Pneunet-Gründer wollen kein „starres, sondern ein sehr flexibles System“

Mit der Gründung von Pneunet im vergangenen Herbst haben Pneuhage, Reifen Helm und Reifen Günther ein Zeichen an den Markt und die überwiegend im Pkw-Flottengeschäft agierenden Netzwerke gesandt. Gerade überregional arbeitende mittelständische Kunden mit Lkw-Flotten brauchen den zentralen Service und den Ansprechpartner vor Ort, wie sie auch an Standorten außerhalb ihres jeweilige Stammgebietes – etwa an Außenstellen – einen Flottenservice benötigen, und zwar jeweils zu einem guten und gleichbleibenden Preis-Leistungs-Verhältnis. Das Pneunet-Flottennetzwerk werde noch im Frühjahr weiter wachsen, erläutert Sascha Kemper im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG. Der Leiter Einkauf/Vertrieb und Marketing von Reifen Helm (Hamburg) betonte dabei, dass man auch in Zukunft ohne kostspielige Systemzentrale und folglich ohne Systemgebühren auskommen wolle. Dies sei für Pneunet ein immenser Vorteil im intensiven Wettbewerb mit den Industriesystemen, an denen man sich aber trotzdem auch in Zukunft weiterhin beteiligen wolle.

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Bei Reifen Helm habe man bereits seit Langem den Bedarf nach einem bundesweit operierenden, herstellerneutralen Lkw-Flottenservice gesehen, erklärt Sascha Kemper. Der Hamburger Reifenfachhändler, der mittlerweile 51 Niederlassungen in Norddeutschland betreibt, war allerdings bis Ende 2013 über die Mitgliedschaft in der Team-Kooperation auch in die Abrechnungsplattform Servicequadrat – ein Gemeinschaftsunternehmen aus point S und Team – eingebunden. Mit dem Austritt dort trat Reifen Helm dem Fleet-Partner-Netzwerk unter Führung der Continental-Tochter Vergölst bei, allerdings nur was das Pkw-Flottengeschäft betrifft. In Bezug auf das Lkw-Flottengeschäft orientierte sich der Filialist alsbald komplett neu und gründete im vergangenen Herbst gemeinsam mit Pneuhage und Reifen Günther (sind ebenfalls dem Fleet-Partner-Netzwerk angeschlossen) den Nfz-Flottenservice Pneunet.

„Pneunet wird 2015 wachsen, das ist sicher“, sagt Sascha Kemper, Leiter Einkauf/Vertrieb und Marketing bei Reifen Helm in Hamburg, einem der Gründungsmitglieder

„Pneunet wird 2015 wachsen, das ist sicher“, sagt Sascha Kemper, Leiter Einkauf/Vertrieb und Marketing bei Reifen Helm in Hamburg, einem der Gründungsmitglieder

Bestehende und potenzielle Kunden von Pneunet sind mittelständische Nfz-Flotten, die auch in Zukunft von der Zusammenarbeit mit ‚ihrem’ Reifenfachhändler am Stammsitz der Flotte wie auch darüber hinaus von einem bundesweiten, herstellerneutralen Service an anderen (Außen-)Standorten profitieren wollen. Folglich hat jeder Pneunet-Partner einige ‚seiner’ Flotten mit in das Netzwerk eingebracht, so Kemper. Pneunet bildet darüber hinaus neben Lkw-Service auch den kompletten Bereich Landwirtschafts-, EM- und Industriereifen ab.

In Abstimmung mit den Partnern werden Rahmenabkommen „im Rahmen von Pneunet“ mit den Nfz-Flottenverantwortlichen geschlossen, in denen es freilich hauptsächlich um die Preiskonditionen sowie die nutzbaren Fabrikate geht. Bringt ein überregional arbeitender Nfz-Flottenbetreiber nun einige seiner Fahrzeuge zu einem anderen Pneunet-Partner als seinem Stammhändler, so erhält die Flotte trotzdem die Abrechnung von diesem und nicht von dem die Dienstleistung erbringenden Pneunet-Partner – eine klassische Zentralfaktura. Der jeweilige Dienstleister rechnet dann intern mit dem Pneunet-Partner, bei dem die Flotte als Key Account gelistet ist, zu den verabredeten Konditionen ab. Dabei kommt im Übrigen im gesamten Netzwerk das Reifenmanagementsystem „iTyre Pro“ von Reifen Helm zum Einsatz. Bald schon soll außerdem eine eigene Internetseite unter www.pneunet.de online gehen.

