Schaeffler-Gruppe will Gespräche mit Conti fortsetzen
Das Management der Schaeffler-Gruppe (Herzogenaurach), die nach eigenen Worten eine strategische Beteiligung von über 30 Prozent an der Continental AG, nicht aber notwendigerweise eine Mehrheit, anstrebt, plädiert „im Interesse der Zukunft beider Unternehmen und einer industriepolitisch überzeugenden Lösung“ für eine Fortführung der Gespräche zwischen beiden Seiten. Das teilte das Unternehmen am gestrigen Dienstag (15.7.) mit und legte zugleich damit Details zu dem von ihm vorgelegten freiwilligen öffentlichen Angebot zur Übernahme der Continental AG vor. Demnach bietet die Schaeffler-Gruppe den Conti-Aktionären 69,37 Euro je Aktie in bar – mindestens jedoch den sogenannten BaFin-Mindestpreis, sofern dieser höher liegen sollte. Der BaFin-Mindestpreis entspricht laut Schaeffler dem gewichteten durchschnittlichen Kurs der Continental-Aktie im XETRA- und Parketthandel der vergangenen drei Monate und wird damit als angemessene Gegenleistung gemäß des Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetzes (WpÜG) angesehen.
Mit der Schaeffler-Gruppe und der Continental AG würden sich zwei international führende Automobilzulieferer mit Sitz in Deutschland verbinden, was beiden die Chance bieten würde, von Deutschland aus global noch erfolgreicher zu sein und auch Arbeitsplätze an den deutschen Standorten zu sichern, sind die Herzogenauracher überzeugt. „Der Fokus liegt auf der Kombination der Stärken beider Unternehmen. Die Schaeffler-Gruppe ist ein unabhängiges Familienunternehmen, das der Continental AG als langfristig orientierter Großaktionär die Stabilität und Sicherheit bietet, ihren Kurs auch in einem schwierigen Marktumfeld fortzuführen. Schaeffler unterstützt die Strategie von Continental ausdrücklich, auch in Bezug auf das Reifengeschäft“, sagt Dr. Jürgen Geißinger, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Schaeffler-Gruppe. Durch Schaeffler werde es deshalb keine Zerschlagung der Continental AG geben, das Unternehmen soll künftig weiter an der Börse notiert sein (möglichst im DAX) und als eigenständige Gesellschaft mit Sitz in Hannover erhalten bleiben. Durch die Transaktion werde es außerdem nicht zum Verlust von Arbeitsplätzen kommen, verspricht Schaeffler.
Die Schaeffler-Gruppe hält derzeit 2,97 Prozent der Continental-Aktien und ist auf der Grundlage von Finanzinstrumenten berechtigt, weitere 4,95 Prozent der Continental-Aktien zu erwerben. Schaeffler hat darüber hinaus so bezeichnete Swap-Geschäfte über etwa 28 Prozent der Continental-Aktien abgeschlossen. „Diese Swap-Geschäfte sind in Geld zu erfüllen und daher nach dem Wertpapierhandelsgesetz nicht meldepflichtig. Die Swap-Geschäfte können von Schaeffler jederzeit gekündigt werden. Die Schaeffler-Gruppe hat noch nicht entschieden, ob und wann die Kündigung erfolgen soll. Wenn sie entscheidet, die Swap-Geschäfte während der Annahmefrist oder der weiteren Annahmefrist zu kündigen, könnten ihr nach einer Kündigung hieraus bis zu 28 Prozent der Aktien der Continental AG im Rahmen des Übernahmeangebotes angedient werden“, erklärt das Unternehmen die Zusammenhänge. Die Finanzierung eines Übernahmeangebots für den Erwerb aller Aktien sei in vollem Umfang gesichert. Die Finanzierung könne aus eigener Kraft bedient werden, man sei also nicht auf Mittel der Continental AG angewiesen, heißt es weiter.
Nach Ansicht der Schaeffler-Gruppe, die ihre Stärken bei mechanischen, mechatronischen und Präzisionskomponenten für Motor (Powertrain), Getriebe sowie Fahrwerk sieht, passen beide Unternehmen gut zueinander, da Conti bei Elektronik- und Softwaresystemen für Motor, Fahrwerk und Innenraum gut aufgestellt sei und somit als sehr gute Ergänzung des eigenen Angebots betrachtet wird. Speziell rund um die Koordination der Entwicklungs- und Innovationskompetenzen sollen beiden Seiten aus einer Verbindung zusätzliche Marktchancen erwachsen. „Damit werden Schaeffler und Continental noch besser in der Lage sein, Lösungen für die technologischen Herausforderungen der Automobilindustrie anzubieten“, lautet die bei den Herzogenaurachern vorherrschende Überzeugung. Über den Ausbau gemeinsam abgestimmter Projekte könnten – so die Vision – beste Voraussetzungen geschaffen werden, noch stärker von den zentralen Zukunftsfeldern der Automobilbranche wie dem „energieeffizienten Auto der Zukunft“ zu profitieren. Als Beispiel genannt wird in diesem Zusammenhang die Entwicklung von Systemen zur Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs wie etwa umweltschonende Hybridantriebe oder emissionsfreie elektrische Antriebe.
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