Fintyre-Insolvenz: Verkauf in 31 Shops ist wieder angelaufen – große Resonanz auf Start der Investorensuche
Gut drei Wochen nach Beginn der vorläufigen Insolvenzverfahren für die 16 deutschen Fintyre-Gesellschaften gibt es weitere Fortschritte. So wird nun in insgesamt 31 Shops der Unternehmen TyreXpert, Secura und Duro der Verkauf und der volle Kundenservice wieder aufgenommen. In anderen Niederlassungen, wie zum Beispiel denen von Reiff Reifen und Autotechnik, ist zumindest wieder ein eingeschränkter Geschäftsbetrieb möglich, jedoch weiterhin kein Verkauf von Neuwaren. Und es gibt Neuheiten zu den Gehaltszahlungen.
Unglaublich, dass man jede relevante Information über die Insolvenz des eigenen Unternehmens aus der Presse erfährt. Ein komplettes Versagen in der Kommunikationspolitik.
Erinnert an alte Zeiten…
Man sollte den Beschäftigen der deutschen FinTyre-Gruppe reinen Wein einschenken.
Welche Industrie(kette) wird in den heutigen Zeiten Geld in die Hand nehmen und in die ganzen Shops investieren bzw. übernehmen? Der Online-Handel wächst zu recht und nur um als Montagestationen präsent zu sein, ist das alles viel zu teuer.
Außerdem sind in vielen Gegenden schon genug Reifenhändler oder industrieabhängige Ketten erfolgreich tätig, da braucht es nicht einen weiteren Kostenfaktor am Bein. Traurig für die Mitarbeiter, aber Realität im deutschen Reifenmarkt 2020.
Deshalb wurden in der Vergangenheit auch alle großen Serviceketten weiter verkauft und nicht geschlossen. Reifen Müller oder Reifen John, um 2 bekannte Beispiele zu nennen.
Es gibt genug erfolgreiche Niederlassungen in der Branche und an vielen Standorten hat z.B. Reiff durch seine Größe und Lage einen großen Vorteil. Die Gebäude stehen, das Equipment ist vorhanden, die Mitarbeiter stehen bereit.
Den Online- und Großhandel, der seit Jahren in vielen Fällen querfinanziert oder deren Defizit von der Industrie ausgeglichen wird, als das Zukunftsfeld zu bezeichnen, halte ich nicht für realistisch. Eigene Niederlassungen mit positiven Ergebnissen sind in vielerlei Hinsicht ein Gewinn für die Reifenindustrie.
Umso besser, wenn die Niederlassungen mit den zitierten, positiven Ergebnissen sich so darstellen, spricht doch nichts dagegen, dass die Familie Reiff diese Ertragsperlen jetzt wieder für wenig Geld übernimmt.
Wie Alec Reiff schon sagte, er kennt die Abläufe seit Kindesbeinen, ist mit vielen Mitarbeitern “per Du” und es braucht ihm gefühlsmässig auch “nicht mehr weh zu tun”.
Demnach, was spricht dagegen?
Zunächst muss man festhalten, dass Alec Reiff mit dem technischen Handel angesichts der anstehenden Rezession und der engen Verzahnung mit der Industrie aktuell genug eigene Probleme hat. Eine Akquise ist dahingehend unrealistisch.
Die Reifenindustrie investiert angesichts hoher Kapitalerträge seit Jahren in Serviceketten und generiert dadurch, im Gegensatz zu anderen Investoren, vielfältigere Erträge als die reine Rendite, die für reine Finanzinvestoren eigentlich nicht extrem interessant ist.
Zudem suchen neue Reifenhersteller Möglichkeiten, sich mit Servicestationen auf den Markt zu positionieren. Das ist z.B. für die Betreuung von großen Flottenkunden unabdingbar.
Zum Thema Alec Reiff halte ich die negative Meinung über ihn, nachdem er das besagte Interview gegeben hat, für stark undifferenziert. Auch aus ihren Zeilen spricht der Hohn.
Sowohl für den Kauf von Reifen Krupp vor bald 9 Jahren, was den Beginn der Negativspirale darstellte, als auch den Verkauf an Bain Capital zeichnete sich aber sein Vater Eberhard Reiff hauptverantwortlich, der von Reiff-Mitarbeitern und Medien immer noch wie der große Ehrenmann dargestellt wird. Er verdankt seine Millionen aber den vielen langjährigen Mitarbeiten, die heute um ihre Existenz fürchten müssen.
Sein Sohn Alec kassiert nun für ihn die verbalen Prügel, obwohl er immerhin den Betrieb trotz hoher Ausstände bei Fintyre laufen lässt.
Die nächsten 2 Wochen werden uns sicher Klarheit über die Zukunft geben. Hoffen wir das Beste.
Im Gegensatz zu Ihnen hielt ich die Firma Krupp damals für ein grundsolides und vor allem ertragstarkes Unternehmen mit funktionierender Warenwirtschaft und Logistik und einem bestens etablierten Motorradreifenbusiness.
Bis dann Reutlingen kam und hier haben Sie recht, begann die Negativspirale.
Allerdings für die Firma Krupp.
Glauben Sie mir, die Reifenindustrie wird sich an den Reiff-Niederlassungen
weder die Hände noch weiter Geld verbrennen.
Ich denke nicht, dass da irgend ein Entscheidungsträger die Notwendigkeit eines Kaufes (egal zu welchem symbolischen Preis) sieht.
Entweder schlägt Familie Reiff nochmal zu und versucht sich wieder oder die Mitarbeiter haben ! bedauerlicherweise ! wenig Perspektiven einer Sicherung ihrer bisherigen Arbeitsplätze.
Die Zukunft wird es zeigen.