Die Zentralfaktura minimiert den Verwaltungsaufwand für den Flottenkunden, bekommt er doch seine Reifenrechnungen stets von seinem angestammten Dienstleister und Reifenpartner. Darin spiegelt sich einer der Gründe für die Pneunet-Gründung wider. Während freilich das richtige Pricing für die Flottenbetreiber ein zentrales Argument für oder gegen eine Zusammenarbeit mit einem Flottendienstleister darstellt, ist das Lkw-Reifengeschäft ein überaus beratungsintensives Geschäft, bei dem folglich die Experten von Reifen Helm und den anderen Pneunet-Partnern von ihrem Know-how und dem direkten Kundenzugang vor Ort profitieren können – von den jahre- und mitunter jahrzehntelangen Geschäftsbeziehungen ganz zu schweigen.

Derzeit ist das Pneunet-Flottennetzwerk an 254 Stationen in Deutschland und Österreich präsent; „Pneunet wird 2015 wachsen, das ist sicher“, heißt es dazu vonseiten der Verantwortlichen

Derzeit ist das Pneunet-Flottennetzwerk an 254 Stationen in Deutschland und Österreich präsent; „Pneunet wird 2015 wachsen, das ist sicher“, heißt es dazu vonseiten der Verantwortlichen

Was dabei bisher fehlte: die Netzabdeckung, um den gewohnten Service eben allerorten erbringen zu können. Aktuell zählt Pneunet in Deutschland und in Österreich 254 Stationen, bestehend aus den Filialen von Pneuhage, Reifen Helm, Reifen Günther, Reifen Müller (Hammelburg), Reiff, RTC Slowinski sowie Reifen John. „Pneunet wird 2015 wachsen, das ist sicher“, sagt Sascha Kemper. Er wolle zwar keine Namen nennen, jedoch sei man bereits mit dem einen oder anderen namhaften Marktteilnehmer in konkreten Gesprächen über eine Teilnahme an Pneunet. Ein Blick auf die Landkarte offenbart einen Streifen ohne nennenswerte Pneunet-Standorte vom Saarland Richtung Nordwesten über die Mittelgebirge bis hin ins südliche und nordwestliche Niedersachsen. Diese Regionen sind eher ländlich geprägt und folglich nicht direkt der Sitz vieler überregional operierender Nfz-Flotten, so Sascha Kemper. Bayern hingegen scheint für Pneunet eine durchaus attraktive Region für weiteres Wachstum zu sein, wie auch der Leiter Einkauf/Vertrieb und Marketing von Reifen Helm bestätigt.

Die spannende Frage, die die Pneunet-Partner auch in einer größeren Zusammensetzung als der aktuellen werden beantworten müssen, ist die der eigenen Organisation und Verwaltung. Aktuell kommt man, wie oben bereits erwähnt, ohne kostspielige Systemzentrale – die einzige Organisation im Markt übrigens – und folglich ohne Systemgebühren aus. „Es sind derzeit keine Organisationsstrukturen geplant“, betont der Leiter Einkauf/Vertrieb und Marketing von Reifen Helm. Man wolle ganz bewusst kein „starres, sondern ein sehr flexibles System“ schaffen, und zwar in dem Wissen, dass gerade solche Systeme, jedenfalls wenn sie ohne die Unterstützung der Industrie auskommen müssen, unter hohen Kosten leiden, die man auf die Partner bzw. Gesellschafter umlegen muss. Man sehe auch derzeit absolut keine Notwendigkeit, sich irgendwelche Strukturen zu schaffen, die dann zu unterhalten wären; die Organisation laufe unter den zuständigen Nfz-Flottenverantwortlichen der Pneunet-Partner reibungslos und ohne großen Abstimmungsbedarf. Das junge Netzwerk plant halbjährliche und jährliche Treffen der Verantwortlichen. Was darüber hinaus zu besprechen ist, wird eben ohne persönliche Treffen besprochen; die modernen Medien machen „kurze Kommunikationswege“ ohne Probleme möglich. Insgesamt sehen die Partner in Pneunet ein kooperatives Modell verwirklicht, ein Zweckverbund, in dem es keine Mehrheitsentscheidungen geben soll. arno.borchers@reifenpresse.de

 

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