BRV legt Marktzahlen 2013 vor: „Besserung ist möglich“
Das vergangene Reifenjahr war für viele Beteiligte im Reifenhandel bestenfalls so lala. Rückgänge hier, Steigerungen dort. Dafür soll das neue Jahr indes bei allen Produktgruppen ausschließlich Wachstum für die Marktteilnehmer bringen. Das jedenfalls ist die Zusammenfassung der aktuellen „Gesamtmarktentwicklung im Reifenersatzgeschäft in Deutschland (Handel an Verbraucher)“, die der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk jetzt inklusive abschließender Ist-Zahlen für 2013 sowie einer „eher vorsichtigen“ Prognose für 2014 vorgelegt hat.
Danach wurden im vergangenen Jahr insgesamt im Reifenersatzgeschäft Deutschland knapp 54 Millionen Fahrzeugreifen vom Handel an Verbraucher verkauft – rund 1,45 Millionen weniger als im Vorjahr. Gleichzeitig sind die Preise weiter unter Druck geraten, was dazu führte, dass über alle Produktgruppen betrachtet der Umsatz stärker sank als die Stückzahlen. „Dank erzielter Zuwächse im Servicesegment gelang dem Reifenfachhandel im Durchschnitt trotzdem eine leichte Rohertragssteigerung. Dennoch verdient das Jahr 2013 aus unserer Sicht höchstens das Prädikat ‚knapp zufriedenstellend‘„, interpretiert Peter Hülzer, geschäftsführender Vorsitzender des BRV, das aktuelle Zahlenwerk. Dabei verweist er darauf, dass die in 2013 durchschnittlich in der Branche erzielte Umsatzrendite von 0,7 Prozent „ein zwar positives, aber aus unternehmerischer Sicht dennoch unbefriedigendes“ Ergebnis sei.
Quelle: Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk e.V.
In den einzelnen Produktsegmenten zeigen die aktuell vom Bundesfachverband des Reifengewerbes vorgelegten Marktdaten 2013 folgende Entwicklung:
Im stückzahlmäßig größten Segment Pkw konnte der Handel rund 43,1 Millionen Reifen verkaufen, davon waren 21,4 Millionen Sommer-, der Rest Winterreifen. Der Absatz lag damit insgesamt um rund 3,4 Prozent niedriger als im Vorjahr.
Das Segment Offroadreifen erwies sich hingegen erneut als Wachstumsträger: 3,28 Millionen Stück wurden verkauft, davon waren knapp 48 Prozent Sommer-, der Rest Winterreifen. „Mit einem Absatzplus von insgesamt 4,8 Prozent ist diese Produktgruppe die einzige aus dem Segment Consumer-Reifen, die im vergangenen Jahr überhaupt eine positive Entwicklung zeigte“, erläutert BRV-Chef Hülzer.
Denn auch der schon in 2012 um zwei Prozent rückläufige Stückverkauf von Leicht-Lkw-Reifen (LLkw) ging in 2013 um weitere 5,5 Prozent auf nun 3,26 Millionen zurück.
Etwas erfreulicher für die Branche sind die Ergebnisse im Nutzfahrzeugbereich. Nach einem 13-prozentigen Minus im Vorjahr konnte in 2013 der Stückabsatz von Lkw-Reifen wieder leicht um 1,9 Prozent auf 2,67 Millionen Stück gesteigert werden. Gleichzeitig wuchs der Anteil von Neureifen am Gesamtstückabsatz zu Lasten runderneuerter Lkw-Reifen von knapp 61 auf knapp 64 Prozent. Einem Plus von 6,9 Prozent bei Neureifen stand damit bei den Runderneuerten ein Absatzrückgang von 5,8 Prozent gegenüber. Der Verband führt dies im Wesentlichen auf unzureichende Verfügbarkeit von Karkassen zurück, die für die Qualitätsrunderneuerung geeignet wären.
Auch im Nischensegment der Reifen für landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge (früher bezeichnet als AS-Reifen, jetzt Farmreifen) konnte der Stückabsatz gesteigert werden: Gut 250.000 verkaufte Reifen entsprachen einem Plus von drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Im Unterschied dazu war der Absatz von Reifen für Erdbewegungsmaschinen (EM-Reifen) nach einem zehnprozentigen Minus in 2012 weiter rückläufig: Die verkaufte Stückzahl sank um erneut gut zehn Prozent auf rund 36.500 Einheiten, davon waren nicht ganz ein Drittel runderneuerte Reifen.
