„Runderes“ Produkt: Semperits neuer „Speed-Grip 3“
Einen Reifen mit guten Wintereigenschaften noch besser bzw. sicherer machen. So beschreibt Dr. Kristjan Ambroz – seit rund einem Jahr Geschäftsführer der Semperit Reifen GesmbH – die Herausforderung, vor der die Entwicklungsingenieure von Continental gestanden haben, als es um den Nachfolger des „Speed-Grip 2“ der zum deutschen Konzern gehörenden österreichischen Zweitmarke Semperit ging. Immerhin habe sich der 2011 im Markt eingeführte Vorgänger des jetzt vorgestellten „Speed-Grip 3“ – sagt Ambroz – „sehr gut in den Reifentests der letzten Jahre geschlagen“. Da noch eine Schippe draufzulegen, ist also leichter gesagt als getan, wenn das Ausgangsniveau der diversen Leistungsparameter ohnehin schon recht hoch ist.
Man könne zwar sehr schnell eine einzelne Reifeneigenschaft deutlich verbessern, so Robert Dworczak. Nach den Worten des schon über 30 Jahre mit der österreichischen Marke verbundenen Produkttechnikers ging es Semperit bzw. Conti beim „Speed-Grip 3“ aber darum freilich nicht, sondern um ein optimiertes „Gesamtpaket“ bzw. darum, ein noch „runderes“ Produkt zu entwickeln. Soll heißen: Verbesserungen bezüglich einzelner Teilbereiche, ohne dafür wesentliche Einbußen hinsichtlich anderer, bereits weitestgehend zufrieden stellender Eigenschaften in Kauf nehmen zu müssen. Wie Dworczak erklärt, hätten bei dem neuen Semperit-Winterreifen für Pkw ab der Mittelklasse aufwärts sowie für größere SUVs insbesondere Fortschritte bei der Sicherheit auf vereisten Fahrbahn sowie hinsichtlich Traktion und Handling auf Schnee ganz oben im Lastenheft gestanden. Bei Nässe und Trockenheit soll der Neue nichtsdestoweniger ein „gewohnt sicheres Niveau“ bieten können.
Um das anvisierte Ziel zu erreichen, wird beim „Speed-Grip 3“ zuallererst auf ein laufrichtungsgebundenes Profil gesetzt, weil dies laut Dworczak „sehr, sehr viele Vorteile“ mit sich bringt. Auf diese Weise ließen sich gute Fahreigenschaften auf vereisten, verschneiten, nassen und trockenen Fahrbahnen am besten unter einen Hut bringen, sagt er. Zusätzlich haben die Entwicklungsingenieure dem Winterreifen diverse neue Profilelemente spendiert, um so noch mehr Haftung auf vereisten Streckenabschnitten aufbauen, zugleich aber ein präzises Handling und kurze Bremswege gewährleisten zu können. Dazu zählen beispielsweise die sogenannten „Wischkanten“. Dahinter verbergen sich die Kanten der Profilblöcke und Lamellen in Querrichtung. Deren Anzahl wurde demnach deutlich erhöht, damit der beim Bremsen auf Eis entstehende Wasserfilm, auf dem der Reifen beim Bremsen letztlich ins Gleiten kommt, schneller abgeleitet werden kann, sodass der Wagen schneller zum Stehen kommt.
Für die Schneeeigenschaften wurden gleich drei neue Profilelemente entwickelt. So gibt es auf der Profilaußenseite im Übergangsbereich zur Seitenwand jetzt feine, an eine Gebirgssilhouette erinnernde Einschnitte. „Sie liefern zusätzliche Griffkanten, die beim Anfahren in tiefem Schnee, wie beispielsweise aus einer Parklücke, zusätzlichen Grip geben“, verspricht Conti. Für das Bremsen auf Schnee sei die Anzahl der Profilblöcke erhöht worden, um mehr Griffkanten für die gute Verzahnung mit Schnee und verstärkte Schnee-Schnee-Reibung in den Schulternuten sowie verbunden damit letztlich kürzere Bremswege auf verschneiten Straßen zu erreichen. Mit den sogenannten „Schneehaken“ in den Schulternuten erwähnt Robert Dworczak ein weiteres Merkmal des neuen „Speed-Grip 3“, mit dem der Reifenhersteller Vorteile beim Handling verbindet. Denn die kleinen, quer zur Laufrichtung des Reifens orientierten Kanten sind für ein Mehr an Griff und damit höhere Seitenführung beim Kurvenfahren auf Schnee zuständig.
