussagen zufolge „größter Industriereifenhersteller der Welt“ – seit Langem zum Kerngeschäft. Nur leider – so die Erkenntnis der Produktverantwortlichen beim schwedischen Unternehmen – verpassten die Endverbraucher oftmals den richtigen Zeitpunkt zum Wechseln der Industriereifen, die man bei Trelleborg ausschließlich als Staplerreifen versteht. „Ersetzt man zu früh, gibt man viel Geld aus. Ersetzt man zu spät, gefährdet man die Sicherheit von Maschine und Anwender“, erklärt Andreas Karnein im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG. Laut dem Operations Director Germany bei Trelleborg Wheel Systems würden „in der Regel Industrievollgummireifen schon bei 25 Prozent verbleibender Lebensdauer gewechselt“. Dies geschehe dabei mitunter auch aus falsch verstandener Vorsicht. Karnein zeigte den Standbesuchern auf der CeMAT in Hannover, mit welcher Innovation das Unternehmen diese Problematik auflösen und einen klaren Hinweis auf den richtigen Zeitpunkt zum Reifenwechseln geben will: mit der „Pit Stop Line“.
Wenn die Staplerreifen im laufenden Einsatz mehr und mehr abnutzen, kommt irgendwann ein deutlich sichtbares orangefarbenes Band unterhalb der Laufstreifenmischung, also auf Höhe der sogenannten 60-Joule-Linie, zum Vorschein. Dieses Band soll dem Anwender deutlich machen: „Es ist Zeit, neue Reifen zu bestellen und den Wechsel zu planen“, so Karnein weiter; einen „Pit Stop“ eben. Sobald die Linie sichtbar wird, könne der Reifen noch rund 100 Stunden genutzt werden, bis der Wechsel fällig wird.
Bei Trelleborg Wheel Systems am CeMAT-Stand rechnete man vor, Reifen mit der „Pit Stop Line“ könnten im Laufe von fünf Jahren die Anzahl der Reifenwechsel um 20 Prozent verringern; jeder Reifen könne über seine optimale Lebensdauer hin genutzt werden und werde weder zu früh noch zu spät gewechselt. Wie der Operations Director Germany weiter erläutert, biete diese „echte Innovation einen echten Mehrwert“ für den Kunden. Dieser habe geringere Ausgaben, eine erhöhte Produktivität und Sicherheit, es gebe eine reduzierte Umweltbelastung sowie bessere Planungsmöglichkeiten. Trelleborg Wheel Systems bietet Reifen mit der „Pit Stop Line“ ausschließlich im oberen Vollgummistaplerreifensegment an.
Die Verantwortlichen bei Trelleborg Wheel Systems zeigten sich auf der CeMAT durchaus zufrieden mit der jüngsten Marktentwicklung. Auch wenn niemand im Markt genaue Zahlen zum Marktvolumen präsentieren kann, hat das schwedische Unternehmen für sich selber ab 2010 doch wieder durchaus zunehmende Absätze nach der Konsolidierung nach 2008 registriert. Nicht unerheblichen Anteil daran hatte auch die Übernahme der Watts Tyre Group Ende 2010. Das englische Unternehmen war traditionell stark auf den Ersatzmärkten und beim Kundenservice und galt folglich vielen als passende Ergänzung für Trelleborg Wheel Systems – ihrerseits überdurchschnittlich stark in der Erstausrüstung. Von dieser Übernahme habe Trelleborg „sehr profitiert“, so Karnein; die Präsenz im Markt sei dadurch deutlich gesteigert worden. Reifen der Marke Watts führt Trelleborg Wheel Systems indes nicht mehr im Sortiment. Die Markenrechte habe man zurückgegeben, so der Operations Director Germany, der vor der Übernahme selber bei Watts tätig war.
Auch bei der Continental AG sieht man den OTR-Reifenmarkt auf gutem Wachstumskurs, und zwar in Deutschland, Europa und weltweit. Dabei besetzt das Unternehmen, das traditionell stark bei Industriereifen – im Firmensprech heißt dieses Segment „Industrial Material Handling“ – ist, mehr und mehr auch neue Marktsegmente, adaptiert seine Markenstrategien entsprechend und forciert vor allem kundennahe Lösungen, wie Dr. Michael Andreas Märtens, Geschäftsführer von Continental Commercial Specialty Tires (CST), im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG anlässlich der CeMAT erläutert. Es seien gerade diese „Customer Solutions“ wie etwa das Angebot runderneuerter Industriereifen („Continental Life Cycle“) oder anderer Diversifizierungen in diesem Segment, die den Unterschied zum Wettbewerb machen können und sollen.
