Taneja zu Michelins ATU-Beteiligung: „Customer Journey greifbar machen“
Zwar müssen die zuständigen Wettbewerbshüter der geplanten Michelin-Beteiligung an der Werkstattkette ATU noch ihren Segen erteilen, doch aufseiten des Reifenherstellers ist man unabhängig davon von der Logik dieses Schrittes voll und ganz überzeugt.
So jedenfalls Anish K. Taneja, seit 1. Januar President des Reifenherstellers mit Zuständigkeit für die bei ihm neu formierte Region Nordeuropa, im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG. Dass bei ATU mit Blick auf die jüngere Vergangenheit nicht alles immer ganz rund gelaufen ist, bereitet ihm dabei eigenen Worten zufolge „gar keine Bauchschmerzen“. Die Mobivia-Gruppe aus Frankreich als seit Ende 2016 neuer Eigner hinter der deutschen Werkstattkette arbeite hochprofessionell und sei in vielen europäischen Märkten erfolgreich, ist er ganz augenscheinlich überzeugt, dass auch bei ATU nun alles besser bzw. gut wird. Michelins Beteiligung an dem Unternehmen mit 20 Prozent – mehr sei „im Moment nicht angedacht“, so Taneja auf konkrete Nachfrage – gehe bei alldem auf ein „gemeinsames Bestreben“ sowohl des Reifenherstellers als auch Mobivias zurück. Zumal beide Seiten zuvor schon in anderen Märkten zusammengearbeitet hätten. Über den naheliegenden Heimatmarkt Frankreich hinaus verweist Taneja in diesem Zusammenhang beispielsweise etwa auf Spanien. Dabei betont er, dass der derzeitigen strategischen Ausrichtung Michelins folgend bei dem Projekt der Fokus auf dem B2C-Kanal, also dem Geschäft mit dem Verbraucher liegt.
Über ATU erhofft sich Michelin nämlich genauso wie über die eigene Euromaster-Kette bzw. deren angegliederten Franchisebetriebe einen noch engeren direkten Kontakt mit den Nutzern seiner Produkte. „Wir wollen die Consumer Journey greifbar machen“, erklärt Taneja die verstärkte Ausrichtung des Reifenherstellers auf die (End-)Kunden und deren Bedürfnisse. Das Ganze basiere dabei auf den drei Säulen Wachstum, Kunden und Mitarbeiter, wobei er als „Hebel“ außer einem beispielsweise durch die ATU-Beteiligung weiter verbesserten Marktzugang noch auf eine zunehmende Digitalisierung verweist. Dabei soll dieser in letzter Zeit beinahe inflationär benutzte Begriff für Michelin mehr sein als nur ein Schlagwort: Man wolle das Ganze – wie Taneja es formuliert – „in die Realität transformieren“. Zwar müsse man in diesem Bereich fraglos noch viel lernen. Doch allein mit dem ATU-Shop lasse sich schon „eine ganze Menge machen“. Das soll jedoch nicht bedeuten, dass Michelin zukünftig am Handel vorbei direkt (Online-)Geschäfte mit dem Verbraucher machen will. Im Gegenteil werde in Zukunft eher mehr noch als bisher auf starke Partner und eine gute Beratung gesetzt, wobei Letzteres – wie Taneja allerdings meint – „heute im Reifenhandel noch nicht flächendeckend umgesetzt“ sei. christian.marx@reifenpresse.de
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