RTC öffnet sich Neuem und peilt behutsames Wachstum an
Lange Jahre nahm die Öffentlichkeit keine übermäßige Notiz von der Existenz der RTC Reifen-team GmbH & Co. KG. Die 1990 in den neuen Bundesländern gegründete Kooperation ist vielen natürlich als Mitglied der Team-Kooperation bekannt – die „Kooperation in der Kooperation“, hört man in diesem Zusammenhang oft –, die durch die Aufnahme der RTC 1991 quasi über Nacht feste Strukturen auf dem östlichen Teil des wiedervereinigten deutschen Reifenmarktes aufbauen konnte. Davon konnte insbesondere das Großkundengeschäft und die Rahmenvereinbarungen mit der Industrie profitieren. Seit gut einem halben Jahr steht die RTC mit Sitz in Wildau südlich von Berlin nun unter neuer Leitung, die die Kooperation „komplett neu ausrichten“ will und ein „Wachstum mit Bedacht“ anstrebt. Im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG erläutert RTC-Geschäftsführer Andreas Nötzel, welche Schritte bereits geschafft sind und welche noch folgen sollen.
Für Andreas Nötzel, der bereits seit Jahren in der Automobil- und Reifenbranche tätig ist, zuletzt als Verkaufsleiter Deutschland und Leiter Außendienst bei der Ihle Baden-Baden AG, stellt der Auf- und Ausbau moderner Strukturen im Unternehmen eine der wichtigsten Aufgaben dar, die es im Dienste der RTC-Gesellschafter zu erfüllen gilt. Während er sich in dem halben Jahr seit seinem Amtsantritt im vergangenen August überaus intensiv mit dem Unternehmen RTC Reifen-team GmbH & Co. KG und dessen Gesellschaftern beschäftigt hat, hat der neue Geschäftsführer doch schon einige Neuerungen eingeführt. Dass es nunmehr einen modernen Internetauftritt mit eingebundenem Intranet nebst B2B-Portal für die Gesellschafter und sogar Werbung für die Kooperation gibt, sind dabei laut Nötzel einige der grundlegenden Veränderungen, die seit dem vergangenen Sommer umgesetzt wurden.
Wichtiger aber sind sicherlich andere Entwicklungen. So soll eine zum 1. Januar eingeführte „Gesellschafterpauschale“ die Finanzierung der Kooperation unabhängiger vom sogenannten „Zentralen-Overhead“ machen. Demgegenüber stehen natürlich wie üblich die Ausschüttungen an die Gesellschafter, die sich aus der Differenz zu den entstandenen Kosten ergeben. Die Neuausrichtung der Kooperation benötigt einen finanziellen Spielraum, so viel ist klar, dennoch versuche Nötzel die Zentralenausgaben möglichst gering zu halten.
Aber Dienstleistungen wie Marketing, Vertriebsplanung, Kooperationsvereinbarungen mit Reifen- und Räderherstellern lassen sich eben nicht ohne einen gewissen Aufwand anbieten. Ein konkretes Beispiel in diesem Zusammenhang ist etwa die „Kernmarkenstrategie“, die Nötzel ebenfalls zum 1. Januar offiziell ins Leben gerufen hat. Nach dieser Strategie gibt es Vereinbarungen mit „allen Premiumherstellern“, die die Rahmenvereinbarungen der Team-Kooperation ausfüllten, so Nötzel weiter. Neben diesen Herstellern, deren Zweit- und Drittmarken die RTC ebenfalls mitunter im Portfolio hält und die sie ebenfalls und ausschließlich direkt über die Industrie bezieht, öffne man sich auch neuen Marken und ist damit Vollsortimenter. So vermarkten die heute 38 RTC-Gesellschafter an ihren 61 Verkaufspunkten etwa seit Kurzem die indische Reifenmarke „Apollo“. Das Winterreifengeschäft sowie die Vororderzahlen mit Apollo-Reifen ließen sich sehr gut an, so Nötzel; gerade die gewisse Exklusivität der Marke biete hier eine „höhere Ertragsspanne“.
Die Kernmarkenstrategie müsse sich natürlich erst etablieren, weiß der RTC-Geschäftsführer. Während heute etwa zwei Drittel der durch die RTC-Gesellschafter abgesetzten Reifen unter dem Dach entsprechender Vereinbarungen laufen, soll der Anteil des verbleibenden Fremdeinkaufs der Gesellschafter auf „20 bis 25 Prozent reduziert“ werden. Daran arbeite Nötzel mit seiner Kernmarkenstrategie und hofft auf die Unterstützung der RTC’ler; positive Auswirkungen auf die Konditionsgestaltungen seien natürlich evident. In diesem Zusammenhang sei es ebenfalls wichtig, dass die RTC noch im Laufe dieses Jahres ein Pufferlager einrichten wolle, um die Verfügbarkeit auch knapper Kernmarken-Größen weitestgehend sicherzustellen. Einen Zentraleneinkauf wiederum, um die Konditionen unter dem Dach der Kernmarkenstrategie noch weiter zu optimieren, solle es indes nicht geben. Dazu müsste man die Liquiditäts- und Bonitätsstrukturen der Zentrale nicht unerheblich verändern.
