Onlinehandel mit Kfz-Ersatzteilen wird „rasant wachsen“
Vor Kurzem erst kündete der sogenannte „Autoteileonlinemonitor” (ATOM) von TNS Infratest von einem ungebremsten Wachstum beim Onlinehandel mit Autoteilen/Reifen, da kommt eine aktuelle Studie von Roland Berger Strategy Consultants unter den Titel „Online automotive parts sales: The rise of a new channel“ zum selben Schluss.
Demnach ist für die kommenden Jahre ein rasantes Wachstum des deutsche Onlinemarktes für Kfz-Ersatzteile zu erwarten: Umfasste der Gesamtmarkt 2013 hierzulande ein Volumen von knapp 15 Milliarden Euro, wovon elf Prozent bzw. 1,6 Milliarden Euro über das Internet erwirtschaftet worden sein sollen, so wird bis 2025 nun in etwa eine Verdopplung des Onlineanteils prognostiziert. „Bis 2025 erwarten wir im Ersatzteilmarkt für Automobile einen Onlineanteil von circa 20 Prozent. Das wäre ein Umsatzvolumen von 3,6 Milliarden Euro“, erklärt Roland-Berger-Partner Philipp Grosse Kleimann mit Blick auf den für 2025 vorhergesagten Gesamtumsatz im deutschen Pkw-Teilegeschäft in Höhe von dann 17,9 Milliarden Euro.
Dabei werden für die verschiedenen Produktsegmente durchaus unterschiedliche Wachstumsraten vorhergesagt, zumal sich beim Verkauf über das Netz nicht jedes Ersatzteil für jede Kundengruppe eigne. Für den Onlinevertrieb bieten sich demnach vor allem „einfache Produkte an, die wenig Aufwand beim Einbau erfordern und somit selten zurückgeschickt werden“. Als Beispiele dafür nennt die Studie Dinge wie Motorenöl, Bremsenteile oder Scheibenwischer. Ideale Kandidaten sind ihren Autoren zufolge zudem Serviceleistungen, die Kunden schnell und unproblematisch in Anspruch nehmen können: Dazu wird neben dem Öl- vor allem der Reifenwechsel gezählt.
„Welche Teile genau bestellt werden, hängt auch stark vom Alter des Fahrzeugs ab. Nach zwei bis drei Jahren sind es meistens neue Reifen oder Motorenöl“, sagt Alexander Brenner von der Beratungsgesellschaft. Schon heute würden Reifen zu den meistverkauften Online-Kfz-Produkten (26 Prozent) gehören gefolgt von Bremsscheiben und Filtern mit jeweils sieben Prozent Onlinemarktanteil. Vor diesem Hintergrund wird davon ausgegangen, dass der Onlinevertrieb von Reifen in den kommenden Jahren deutlich stärker wachsen wird als der Gesamtmarkt. Während für den Zeitraum von 2013 bis 2016 für alle Vertriebskanäle, über die Reifen an die Frau oder den Mann gebracht werden, ein durchschnittliches jährliches Plus von etwa anderthalb Prozent erwartet wird, soll der Onlinevertrieb von Reifen sogar um rund neun Prozent zulegen.
„Die Fähigkeit des Kunden, an seinem Auto selbstständig Fehler zu erkennen und die passenden Ersatzteile zu identifizieren und zu installieren, garantiert den Erfolg des Onlinegeschäfts“, erläutert Grosse Kleimann. Seinen Worten zufolge werde der Onlinehandel den Markt für Kfz-Ersatzteile jedenfalls grundsätzlich verändern. Onlinekäufer seien beispielsweise weniger loyal als Offlinekunden und wechselten schneller den Anbieter. Ersatzteilanbietern wird daher empfohlen, eine individuelle Onlinestrategie zu entwickeln und sie gezielt mit Offlineangeboten wie etwa Telefonhotlines oder Apps zur Erleichterung von Kundenbestellungen zu kombinieren. „Auch die Zusammenarbeit mit Partnerwerkstätten, die sich um den Einbau der bestellten Teile kümmern, könnte zu einer stärkeren Kundenbindung beitragen“, so Grosse Kleimann.
„Dieser neue Ansatz wird auch die Bedeutung von Autowerkstätten erheblich verändern und ihnen neue Geschäftsmöglichkeiten erschließen“, ist er sich sicher. Marktteilnehmer wie Autohersteller, Serviceanbieter, Großhändler und Werkstätten sollten sich jedenfalls möglichst frühzeitig auf den Onlinetrend reagieren und eine für sie passende Strategie entwickeln, empfiehlt er. „Besonders wichtig ist es dabei, dass Kunden, Produkte und Absatzkanal zusammenpassen“, gibt Philipp Grosse Kleimann zu bedenken, zumal sich darüber hohe Rückgabequoten – eine der großen Herausforderungen, welche die Roland-Berger-Studie im Zusammenhang mit dem Onlinegeschäft identifiziert – vermeiden bzw. zumindest eindämmen lassen sollen.
„Kennt ein Anbieter seine Kundengruppen und schafft er es, maßgeschneiderte Angebote bereitzustellen und eine effektive Ansprache im Netz zu wählen, so kann er die Menge der Retouren erheblich senken“, erläutert Alexander Brenner. Ebenso wichtig sei die Fähigkeit der Anbieter, die bestellten Ersatzteile schnell zu liefern. In dieser Hinsicht haben die meisten Onlinehändler der Beratungsgesellschaft zufolge noch erhebliches Potenzial, die Kundenzufriedenheit zu steigern. Manche versuchten dies bereits über Warenlieferungen in weniger als 24 Stunden, heißt es. cm
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