Ein Beispiel in Bezug auf die Diversifizierung war am Stand der Continental zu sehen: Der Hersteller zeigte dort erstmals seine drei neuen Vollgummireifen für Flurförderzeuge, die seit Ende vergangenen Jahres verfügbar sind. Der Continental CS20, der Continental SC20 Mileage+ und der Continental SC20 Energy+. Während beim Mileage+ die Laufleistung optimiert wurde, sei dies beim Energy+ eben der Rollwiderstand, was ihn seinerseits zur ersten Wahl für batteriebetriebene Stapler machen soll.
Die Diversifizierung findet bei Continental CST aber nicht nur im ursprünglichen Industriereifensegment statt. Darüber hinaus etabliert sich der deutsche Hersteller mehr und mehr auch in anderen Segmenten des OTR-Reifenmarktes. Jüngstes Beispiel: Hafenreifen. Im vergangenen Jahr hatte die Continental auf der TOC Europe in Rotterdam die sogenannte V.ply-Technologie sowie einige Reifen für die Hafenlogistik eingeführt und in diesem Zusammenhang insbesondere auf die überdurchschnittlichen Wachstumsraten weltweit in diesem Segment hingewiesen. Bis Ende 2016 möchte das Unternehmen die Produktionskapazitäten für Hafenreifen in seinem Reifenwerk in Malaysia verdoppeln und setzt damit ein klares Zeichen.
Genauso, wie der deutsche Hersteller den Einstieg in dieses Segment über Hafenreifen der Marke „Simex“ vollzogen hat, soll demnächst auch bei dem großangelegten Einstieg in das Underground-Mining-Segment verfahren werden. Die hier bereits etablierte Marke „General“ aus dem Werk in Südafrika soll demnächst – und zwar dann unter dem Namen „Continental“ – das Produkt für den „neuen Schwerpunktmarkt“ der Untertage-Minen-Reifen werden. Während aktuell bereits Hard-Rock-Mining-Reifen verfügbar sind, sollen spätestens im übernächsten Jahr auch Soft-Rock-Mining-Reifen für andere Untergründe folgen. Auch das Segment klassischer EM-Reifen soll in den kommenden Jahren weiter ausgebaut werden, selbst „Giant Tyres“ seien bei Continental in Planung.
Ebenfalls plant die Continental für die asiatischen Märkte in Zukunft einen neuen Vollgummiindustriereifen aus der Fabrik in Malaysia. Dieses neue Produkt soll dann auf der im Herbst kommenden CeMAT Asia in Shanghai vorgestellt werden und eine deutliche Absatzsteigerung in Asien nach sich ziehen, wo Vollgummireifen traditionell eine weniger große Bedeutung haben als etwa in Europa.
Konkret konnte Continental CST auf der diesjährigen CeMAT einen weiteren neuen Reifen präsentieren: den TractorMaster für Zugmaschinen im Umschlagbetrieb in Hafenterminals und Speditionshöfen. „Die Hafenlogistik ist mit ihren stetig wachsenden Transportvolumina einer der vielversprechendsten Wachstumsmärkte überhaupt“, so Dr. Märtens. Der neue TractorMaster stelle „eine konsequente Erweiterung unseres bestehenden Hafenportfolios dar. Vor dem Hintergrund unserer Expansionsstrategie 2025 planen wir, unsere Präsenz im Bereich Hafenlogistik in den nächsten Jahren weiter auszubauen.“
Für Camoplast Solideal bildet die CeMAT in Hannover seit der ersten Veranstaltung eine ideale Plattform, sich und die eigenen Produkte einem interessierten internationalen Fachpublikum zu präsentieren, erläutert Marta Vacca Vesela, Marketing Communication Manager bei dem kanadischen Unternehmen und dort zuständig für die Region EMEA. „Wir wollen zeigen, dass wir zu den größten Anbietern von Industriereifen und Ketten gehören, und wir wollen unsere Markenbekanntheit in Europa weiter steigern.“ Auch wenn aktuell keine Produkte im Rahmen der CeMAT eingeführt wurden, so die Marketingverantwortliche weiter, zeigte der Hersteller in Hannover doch sein aktuelles Produktsortiment für den europäischen und den internationalen Markt.