In der Produktgruppe Motorradreifen konnte der Stückabsatz nach einem knapp viereinhalbprozentigen Minus im Vorjahr in 2013 wieder um drei Prozent auf 1,37 Millionen gesteigert werden.
Vielfältige Gründe für Stückzahlenverluste
Laut Analyse des BRV haben die erneuten Stückzahlverluste im Pkw-Reifensegment vielfältige Gründe. Erneut muss eine rückläufige Pkw-Fahrleistung bei gleichzeitiger Erhöhung der Laufleistung der Reifen angenommen werden. Zudem konzentriert sich das Konsumverhalten der Verbraucher sehr gezielt auf einzelne Produkt- und Dienstleistungsbereiche, zu denen die Angebotspalette des Reifenhandels in den beiden zurückliegenden Jahren offenbar nur begrenzt gehörte. Hinzu kommt, dass das typische Winterwetter – von Ausnahmen abgesehen – im vergangenen Herbst/Winter quasi ganz ausblieb. Deshalb kam auch das M+S-Umrüstgeschäft nicht in Gang, das den Gesamtumsatz in dem von hoher Saisonalität geprägten Reifengeschäft stark beeinflusst.
Aufgrund der zurzeit ausgesprochen positiven wirtschaftlichen Rahmendaten sowie der guten Prognosen der Konjunktur- und Wirtschaftsforscher für das Gesamtjahr erwartet der Branchenverband für das laufende Geschäftsjahr 2014 wieder durchgehend Absatzzuwächse.
Hier die BRV-Prognose nach Segmenten:
- Pkw-Reifen: + 3,2 Prozent
- Offroadreifen: + 5,2 Prozent
- LLkw-Reifen: + 5,2 Prozent
- Lkw-Reifen: + 3,4 Prozent
- Motorradreifen: + 2,2 Prozent
- Farmreifen: + 2,5 Prozent
- EM-Reifen: + 5,0 Prozent
Dabei legt Verbandschef Hülzer Wert auf die Feststellung, dass diese Einschätzung „eher vorsichtig“ sei. Die Markenreifenhersteller, vertreten durch den Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie (WdK), halten zum Teil deutlich höhere Zuwachsraten für realisierbar. Und obwohl der geschäftsführende BRV-Vorsitzende den Reifenfachhandel aufgrund seiner hohen Spezialkompetenz insgesamt für den starken Wettbewerb der verschiedenen Distributionskanäle im deutschen Reifenersatzmarkt gut gerüstet sieht, mahnt er seine Verbandsmitglieder zur intensiven Marktbearbeitung. „Eine gute Konjunktur allein garantiert noch keinen Umsatz“, so sagt Peter Hülzer und belegt das mit den Ergebnissen des aktuellen Branchenbetriebsvergleichs 2013. Der nämlich weist sozusagen ein einheitlich uneinheitliches Bild auf: Während etwas mehr als die Hälfte der Unternehmen sehr zufrieden bzw. zufrieden mit dem Wintergeschäft 2013/2014 war, empfand die knappe andere Hälfte das genaue Gegenteil. „Die großen Unterschiede zeigen uns, dass sich aktive Unternehmen mit guten, motivierten Mitarbeitern und Ideen zu Marketing und Marktbearbeitung auch in einem tendenziell stagnierenden Markt behaupten können“, folgert Hülzer. „Wer hingegen abwartet und nur auf einen starken Winter hofft, wird im Wettbewerb verlieren.“
Für den Reifenfachhandel gelte es deshalb, „konsequent Chancen zu nutzen“. Und die böten sich auf dem Reifenersatzmarkt in diesem Jahr besonders mit der Anfang November in Kraft tretenden Pflicht zur Ausrüstung aller neu zugelassenen Pkw, Geländewagen und Wohnmobile mit Reifendruckkontrollsystemen. „Diese Systeme sind ebenso anspruchsvoll im Handling wie erklärungsbedürftig für den Fahrzeugnutzer“, sagt der BRV-Chef, „und wer sollte dafür wohl eine größere Kompetenz haben können als der Reifenspezialist?“ ab
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