Langweilige Reifenhändler – Frank Danger ist sauer auf Abwerbekampagne der Bundeswehr
Reifenfachhändler Frank Danger aus Hameln ist sauer. Der Grund ist ein großes Plakat der Bundeswehr. Gesehen wurde es in Braunschweig. Auf dem Plakat steht: „Winterreifen. Sommerreifen. Winterreifen. Sommerreifen. Winterreifen. Sommerreifen. Winterreifen. Reif für einen Jobwechsel? Mach, was wirklich zählt.“ Für Danger ist das eine Abwerbekampagne die „an Geschmacklosigkeit, Dreistigkeit und Frechheit kaum zu überbieten“ sei. „Hier wird unser Berufsstand als langweilig diskriminiert. Auch die Bundeswehr benötigt Reifen, die irgendwelche ‚Langweiler‘ montieren müssen“, sagt er. Frank Danger hat sich an den Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseurhandwerk e.V. (BRV) gewandt und ihn dazu aufgefordert, gegen die Kampagne Beschwerde einzureichen. Der BRV wertet die Aktion allerdings nicht als direkte Abwerbemaßnahme der Bundeswehr von Mitarbeitern aus dem Reifenhandel. Zumal es verschiedene Plakate mit anderen Sprüchen gibt. Geschäftsführer Yorick M. Lowin sieht es als provokantes Wortspiel. Der BRV wird nicht dagegen vorgehen. Im Gegenteil. „Die Plakate ziehen Aufmerksamkeit auf sich, und die Leute denken beim Lesen an Reifenwechsel“, so Lowin. christine.schoenfeld@reifenpresse.de
Insofern solch ein Werbeplakat hier in Braunschweig in der direkten Nähe unseres Reifenhandels an einer Bushaltestelle hängt, empfinden wir es als Versuch, unsere Mitarbeiter abzuwerben. Auf dem Plakat heißt es “Zeit für einen Jobwechsel” und nicht Zeit für einen Reifenwechsel. Warum Herr Lowin diese klare Aufforderung zur Kündigung nicht als offene Abwerbung liest sondern als Aufforderung zum Reifenwechsel ist mir unerklärlich.
Diese zielgenaue Abwerbungskampagne von Mitarbeitern, die es in ähnlicher Form schon vor den Fordwerken in Köln und bei VW gab, wird aus Steuergeldern bezahlt. Wenn die Bundeswehr ihre Personalprobleme mit solch fragwürdigen und unfairen Kampagnen versucht zu lösen, sollte unser Branchenverband das nicht als Werbung für Reifenwechsel schön reden.
Joachim Kleppe
Reifen Bornemann GmbH
Braunschweig
Es heisst nicht “Zeit für einen Jobwechsel” sondern “REIF für einen Jobwechsel ?” – mit Fragezeichen. Ist schon ein Unterschied. Statt Feststellung ist es eine Fragestellung.
Ich denke, dass man hier aus einer Mücke einen Elefanten macht wird und dieser Protest auch noch zu Marketingzwecken missbraucht wird.
Die Betonung liegt auf WECHSEL. Hier wird weder direkt noch indirekt der Berufsstand von Reifenmonteuren diskreditiert noch bewusst gerade diese Klientel angeworben.
Hätte man das Wechseln der Oberbekleidung stattdessen erwähnt, wäre wohl auf keiner auf die Idee gekommen, dass der gesamte Einzelhandel in Frage gestellt wird.
Wenn die Werbung in der Nähe eines Automobilkonzerns oder Reifenhandels angebracht wird, ist das nicht geschmacklos, sondern genauso erlaubt und harmlos wie andere Zielgruppen-orientierte Werbung. Die Zielgruppe ist genauso die Kundschaft der Reifenhändler wie möglicherweise auch die Belegschaft.
Wenn bei den hier kritisierenden Unternehmen die Arbeitskräfte dadurch tatsächlich schwinden sollten, kann man nur anraten, über die eigenen Arbeitsbedingungen nachzudenken statt mit dem Zeigefinger auf provokante Werbung zu zeigen.
Im Übrigen: die Werbung der Bundeswehr wird von Steuergeldern bezahlt, richtig. Aber die Bundeswehr ist ja auch für hoheitliche Aufgaben da – somit ist das völlig legitim.
Wenn die Bundeswehr am bereits von Jobunsicherheit gebeutelten Ford-Standort Köln (8000 Mitarbeiter sollen in den nächsten Jahren in Deutschland gehen) mit dem zynischen Spruch “Job Fort? – komm zum Bund” wirbt, ist das zweifellos geschmack- und respektlos. Ich dachte immer, Respekt ist eine Tugend beim Bund. Wenn dann Premio augenzwinkernd auf eine ähnliche Plakataktion zu Lasten des Reifenfachhandels reagiert, halte ich das für eine mehr als angemessene Reaktion in einer Zeit, die vor allem im KFZ-Bereich durch Fachkräftemangel geprägt ist. Steuerfinanzierte Institutionen sollten nicht die steuern zahlenden, im harten Wind stehenden Handwerksbetriebe am Nasenring durch die Arena führen. Das ist armselig!