Erst jüngst konnte Camoplast Solideal durch zwei Akquisitionen auf sich aufmerksam machen und damit sein Vertriebsnetzwerk stärken. Einerseits ist Cherokee Tire aus Lexington (South Carolina/USA) seit Anfang dieses Jahres Teil des kanadischen Konzerns, der dadurch seine Marktpräsenz im Fachhandel in etlichen US-Bundesstaaten deutlich erweitern konnte. Andererseits gehört seit Februar dieses Jahres auch der spanische Industriereifenvermarkter Gulimsa Comercial aus der Nähe von Saragossa zum Unternehmen; beide Unternehmen verbinde eine Jahrzehnte währende Partnerschaft, hieß es dazu am Stand von Camoplast Solideal. „Immer bessere Wege zu finden, unsere Produkte zu vermarkten, ist Teil unserer Unternehmenskultur“, kommentierte Vice President und verantwortlich für den Bereich Material Handling Robert Lightfoot dazu.
Bei Michelin am CeMAT-Stand ging es um Luftreifen und zu diesem Produktsegment gehörende Mobilitätskonzepte wie etwa Dichtbänder; der französische Hersteller fertigt traditionell keine Vollgummiindustriereifen. Michelin zeigte auf der Weltleitmesse für Intralogistik CeMAT sein umfassendes Reifenangebot für Stapler, Industrieschlepper und Spezialmaschinen. Im Mittelpunkt dabei: die robusten Spezialreifen Michelin XZM und XZR. Beide Reifen seien für den industriellen Einsatz konzipiert und ermöglichten „niedrige Betriebskosten dank langer Lebensdauer auf allen Bodenbelägen und hohe Kraftstoffersparnis durch geringen Rollwiderstand“, ein Verkaufsargument, das den französischen Luftreifen selbst von Wettbewerbern oftmals zugestanden wird.
Ihre Lebensdauer erhalten die Michelin-Industriereifen dabei auch durch das spezielle und vor gut einem Jahrzehnt durch Michelin eingeführte Mobilitätskonzept der Dichtbänder, die bei Erstausrüstungskunden wie auch auf dem Ersatzmarkt zu den etablierten Michelin-Produkten zählen. Der große Vorteil dieser Dichtbänder: Auch auf kleineren (in der Regel mehrteiligen und nicht abgedichteten) Felgen, die eigentlich nur für eine Montage mit Schlauch geeignet sind, können Schlauchlosreifen montiert werden. Das Dichtband dichtet den Reifen zur Felge hin ab. Ohne Dichtband und mit Schlauch würde ein pneumatischer Industriereifen im Pannenfall innerhalb kürzester Zeit plattrollen, da die Luft durch das Ventilloch entweicht – nicht jedoch, wenn das Dichtband dieses verhindert und folglich einen Schlauch gleich komplett überflüssig macht. Dichtbänder können für Räder bis 20 Zoll eingesetzt werden; größere Räder sind in der Regel abgedichtet. Ein wirkliches Kostenargument gebe es hier nicht, betont Andreas Hummel von Michelin am CeMAT-Stand; beide Konzepte kosteten ähnlich viel. Der große Vorteil ergebe sich aber daraus, dass ein Reifen auch im Pannenfall zunächst noch weitergenutzt werden kann und zumeist nur langsam seine Luft verliert; Stichwort: Pannensicherheit. Andere Hersteller bieten ähnliche Produkte an, so etwa die Continental.
Für Portalhubwagen im Hafeneinsatz hat Michelin außerdem einen neuen Reifen im Programm. Das „X-Straddle 2“ genannte Modell in der Größe 16.00 R25 soll gegenüber seinem Vorgänger „X-Straddle“, der in der Größe 480/95 R25 aber weiterhin im Portfolio des Herstellers verbleiben wird, mit diversen Verbesserungen aufwarten können.
Relativ neu auf dem europäischen Reifenmarkt ist Standard Tyres. Das Unternehmen aus Brasilien sieht sich selbst als „größter Vollgummiindustriereifenhersteller Lateinamerikas“, wie Ivo Trojek anlässlich der CeMAT erklärte; bis zur Watts-Übernahme Ende 2010 durch Trelleborg produzierte Standard Tyres auch Reifen im Rahmen eines Offtake-Agreements für das englische Unternehmen, so der Export Sales Manager weiter. Vor zwei Jahren dann habe das brasilianische Familienunternehmen beschlossen, sich intensiver dem Export außerhalb Lateinamerikas zu widmen, nicht zuletzt auch, weil man durch die Zusammenarbeit mit der Watts Tyres Group Beziehungen zu potenziellen Mitarbeitern in und für den europäischen Markt hatte. Heute kümmern sich zwei Standard-Tyres-Mitarbeiter um Europa und darin natürlich auch um Deutschland: Ivo Trojak sowie Carlo Piccirilli. Der Geschäftsführer der Standard-Tyres-Geschäftseinheit „International“ hat seinen Sitz in Großbritannien. „Wichtig für uns ist der Ersatzmarkt in Europa“, so Trojak im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG, obwohl der Hersteller auch für die Erstausrüstung bei führenden Herstellern wie Liebherr, Still (Kion Group/Linde) oder Toyota Material Handling als Lieferant homologiert ist.
