Dikabo liefert den Rohstoff für die Runderneuerung
Eine der zentralen Voraussetzungen für einen funktionierenden Runderneuerungsmarkt ist die reibungslose Versorgung mit Karkassen. Da spielen Karkassenhändler wie etwa Dikabo und Robeo eine wichtige Rolle, denn welcher Runderneuerer – ob klein und unabhängig oder aus der Industrie – will sich schon mit den logistischen und technischen Anforderungen des Karkassenhandels herumplagen, anstatt sich um das eigentliche Kerngeschäft zu kümmern. Das Geheimnis des Erfolges, sagt Evert Dilling, sei die ständige Lieferfähigkeit sowie die hohe Qualität der lieferbaren Karkassen.
Evert Dilling betreibt seinen im holländischen Assen niedergelassenen Karkassenhandel nun bereits seit 30 Jahre, nachdem er vorher acht Jahre bei Caruba, einem nicht mehr existierenden Karkassenhändler und Recycler, gelernt hatte. Seit den kleinen Anfängen 1979 hat sich das Unternehmen zu einer beträchtlichen Größe entwickelt und gehört mittlerweile zu den größten Karkassenhändlern in Europa und sogar weltweit. Dikabo hat ständig rund 200.000 Karkassen – die meisten davon natürlich Lkw-Reifen – vorrätig und vermarktet jährlich rund 450.000 Karkassen in Europa und der ganzen Welt.
Dabei sind es nicht nur die kleinen und mittelständischen Runderneuerungsbetriebe, die über Dikabo ihren „Rohstoff“ für die Runderneuerung erhalten, sondern insbesondere auch die großen industriellen Runderneuerer wie Goodyear oder Michelin, die aktuell etwa die Hälfte aller durch Dikabo vermarkteten Karkassen beziehen. Evert Dilling liefert seine Karkassen etwa nach Riom (Frankreich) und Wolverhampton (Großbritannien), wo Goodyear Dunlop runderneuert, aber auch nach Homburg, Oranienburg (Deutschland), Clermont-Ferrand, Avallon (Frankreich) und Stoke-on-Trent (Großbritannien), wo Michelin bzw. die Michelin-Tochter Pneu Laurent Lkw-Reifen runderneuern.
Dass die Kunden aus der Neureifenindustrie bei ihren eigenen Runderneuerungsaktivitäten auf Karkassen (eigener Marken) setzen, die Dikabo liefert, zeige einerseits die Komplexität der logistischen Aufgabe, die hinter dem Karkassenhandel steckt und die man gerne Spezielisten dieses Handwerks überlässt. Andererseits zeige dies aber auch, dass die Qualität der gelieferten Karkassen den hohen Erwartungen der konzerneigenen Runderneuerungsbetriebe durchaus entspricht.
„Die großen Fabriken sind nicht an mehreren Lieferanten interessiert“, sagt Evert Dilling im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG. Sie wollen einen einzigen Lieferanten, der den Logistikaufwand für sie so gering wie möglich hält und gleichzeitig ständig – auch kurzfristig – lieferfähig ist. Dazu pflegt Dikabo weltweite Beziehungen und kauft Karkassen überall dort zu, wo und wenn sie verfügbar sind. Selbst aus Japan werden viele Karkassen für den europäischen Markt importiert. Bevor der Yen beim Wechselkurs so stark zugelegt hatte (seit vergangenen August um rund 30 Prozent gegenüber dem Euro), kamen pro Woche teilweise vier bis fünf Container aus Japan bei Dikabo in Holland an. Dies sei mittlerweile deutlich weniger geworden, obwohl es in Japan immer noch einen Überschuss an runderneuerungsfähigen Karkassen gebe, für die es dort aber kaum eine Nachfrage gebe.
Insgesamt kaufe ein Unternehmen von der Größe Dikabos rund die Hälfte aller eingehenden Karkassen von anderen – zumeist europäischen – Karkassenhändlern hinzu. „Konkollegas“ nennt Evert Dilling auf Holländisch solche Konkurrenten, mit denen man in einem Boot sitzt und zu denen eher kollegiale Beziehungen gepflegt werden. Die andere Hälfte der Karkassen bezieht Dikabo vom Reifenfachhandel und von großen Flotten europaweit, wobei natürlich Westeuropa, darunter Benelux und Deutschland, wichtige Zulieferer bieten.