Eine weitere wesentliche Neuerung betrifft die Öffentlichkeitsarbeit. So bietet die RTC seit Nötzels Antritt als Geschäftsführer etwa ganztägige ADAC-Fahrsicherheitstrainings an und nutzt diese auch für die Kommunikation. Entsprechende Intensivtrainings seien im vergangenen Herbst bereits von über 200 Teilnehmern zu subventionierten Preisen gebucht worden. Die Trainings seien demnach „sehr gut angenommen“ worden, betont Nötzel. Die RTC bindet in den Ablauf der Trainings einige enge Partner mit ein, darunter etwa auch den Reifenhersteller Continental. Die Trainings, die unter dem Motto „RTC – Wir geben Ihnen Sicherheit“ veranstaltet werden, finden im April erneut an mehreren Termin statt. Und für Mai hat die Kooperation sogar zwei Lkw-Trainings ins Programm aufgenommen.
Die Teilnehmer könnten stets mit der Anwesenheit von Vertretern verschiedener Partner vor Ort rechnen, was man in Wildau am Sitz der RTC als bare Selbstverständlichkeit sieht. „Mit den ADAC-Fahrsicherheitstrainings haben wir als Kooperation ein Alleinstellungsmerkmal am Markt“, betont Nötzel den Nutzen dieser Art der Öffentlichkeitsarbeit bzw. Kundenbindung und will jede Kontaktmöglichkeit nutzen. Beworben werden die Veranstaltungen vorwiegend über die 61 RTC-Betriebe.
Eine weitere Neuerung, die die Grundstruktur der Kooperation möglicherweise verändern könnte, ist das avisierte Wachstum. Derzeit hat die RTC 38 Gesellschafter, wobei fünf davon in den alten Bundesländern ansässig sind (Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Niedersachsen). Zusammen betreiben sie 61 Standorte. „Ich will die RTC öffnen, um neue Gesellschafter zu gewinnen“, skizziert Nötzel die Marschrichtung. Auch wenn die Organisation keine Akquise betreibt – trotz einer offenkundigen Nachfrage nach der Einbindung in größere Organisationen im Markt –, erkennt der neue Geschäftsführer bereits ein „gutes Feedback“ auf entsprechende Bestrebungen. Wenn er dann trotzdem lediglich fünf neue Gesellschafter im laufenden Jahr in die Kooperation aufnehmen möchte, dann ist das insbesondere dem Gedanken geschuldet, dass für die RTC lediglich ein „Wachstum mit Bedacht“ infrage komme. Die Gesellschafter der RTC seien „loyale und starke Reifenhändler“ und man habe seit Gründung stets nur „eine sehr, sehr geringe Fluktuation“ gehabt.
Dies sei natürlich darin begründet, dass Neuaufnahmen nicht im Hauruck-Verfahren, sondern behutsam durchgeführt würden, weiß Nötzel. Auch wenn es immer noch unbestritten ist, dass die RTC ihren geografischen Schwerpunkt in den neuen Bundesländern hat, so kann sie sich doch mittlerweile durchaus als „bundesweite Kooperation“ bezeichnen. Dennoch könnte man annehmen, dass etwaiges Wachstum im Westen Deutschlands überdurchschnittlich sein dürfte, hält man doch im Osten bereits viele strategische Punkte besetzt. Die RTC, die über ihre Mitgliedschaft bei Top Service Team (Dieburg) ein überaus starkes Großkundengeschäft betreibt, müsse sich bei potenziellen Mitgliedskandidaten natürlich immer auch fragen, ob es einen beiderseitigen Nutzen gibt oder ob neue RTC’ler auf einfache Art und Weise ins Großkundengeschäft einsteigen wollten. Jeder Neuaufnahme muss die Gesellschafterversammlung zustimmen.
So oder so, „das Wachstum muss verkraftbar sein“, gerade auch für die Strukturen der Kooperationszentrale in Wildau bei Berlin. Derzeit arbeiten dort inklusive Nötzel vier Menschen. Im Laufe dieses Jahres werde die RTC aber eine weitere Stelle schaffen und außerdem einen Auszubildenden einstellen. Nur so seien die Aufgaben einer wachsenden Kooperation mit einem zunehmenden Angebot an Schulungen, Marketingmaßnahmen und Zertifizierungen zu bewältigen. Gerade mit Blick auf Kfz-Service, der an jedem der RTC-Standorte mehr oder weniger intensiv angeboten wird, baue man das Schulungsangebot immer weiter aus. Alle Gesellschafter „seien Reifen- und Kfz-Spezialisten“, so Nötzel weiter, wobei die Reihenfolge auch etwas über die Relevanz der beiden Geschäftsfelder aussagt. Es sei aber gerade der Kfz-Service – ob Auto, Lkw oder Landmaschine –, dem die RTC ein großes Wachstumspotenzial zutraut und in den die Zentrale und auch die Gesellschafter investieren. In diesem Zusammenhang weist Nötzel darauf hin, dass sowohl die Zentrale der Kooperation als auch alle RTC-Gesellschafter eine Zertifizierung nach den Standards für Qualitätsmanagement (DIN EN ISO 9001) erfolgreich durchlaufen haben und natürlich allesamt Meisterbetriebe sind. Eine erfolgreiche ISO-Zertifizierung sei im Übrigen auch Voraussetzung für die Aufnahme in die RTC; mögliche Kandidaten blieben demnach vor dem Beitritt oft von Vorinvestitionen nicht verschont. Aber nur so könne die RTC sicherstellen, ist Nötzel überzeugt, dass sie eine Kooperation „moderner Unternehmen mit Dienstleistungen auf hohem Niveau“ bleibe. arno.borchers@reifenpresse.de
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