Obwohl Standard Tyres mittlerweile auch pneumatische Staplerreifen anbietet – diese werden bei Offtake-Partnern in China gefertigt und kommen unter dem Label „Samson“ auf den Markt –, ist der Schwerpunkt des Produktsortiments nach wie vor Vollgummireifen. Zentrale Produkte aus der Fabrik bei São Paulo sind dabei: der ST-3000 mit seinen drei Mischungsschichten und der ST-2000. Gegenwärtig werden diese Produkte in Europa noch durch das Lager des tschechischen Vertriebspartners geliefert. Standard Tyres möchte aber noch im Laufe dieses Jahres ein eigenes Lager aufbauen, um die logistischen Abläufe für das Geschäft in Europa weiter zu optimieren, so der Export Sales Manager. Insbesondere auf dem deutschen Markt wolle der brasilianische Industriereifenspezialist künftig noch mehr Kunden beliefern.
Seit zwölf Jahren im Geschäft mit Industriereifen aktiv ist Sun-TWS, kurz für: Sun Tyre & Wheel Systems. Der indische Hersteller ist über Sunduram Industries Teil der TVS Group, einem der größten Industriekonglomerate Indiens mit einem Jahresumsatz von rund sieben Milliarden US-Dollar, zu denen auch der Zwei-/Dreiradreifenhersteller TVS Srichakra mit der Marke TVS-Eurogrip beiträgt. Wie Neel Muthana, Executive Assistant des Joint Managing Director, im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG auf der CeMAT erläuterte, gehöre Sun-TWS zu den größten Anbietern weltweit, fertige man doch jährlich allein rund 600.000 Vollgummireifen für den Weltmarkt. Diese Reifen werden dabei aktuell in zwei Fabriken in Indien und einer weiteren Fabrik in Sri Lanka produziert. Noch im Laufe dieses Sommers werde der Hersteller eine weitere Fabrik in Indien in Betrieb nehmen und damit die Produktion steigern.
Es sind insbesondere die Exportmärkte, um die sich Sun-TWS kümmert. Exportierte man im ersten Jahr nach Beginn der Produktion noch 100 Prozent, seien dies aktuell immerhin noch wenigstens 90 Prozent, unterstreicht Muthana die Exportbedeutung. Gerade für den deutschen und den europäischen Markt ist der Hersteller erst kurz vor der CeMAT-Messe eine neue Vertriebspartnerschaft eingegangen. Sun-TWS stellte Reifen Meisen als neuen „strategischen Partner“ vor.
Wie Geschäftsführer Stefan Meisen im Gespräch mit dieser Zeitschrift erläuterte, werde das Unternehmen aus Solingen europaweite Logistikfunktionen für Sun-TWS übernehmen und darüber hinaus auf dem deutschen Markt auch den Vertrieb der Industriereifen des neuen Partners übernehmen. Reifen Meisen ist seit 2009 intensiv in der Vermarktung von Industriereifen engagiert und vertreibt etwa Produkte von Italmatic und Malatesta (runderneuert) sowie der Nexen Corporation in Deutschland. Nun werde auch das Sortiment an Vollgummireifen von Sun-TWS über die D. Meisen Vertriebs GmbH vertrieben, freut sich Stefan Meisen über die Expansion dieses Geschäftszweiges.