Die Karkassen, die bei Dikabo in Assen angeliefert werden, werden dann in Augenschein genommen und entsprechend ihrer Qualität, ihres Fabrikates und ihrer Größe sortiert. Es findet dabei ausschließlich eine optische Prüfung statt; eine Shearographie-Anlage kommt nicht zum Einsatz. Während einige Lieferungen – insbesondere solche aus Fernost und mit langem Lieferweg – bereits intensiv vorsortiert sind, fällt bei anderen Lieferungen manchmal bis zu 50 Prozent der Reifen aus. Natürlich werde der Preis für eine Lieferung der Qualität der dazugehörigen Reifen angepasst. Viele Schrottreifen im Container bedeuten also hohe Entsorgungskosten, die mit dem Lieferanten verrechnet werden müssen. Dilling entsorgt solche Schrottreifen dann über deutsche Zementhersteller.
Ein geschulter Sortierer von Karkassen ist in der Lage, einen Großteil der mangelhaften oder gänzlich defekten Karkassen ausfindig zu machen und entsprechend auszusortieren. Dennoch vertrauen die Abnehmer dieser Karkassen aus der Runderneuerungsbranche – insbesondere aus der Industrie – zusätzlich auf eine shearographische Überprüfung der angelieferten Karkassen. Wie Evert Dilling betont, liege die Ausfallquote hier schlimmstenfalls noch bei etwa zehn Prozent. Der Firmengründer des Unternehmens folgt dabei einer einfachen Philosophie: „Scheiße kann man nur einmal verkaufen“ und macht damit mehr als deutlich, wie bedeutend die Einhaltung von Qualitätskriterien im Karkassenhandel doch ist. „Es ist nicht der Preis, der entscheidend ist, sondern die Qualität und die Lieferfähigkeit.“
Beim Stichwort Qualität fällt Evert Dilling ein, dass die Verfügbarkeit von hochwertigen Karkassen in Europa durch den nicht unerheblichen Absatz von günstigen Neureifen aus Fernost eher geringer wird. Solche Importreifen hingegen seien für die Runderneuerung oftmals nicht zu gebrauchen. „Chinesische Karkassen sind für uns wertlos“, kommentiert er. Dafür könne man allerdings die sogenannten „Ostfabrikate“, also etwa Kormoran, Taurus oder Barum, heute bedenkenlos einem Runderneuerer anbieten.
Dikabo investiert Millionen
Nachdem es vor sechs Jahren am Standort im holländischen Assen ein großes Feuer gegeben hat, arbeitet Dikabo bis zu einem gewissen Grad mit einem Provisorium. Die Reifen am Standort lagern all unter freiem Himmel, in ihnen sammelt sich Wasser und die Sortierer und Besucher von Kunden müssten ebenfalls teilweise ohne Dach überm Kopf arbeiten. Diese unbefriedigende Situation, so Evert Dilling weiter, gehöre bald der Vergangenheit an. Aktuell laufen noch die Bauarbeiten für den Neubau zweier, offener Lagerhallen; die eine umfasst 4.500 m², die andere 2.800 m². Die Arbeiten, die vor einem Jahr begannen, sollen noch in diesem April abgeschlossen werden. Im kommenden September dann soll auch das neue Bürogebäude bezugsfertig sein, sodass die derzeitige Übergangslösung auch für die Verwaltung endlich beendet werde. „Wir investieren in den Wiederaufbau mehrere Millionen Euro“, so Dilling, ohne weitere Details zu nennen.
Zu dem Unternehmen Dikabo, das sich als Abkürzung für „Dilling Karkassen Banden Onderneming“ versteht, gehören neben dem Betrieb in Assen – mit Abstand der Größte übrigens – noch weitere Standorte. Seit 2002 gehört auch die deutsche Dikabo GmbH mit Sitz in Spelle bei Rheine zur Unternehmensgruppe; damals konnte Evert Dilling die Wehmeyer Karkassenhandel GmbH übernehmen und die Gesellschaft in die Dikabo Group überführen. Zur Dikabo GmbH gehört seit 2005 auch ein Standort in Albershausen bei Stuttgart. Darüber hinaus gehört auch die Robeo-Gruppe (Lelystad, Holland), bestehend aus Robeo Casings und Robeo Car Tyres, zum Unternehmen. Robeo gehört etwa zu den größten Lieferanten von Karkassen für die Pkw-Reifenrunderneuerung, auch in Deutschland. Neben diesen hier genannten Unternehmen gehört auch der Karkassenhandel Recuband aus Lochristi/Belgien (bei Gent) als Tochtergesellschaft zu Dikabo.
Der heute 66-jährige gebürtige Assener freut sich darüber, dass er die Führung seines Unternehmens eines Tages ganz in die Hände von zweien seiner drei Söhne übergeben kann. Harm und Gerlof Dilling sind bereits heute im Geschäft aktiv und an der Geschäftsführung beteiligt; Harm Dilling ist darüber hinaus bereits Gesellschafter. Insgesamt arbeiten 60 Menschen in der Dikabo Group.
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