Verschiedene Unternehmensnachfolgen – unterschiedliche Handlungsabläufe
Wer sein Unternehmen übergeben möchte, dem stehen verschiedene Möglichkeiten offen. Die NEUE REIFENZEITUNG hat mit Nachfolgespezialisten Nils Koerber gesprochen.
Familieninterne Nachfolge
Bei einem innerfamiliären Generationswechsel ist aus unserer Sicht an erster Stelle das Thema „Freiheit“ die wichtigste Grundlage für eine gelingende Nachfolgeregelung. Eltern und Kinder sollten sich gemeinsam klarmachen, dass die Nachfolge in der Firma sein kann, aber nicht sein muss. Das ist ein enormer Unterschied, und nur mit diesem Prinzip der Freiwilligkeit kann dann auch verabredet werden, welche Ausbildungsschritte sinnvoll und wichtig für die Zukunft der Unternehmung sind. Zugleich muss sich daran auch ein Kind messen lassen und zeigen, dass es wie eine fremde dritte Person in der Lage ist, den Ansprüchen an das zukünftige Management der Firma gerecht zu werden. Durch die enge Verzahnung von Familie und Firma sind ganz besonders „Spielregeln“ zu verabreden, dass die natürliche Überschneidung dieser unterschiedlichen „Systeme“ von Familie und Firma möglichst minimiert wird. Sonst sind Streitigkeiten schnell vorprogrammiert. Im Übergabeprozess hilft häufig auch eine neutrale Person von außen, die mit Erfahrung einen Wechsel zwischen Jung und Alt gut moderieren kann.
Firmeninterne Nachfolge
Firmeninterne Nachfolgen, also wenn leitende Mitarbeiter eine Unternehmung übernehmen, nennen sich auch MBO (Management-Buy-out). Dies kann eine wirklich ideale Situation sein, denn dem Nachfolger sind die Abläufe, der Markt, die Kunden und die Mitarbeiter bestens bekannt, und es wechselt quasi nur der Kapitän und übergibt das Ruder an seinen leitenden Offizier. Bei einem MBO ist jedoch schon früh im Vorfeld zu besprechen, ob und wie eine Finanzierung auf die Beine gestellt werden kann. Hier kann es auch hilfreich sein, wenn der Übergeber dem Übernehmer mit einem sogenannten Verkäuferdarlehen in der Startphase hilft.
Verkaufen an jemand Fremden
Schon im Vorfeld muss klar sein, dass in der Regel der Verkauf an fremde Dritte immer bis zum Finale ein geheimes Projekt bleiben sollte. Das Risiko, dass in einem lange dauernden Auswahlverfahren, einem möglichen Scheitern und erneuten Suchprozess die Mitarbeiter nervös werden oder Konkurrenten dies schamlos ausnutzen, ist immer real gegeben. Da empfiehlt sich der Sicherheitspuffer eines Beraters, der nach außen eine wichtige Filterfunktion übernimmt und den eigentlichen Verkäufer gut beschützt und sicher in den ersten Schritten unbekannt lässt. Die verdeckte Vorauswahl von Einzelpersonen oder Firmen, die als Käufer Interesse bekunden ist das A und O einer professionellen Unternehmensnachfolge. Hier werden schon früh Finanzierungsmöglichkeiten, Kompetenzen und Synergien geprüft, und nur wer vom Verkäufer akzeptiert wird, erhält dann auch die vertraulichen Informationen. Natürlich inklusive einer strengen Vertraulichkeitserklärung zum Schutz des Verkäufers. Und auch der zeitliche Ablauf spielt eine Rolle und sollte mit einer gewissen Dynamik vor Abbrüchen und Ungewissheit schützen. cs
Weiter geht es – Firmennachfolge will geplant sein
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