Ebenfalls in die Riege der weltweit größten Hersteller von Vollgummiindustriereifen gehört Global Rubber Industries (GRI). Das Unternehmen aus Sri Lanka – seit 2002 bei Industriereifen aktiv – betreibt in seinem Heimatland zwei Fabriken und fertigt dort eigenen Aussagen zufolge jährlich rund 400.000 solcher Reifen. Gerade in der jüngsten Vergangenheit habe sich das Geschäft auf dem deutschen Markt überaus positiv entwickelt, so GRI anlässlich der CeMAT-Messe. Exklusiver Partner in Deutschland für die Produkte Peakmaster und Ultimate XT ist übrigens die Interpneu Handelsgesellschaft. GRI sieht den deutschen Markt aufgrund des dort herrschenden starken Wettbewerbs als Gradmesser für den Erfolg des Herstellers aus Sri Lanka und dessen weitere Entwicklung. Auch wolle GRI innerhalb der kommenden zwölf Monate den Einstieg in die Produktion von pneumatischen Industriereifen schaffen; gerade auf Märkten außerhalb Europas spielen solche Reifen immer noch eine große Rolle, auch wenn sich seit Langem ein weltweiter Trend in Richtung mehr Vollgummireifen abspielt.
Erstmals auf der CeMAT-Messe mit einem Stand vertreten: Starco. Der dänische Anbieter von Reifen und Rädern für Spezial- sowie verschiedene OTR-Anwendungen hat 2012 erstmals eine eigene Industriereifenfabrik in Betrieb genommen, und zwar in Sri Lanka. Damit fertigt das Unternehmen nicht nur einen Großteil der vermarkteten Stahl- und Kunststoffräder selbst (Starco betreibt dazu Fabriken in Großbritannien, China, Kroatien und der Schweiz), sondern nun eben auch einen Teil der vermarkteten Reifen – die Starco-Gruppe wandelt sich damit mehr und mehr von einem Händler zu einem Hersteller.
Starco-CEO Peer Ejlersgaard dazu: „Es war sehr schwierig, Auftragshersteller zu finden, die den selben Anspruch wie wir an Produktionstechnologie und Qualitätssicherung hatten. Die meisten Werke mussten wir auch bereits in frühen Gesprächen aufgrund von nicht ausreichenden Kapazitäten ausschließen.“ Folglich wurde aus dem Plan, eine Fabrik zu kaufen, der Plan, selber eine zu bauen und damit die volle Kontrolle über Entwicklung und Produktion zu erlangen.
Der Einstieg in die Industriereifenproduktion sei von „zentraler Bedeutung für die Zukunft des Unternehmens“, findet Brian Lorentzen. Der Group Marketing Manager bei Starco ist überzeugt davon, dass auf diese Weise die notwendigen engen Beziehungen zu den Erstausrüstungskunden und das darauf aufbauende Ersatzmarktgeschäft nachhaltig entwickelt werden können. „Wir sind näher an deren Forschung und Entwicklung dran“, so Lorentzen gegenüber der NEUE REIFENZEITUNG.
Auf dem CeMAT-Stand konnten Besucher nicht nur die von Starco präsentierten Starco-Tusker- und Starco-Unicorn-Vollgummireifen sehen, sondern auch das neuste Mitglied im Bereich der Industriereifen, mit dem das Unternehmen sein Sortiment erweitert: Hafenreifen der Marke Galaxy aus dem Hause Alliance Tire Group. Das bestehende ATG-Hafenreifenprogramm wird aktuell um Reifen in radialer Bauweise in 16.00R25 für Straddle Carrier oder in 18.00R25 für Reach Stacker ergänzt; die ersten „Galaxy-Harbor-King“-Reifen befänden sich in der Testphase. Zusammen mit dem K610 Kinetics von Kenda – ebenfalls seit Kurzem im Starco-Sortiment – sei der dänische Anbieter jetzt in der Lage, „jegliche Anwendung im Bereich Hafen, Logistik, Intralogistik wie auch im Schwerindustriebereich zu bedienen“.
Auch der italienische Reifen- und Runderneuerungsspezialist Marangoni geht mit neuen Produkten und wichtigen Aktivitäten ins Jahr 2014. Im Geschäftsbereich „Commercial & Industrial Tyres“, zu dem auch die deutsche Tochtergesellschaft Wenzel Industrie (Lilienthal) gehört, werden sowohl Industriereifen – als Vollgummi- oder als Luftreifen – wie auch EM-Runderneuerungen produziert und vertrieben. Neben bewährten Produkten, die seit geraumer Zeit bereits bei großen Herstellern in der Erstausrüstung verbaut werden, zeigte das Unternehmen auf der CeMAT in Hannover natürlich zuallererst seine Neuerungen im Produktsortiment.
Hierzu zählt etwa der Superelastikreifen Marangoni Jumbo, der im preissensitiven Segment angesiedelt ist. Dabei handele es sich um einen Reifen „mit einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis, der eine moderne und geschlossene Profilgestaltung sowie eine breite Aufstandsfläche hat“, so Wenzel-Industrie-Geschäftsführer Christoph Frost anlässlich der Messe. Dadurch würden auch in dieser Produktklasse „ein ruhiger Lauf und eine hohe Standstabilität garantiert“.
