Reifen Marathon mit perfektem Timing

Besser hätte es kaum können. Erst stellte Michelin am Mittwoch dieser Woche die auf der Versuchsstrecke in Papenburg herausgefahrenen Ergebnisse vor, da legte bereits eine Stunde später in den Heute-Abendnachrichten das Fernsehen mit der Vorstellung des ADAC-Winterreifentests nach, in dem Michelins Spitzenprodukt für diesen Winter, der Primacy Alpin PA3, mit herausragenden Ergebnissen zum Sieger erklärt worden war. Und dass der Michelin-Reifen nicht allein im Reifen-Marathon den geringsten Verschleiß aufzuweisen hatte, wird von den ADAC-Testern mit teils noch gravierenderen Messergebnissen zu Gunsten von Michelin noch deutlich unterstrichen. Die Veranstaltung des Reifen Marathon ist eine von Vertriebsdirektor Alexis Garcin vorangetriebene Idee. Dabei geht es nicht einfach nur um eine gute Marketingidee, sondern Ziel der ganzen Anstrengung ist es gewesen, den Beweis dafür anzutreten, wovon Michelin-intern ohnehin jedermann überzeugt ist, die Überlegenheit des Produkts.

Reifen zu bauen ist und bleibt ein Kompromiss. Man kann eine einzige Eigenschaft nicht verbessern, ohne dafür an anderer Stelle mindestens ein wenig zu verlieren. So ist allgemein bekannt, dass bestimmte Reifenmarken in der Erstausrüstung recht ansprechende Leistungen zeigen, im Ersatzmarkt sich aber weniger leistungsstark wegen ihres schnellen Abriebs zeigen. Mit Ausnahme des ADAC-Reifentests testen bekanntlich alle anderen Fachzeitschriften nicht die Abriebfestigkeit der Reifen, weil dies einfach zu aufwendig und damit zu teuer wäre. Ein Trost kann aber nicht in der Behauptung liegen, oberste Priorität beim Verbraucher habe die Sicherheit. Unbestreitbar ist das so. Aber Verbraucher wollen die Sicherheit dennoch zum günstigsten Preis haben. Hier zeigt sich eine weitere Hürde für Michelin, denn das Unternehmen beansprucht für seine Produkte meist auch die Preisführerschaft und könnte damit leicht aus Verbrauchersicht als „teuerster“ Anbieter klassifiziert werden. Was aber wirklich teuer oder billig ist, lässt sich anhand der Ergebnisses des Reifen-Marathons sehr gut darstellen. Mit anderen Worten: Die versprochene Leistung lässt sich beweisen und errechnen. Man muss nicht glauben, was gut oder schlecht sein soll, man kann es im Sinne des Wortes erfassen.

Garcin und seine Vertriebsmannschaft hatten die Idee, aus der Idee haben sie ein Konzept gemacht und für dessen Umsetzung gesorgt. Bei allem hatten sie dann auch Fortune, denn der nahezu optimale zeitliche Ablauf mitsamt den für Michelin traumhaft guten Ergebnissen hat sich so jedenfalls nicht planen lassen. Der Reifen-Marathon dürfte damit keine „Eintagsfliege“ gewesen sein, sondern sollte Michelin auch in Zukunft dabei helfen den Verbraucher wissen zu lassen, dass alles das, was versprochen wird, auch nachvollziehbar und belegbar ist.

Michelin hat sich in Papenburg mit den großen Konkurrenten Bridgestone, Continental und Goodyear vergleichen lassen und konnte dies nach 230.000 Testkilometern eindrucksvoll in die Schranken verweisen. Heraus kam dieses: Der Michelin Primacy Alpin PA3 hält bis zu 30 Prozent länger als die Winterreifen der wichtigsten Wettbewerber im Premiumsegment. Dies ist das eindeutige Endergebnis des Michelin Reifen Marathons, der über elf Tage und Nächte auf dem Prüfgelände des ATP Automotive Testing in Papenburg stattfand.

