MotoGP: Hofmann sieht Reifen offenbar eher als Siegverhinderer
Dafür, dass die Eigenschaft, im Falle des Scheiterns eines Vorhabens die Schuld zuerst bei anderen, anstatt zunächst bei sich selbst zu suchen, zumindest im Motorsport eine typisch deutsche ist, gibt wieder ein Indiz mehr.
Ließ sich in der Formel 1 beispielsweise schon Ralf Schumacher des Öfteren vernehmen, es seien wieder einmal die Reifen gewesen, die bessere Leistungen auf der Strecke verhindert hätten, so gleicht diese Argumentation augenfällig derjenigen von Alex Hofmann, der in der Motorradrennserie MotoGP auf einer Maschine der Marke Ducati für das Team Pramac D’Antin Racing an den Start geht. In einem Exklusivinterview mit Adrivo Sportpresse hat er sich jüngst einerseits über seine Erfahrungen mit Dunlop-Rennreifen während der Saison 2006 ausgelassen, wobei der Deutsche kaum ein gutes Haar an dem bisherigen Reifenausrüster ließ. Um möglicherweise die nach dem Wechsel des Reifenpartners an ihn gestellten Erwartungen während der am 10. März in Katar beginnenden neuen Saison nicht gleich allzu hoch zu schrauben, sprach Hofmann aber vorsorglich auch schon einmal den in diesem Jahr montierten Bridgestone-Reifen die Chancen auf den WM-Titel ab.
Damit hat der Rennfahrer jedoch immer noch eine höhere Meinung von ihnen als von den Dunlop-Reifen der Saison 2006. Im Rahmen des Interviews antwortete Hofmann nämlich beispielsweise auf die Frage, wo er denn die größten Probleme im vergangenen Jahr sehe, dass man da „sicher bei Dunlop anfangen“ müsse. „Sie sind eben noch relativ neu und haben mit vier Fahrern gegen Michelin und Bridgestone angekämpft und waren noch klar zurück“, hält er allerdings seinem bisherigen Partner zugute. Außerdem sei man auf Vorjahresmotorrädern gefahren und habe mithin nicht das aktuellste Material von Ducati gehabt, was es aus seiner Sicht in der Summe beinahe unmöglich gemacht hat, bis in die Spitze zu fahren oder dort mal hereinzuschnuppern.
Außerdem – so der Rennfahrer weiter – habe es stellenweise so ausgesehen, als ob Hersteller Dunlop das zweite von ihm in der Saison 2006 unterstützte Team – Yamaha Tech 3 mit den Fahrern James Ellison und Carlos Checa – bevorzugt und ihm anderes Reifenmaterial zu Verfügung gestellt hätte. „Bei ihnen stand ja auch sehr groß auf der Verkleidung Dunlop als Sponsor drauf, und deswegen konnte man sich da schon seine Gedanken dazu machen“, gab der Deutsche in dem Interview zu Protokoll. „Es war aber auch für den Carlos Checa sehr schwierig. Er hat zwar ein paar gute Rennen zeigen können, aber gewiss auch nicht das, was seinem Leistungsniveau entspricht“, macht er auch dafür zwischen den Zeilen mehr oder weniger die Dunlop-Reifen des spanischen Yamaha-Tech-3-Fahrers verantwortlich.
Allzu viel zuzutrauen scheint Hofmann seinem neuen Partner Bridgestone in dieser Saison allerdings ebenfalls noch nicht. „Bridgestone hat sich sehr gut entwickelt und ist auf einem guten Weg, Michelin ernsthaft Probleme zu bereiten. Momentan ist es noch kein Reifen, der einen WM-Titel holen kann, weil es stellenweise noch Problemrennstrecken gibt“, meinte er gegenüber Adrivo. Der deutsche Fahrer würdigt jedoch das Bemühen des japanischen Herstellers, hartnäckig an Verbesserungen diesbezüglich zu arbeiten. „Ich glaube, Bridgestone wird sicher die Lücke zu Michelin noch weiter schließen und definitiv mehrere Wochenenden haben, an denen sie sehr gut sind“, ist Hofmann überzeugt, der in diesem Jahr beweisen will, dass auch er mit der Spitze „mitfahren kann, wenn das perfekte Wochenende einmal da ist“.
Hofmann konnte übrigens bereits in der vergangenen Saison einige Male auf Bridgestone-Reifen Erfahrungen sammeln, als er unter anderem als Ersatzfahrer für den verletzen Sete Gibernau im Ducati-Werksteam einsprang. Dass er aus dieser Chance nicht mehr machen konnte und vielleicht in dieser Konstellation einmal bis in die Top Ten vorfahren konnte, erklärte er gegenüber Adrivo zum einen damit, dass die Zeit dafür zu kurz war, und zum anderen mit weiteren äußeren Einflüssen wie unter anderem erneuten Problemen rund um die Bereifung seiner Maschine. „In Brünn war es so, dass es da gewisse Reifenengpässe gab und ich da ganz am Ende der Liste stand und kaum Zeit hatte, mich darauf einzustellen, geschweige denn, auf den Rennreifen irgendwelche Einstellungen oder ein Setup zu finden“, wird Hofmann zitiert. Umso bemerkenswerter, dass jemand wie Troy Bayliss, der – ebenfalls auf einer Bridgestone-bereiften Werks-Ducati – beim letzten Rennen der Serie im vergangenen Jahr seinen ersten und einzigen MotoGP-Einsatz 2006 hatte, dann gleich bis auf Platz eins vorfahren konnte.
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