Als zweite Neuerung wurde im Zuge der CeMAT der neue Superelastikpremiumreifen Marangoni Evo vorgestellt. Mit dem neuen Evo habe man eine signifikante Reduzierung des Rollwiderstands, einen kühleren Lauf sowie eine deutliche Erhöhung der Laufleistung erreichen können. Folglich trage der neue Evo erheblich zu Einsparungen bei Flurförderzeugflotten bei und helfe, die reifengebundenen Kosten zu reduzieren. Möglich geworden sei diese durch neue Mischungen im Bereich der Lauffläche sowie im Bereich des Mittelkissens, der sogenannten Federzone. Der neue Evo soll im Laufe dieses Jahres schrittweise in den Markt eingeführt werden.
Neben neuen Produkten stellten Marangoni/Wenzel Industrie auf der CeMAT ebenfalls das bekannte Quickmont-Konzept der Vor-Ort-Industriereifenmontage vor. Mit den mobilen Pressen ließen sich nicht nur Zeit und Geld sparen, was insbesondere im Sinne der Verbraucher sei, so Frost gegenüber dieser Zeitschrift. Eine entsprechende Serviceleistung gehöre heutzutage einfach zum professionellen Angebot eines Qualitätsvermarkters aus den Reihen der Reifenfachhändler dazu. Mit dem Angebot der mobilen Quickmont-Staplerreifenmontage lasse sich zusätzliche Nachfrage und somit auch zusätzliche Auslastung für die rund 24.000 Euro teure Presse erzielen. Aktuell seien auf den deutschsprachigen Märkten über 150 solcher Quickmont-Pressen im Einsatz, die große Mehrheit davon in Deutschland, so der Geschäftsführer.
Bohnenkamp und Balkrishna Industries Limited (BKT) ihrerseits präsentierten sich als „starkes Duo“ in Hannover. Der Osnabrücker Reifengroßhändler und der indische Hersteller waren dabei erstmals auf der CeMAT, um ihr Reifenangebot für die Logistikbranche vorzustellen, nachdem man erst vor vier Jahren ins EM- inklusive Hafen- sowie ins Industriereifensegment vorgestoßen war. In diesem Segment sähen beide Unternehmen „große Wachstumschancen“, betonte Bohnenkamps Marketing- und PR-Leiter Hendrik Schmudde. Entsprechend habe es sich um eine „strategische Entscheidung“ gehandelt. Diese bedeutet den langfristigen Aufbau eines neuen Geschäftsfeldes für Europas größten Vermarkter und Händler von Landwirtschaftsreifen. Henrik Schmudde dazu weiter: „Bohnenkamp vermarktet die Produkte von BKT seit nunmehr 15 Jahren. Über diese Zeit hat sich zwischen den Unternehmen eine sehr starke und enge Partnerschaft entwickelt. Besonders im Bereich Intralogistik und Hafen hat BKT die Produktpalette in den letzten zwei Jahren deutlich erweitert.“
Auf der CeMAT zeigte Bohnenkamp etwa das BKT-Maglift-Sortiment an dreilagigen Vollgummireifen für Stapler, ein Produkt „mit herausragendem Preis-Leistungs-Verhältnis“, das in Europa sehr gut funktionierte. Die Maglift-Reifen sind aktuell in elf verschiedenen Größen von 4.00-8 bis 300-15 mit und ohne Haltenase (LIP-Version), erhältlich. Spurlose „No-Marking“-Reifen befänden sich in der Entwicklung und sollen zu Beginn des kommenden Jahres zur Verfügung stehen.
Ebenfalls am Bohnenkamp/BKT-Stand zu sehen: der neue radiale Kranreifen „Airomax AM 27“ für Geschwindigkeiten bis zu 80 km/h. Er ist aktuell in der Größe 445/95 R25 verfügbar und eigne sich für alle Einsätze auf der Straße und auf losem Untergrund. „Durch ihre sehr hohe Qualität erzielen die Radialreifen hohe Laufleistungen, die nahe an denen der Premiumhersteller liegen. In Verbindung mit dem günstigen Einstandspreis reduziert das deutlich die Kosten je Betriebsstunde. Ein weiterer großer Vorteil des Airomax AM 27 ist, dass er runderneuerungsfähig ist.“ arno.borchers@reifenpresse.de
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