Die dabei vorgenommenen Profilmessungen belegen nicht nur den geringsten Verschleiß der Michelin Pneus im Vergleich zu den Winterreifen der wesentlichen Konkurrenten. Sie zeigen auch, dass der Michelin Primacy Alpin PA3 das gleichmäßigste Abriebsbild aufweist, was die Lebensdauer des Reifens zusätzlich positiv beeinflusst. Der zweitbeste Reifen (Continental ContiWinterContact TS 810) erreicht eine um etwa 12 Prozent niedrigere, die Wettbewerbspneus auf Platz drei (Bridgestone Blizzak LM-25) und vier (Goodyear Ultragrip 7) eine um 23 Prozent beziehungsweise 28 Prozent geringere Laufleistung. Bei den getesteten Reifen handelt es sich um die Winterreifen der Dimension 205/55 R16 H. Die Profiltiefen wurden durch die Spezialfirma procontour mit Hilfe modernster Laser-Triangulations-Messtechnik ermittelt. Auf Basis dieser Messergebnisse haben die Experten das Lebensdauerpotenzial bis zum Erreichen der gesetzlich vorgeschriebenen Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern hochgerechnet. Als neutrale Prüfinstanz hat die GTÜ, Gesellschaft für Technische Überwachung, über die gesamte Dauer des Michelin Reifen Marathons das Fahrprogramm und die Richtigkeit der Messwerte dokumentiert und überwacht. Auch die Beschaffung der eingesetzten Reifen aller Marken oblag der GTÜ. Die neutrale Durchführung des gesamten Tests war aus rechtlichen Gründen schon außerordentlich wichtig, denn ansonsten, denn eine Marke darf nicht einfach mit anderen Marken öffentlich vergleichen werden, wenn es an Neutralität mangelt und Verbraucher somit manipuliert oder gar hinters Licht geführt werden könnten.

Große Unterschiede im Premium-Segment

Die Laufleistung der Winterreifen des Premium-Segments weist große Unterschiede auf. Beispielrechnung: Legt man beim Michelin Primacy Alpin A3 eine Laufleistung von 35.000 Kilometern zu Grunde, bis das Profil die gesetzliche Verschleißgrenze von 1,6 Millimetern erreichen würde, käme der viertplatzierte Mitbewerber nur auf eine Laufleistung von 25.200 Kilometern. Bis zum für den Wintereinsatz – aus Sicherheitsgründen – empfohlenen Mindestprofil von vier Millimetern könnte der Michelin Primacy Alpin A3 diesem Beispiel nach eine Distanz von etwa 24.500 Kilometern absolvieren. Der viertplatzierte Winterreifen würde bereits nach 17.640 Kilometern die kritische Restprofiltiefe von vier Millimetern erreichen. Vielfahrer kämen mit einem Reifensatz dieses Wettbewerbers noch nicht einmal sicher über eine Wintersaison.

Gleiche Bedingungen für alle Testkandidaten

Bei der größten Reifenvergleichsfahrt aller Zeiten in Deutschland absolvierten insgesamt 36 Teams in zwölf identischen VW Golf 1.4 TSI das Testprogramm. Für die sechsköpfigen Mannschaften lautete das Ziel für die jeweils 72 Stunden langen Etappen, rund um die Uhr möglichst gleichmäßig zu fahren. Dies wurde mit modernster GPS-Technik lückenlos überwacht und Geschwindigkeitsabweichungen mit Strafpunkten sanktioniert. Mit Abschluss der dritten Etappe endete der Michelin Reifen Marathon nach insgesamt elf Tagen. In über 200 Stunden fuhren 222 Endverbraucher rund 231.000 Kilometer. Um den Einfluss des individuellen Fahrstils auf die Testergebnisse auszuschließen, wechselten die Teams nach einem vorgeschriebenen Rotationsprinzip alle zwei Stunden die Fahrzeuge.

Drittes Siegerteam steht fest

Auf der dritten und letzten Etappe des Gleichmäßigkeitswettbewerbs siegte die aus zwei Dreierteams zusammengesetzte Mannschaft „Die Rennkrebse/Scuderia Gedern“ aus Schwalbach/Witten, dicht gefolgt von den „Porsche Friends” aus der Pfalz und dem „Millionen Team” aus Walldorf auf Platz drei. Die Champions der dritten Etappe erhielten wie bereits die Gewinner der ersten und zweiten Etappe 10.000 Euro Siegprämie.

klaus.haddenbrock@reifenpress.de/kh

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