Selbst wenn die Straße „nur“ nass ist, soll der Semperit-Winterreifen überzeugen können, weil eine Vielzahl tiefer Profilrillen Wasser gut aus der Bodenaufstandsfläche ableite und so eine entsprechend hohe Aquaplaningvorsorge biete. „Auf trockener Strecke liefern die vielen Profilblöcke guten Grip und sicheres Handling auch auf trockenem, kaltem Asphalt“, so der Reifenhersteller. Vonseiten des Unternehmens heißt es jedenfalls, gegenüber seinem Vorgängermodell könne der „Speed-Grip 3“ letztlich mit einem vier Prozent kürzeren Bremsweg auf Eis sowie mit jeweils um einen Prozentpunkt verbesserten Leistungen in Sachen Schneetraktion und Schneehandling glänzen. Beim Aquaplaning soll er ebenfalls leicht zugelegt haben, während in den anderen Disziplinen – genannt werden Trockenhandling, Trocken- und Nassbremsen, Laufleistung, Rollwiderstand – mehr oder weniger alles beim Alten geblieben sei.
„Der ‚Speed-Grip 3’ ist ein wunderbarer Winterreifen geworden, der sicherlich auch bei Tests wieder sehr gut abschneiden wird“, ist sich Dworczak im Hinblick auf den Neuen sicher, der im kommenden Herbst in 42 Dimensionen für Pkw und weiteren sechs für SUVs im Handel verfügbar sein wird. Das sind in Summe nicht nur 16 Größen (13 für Pkw, sechs für SUVs) mehr als beim Vorgänger, sondern es findet sich in dem Portfolio dabei auch bisher noch Exotisches wie etwa die speziell auf den neuen Renault Scenic zugeschnittene Größe 195/55 R20. Insgesamt will Conti mit dem „Speed-Grip-3“-Lieferprogramm 95 Prozent des Dimensionsbedarfes am Markt abdecken. „Nahezu alle handelsüblichen Pkw der Mittel- und Oberklasse können mit dem neuen ‚Speed-Grip 3’ bestückt werden“, so der Anbieter. Die Modelle für Pkw stehen demnach für Felgengrößen zwischen 15 und 20 Zoll mit Querschnitten von 55 bis 35 Prozent und Geschwindigkeiten bis 270 km/h bereit. Die für SUVs decken Felgendurchmesser von 17 bis 20 Zoll ab mit Querschnitten zwischen 55 und 45 Prozent sowie Geschwindigkeiten bis 240 km/h.
Um Autofahrer auf die besonderen Eigenschaften von Winterreifen und ihre Nutzung hinzuweisen, tragen die neuen Produkte von Semperit zwei Profilindikatoren. Zum einen zeigen sie die Vier-Millimeter-Profilgrenze an, unterhalb der Winterreifen in Österreich automatisch als Sommerreifen gelten und insofern dann nicht mehr bei Schnee oder Eis zugelassen sind. Ein zweiter Profiltiefenindikator weist auf die gesetzliche Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern hin, wobei Dworczak jedoch betont, dass Winterreifen bereits ab vier Millimetern Restprofil beginnen, hinsichtlich ihrer Sicherheitsreserven bei winterlichen Fahrbahnverhältnissen einzubüßen. Den Produktionsstart des neuen Reifens hat Semperit zudem zum Anlass genommen, das Seitenwanddesign des Reifens zu überarbeiten: Schneeflocken als Designelemente sollen auf seinen Einsatzbereich hinweisen, und der Bereich für die gesetzlich vorgegebenen Angaben oberhalb der Felge wird durch einen sogenannten Schraffurrahmen in die Gestaltung einbezogen. Zudem werden Marke, Produktname und Reifengröße voneinander abgesetzt und wird das Logo nun deutlicher hervorgehoben. christian.marx@reifenpresse.de
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